Wenn in der kommenden Woche die Spielemesse Gamescom ihre Tore öffnet, dürfte es voll werden in den Kölner Messehallen. Die Tagestickets für Privatbesucher waren so schnell ausverkauft wie nie zuvor, die Gamescom 2016 könnte sogar ihren Besucherrekord aus dem vergangenen Jahr brechen. Im Jahr 2015 hatten 345.000 Menschen die Messe besucht.
Spiele für Smartphones, Computer und Konsolen werden immer beliebter. Besonders eindrücklich zeigt das der aktuelle Hype um Pokémon Go. Dabei gehen Spieler mit dem Smartphone in der realen Welt auf die Jagd nach virtuellen Monstern. Der Ansturm auf das im Juli lancierte Spiel legte weltweit Server lahm, Ende Juli war Pokémon Go bereits mehr als 75 Millionen Mal heruntergeladen worden.
Nintendo hat Markt für mobiles Gaming erschlossen
Der Games-Markt ist groß und hat Wachstumspotenzial – aber er ist nicht für alle Beteiligten lukrativ. Auch das zeigt das Beispiel von Pokémon Go. Nachdem sich das Spiel auf Anhieb als Erfolg erwiesen hatte, rissen sich Investoren um die Aktie des japanischen Spieleherstellers Nintendo, den Vermarkter der Pokémon-Reihe. Binnen weniger Tage verdoppelte sich der Aktienkurs. Die Euphorie war allerdings nicht von Dauer.
Investoren mussten feststellen, dass Nintendo an dem Spiel gar nicht so viel verdient wie gedacht. Der Download von Pokémon Go ist kostenlos, einzige Einnahmequelle sind Käufe innerhalb der App, etwa zusätzliches Equipment. Daran verdienen wiederum der App-Store und das Startup Niantic, das Pokémon Go entwickelt hat, mit. Nintendo hat das Franchise für die Marke Pokémon bereits vor Jahren ausgelagert und bekommt nur einen kleinen Teil des Geldes, das der Hype in die Kassen der Games-Industrie spült. Der Konzern verkündete denn auch, dass der Erfolg von Pokémon Go kaum Einfluss auf das Jahresergebnis haben würde. Die Folge: Der Kurs der Nintendo-Aktie sackte inzwischen wieder ab.
Noch immer liegt der Nintendo-Aktienkurs rund 50 Prozent höher als vor dem Pokémon-Peak. Das ist durchaus gerechtfertigt, sagt Neil Wilson, Analyst des Londoner Trading-Hauses ETX Capital. Immerhin habe das japanische Unternehmen mit Pokémon Go begonnen, den Markt für mobiles Gaming zu erschließen. Andere Analysten sehen es ähnlich und bescheinigen der Nintendo-Aktie auf lange Sicht Aufwärtspotenzial. Sollte es dem Konzern gelingen, Spiele-Klassiker wie Mariokart oder Legend of Zelda für das Smartphone zu adaptieren, könnten weitere Kurssprünge bevorstehen.
35 Milliarden US-Dollar mit Smartphone-Spielen
Auch die Aktie des Spieleherstellers Activision Blizzard könnte ihren aktuellen Aufwärtstrend fortsetzen. Erstens ist das Online-Actionspiel Overwatch, das im Mai lanciert wurde, extrem erfolgreich. Zweitens scheint sich die Übernahme des britischen Unternehmens King Digital Entertainment Ende vergangenen Jahres auszuzahlen. King Digital setzt im Gegensatz zu Activision Blizzard nicht auf Online-Multiplayer-Games mit erstklassiger Grafik, sondern auf Smartphone-Spiele wie Candy Crush, eine Art Tetris mit Bonbons. Analysten rechnen damit, dass der Schritt in den Smartphone-Spielemarkt dem Umsatz von Activision Blizzard einen Schub geben wird.
Generell gelten jene Games-Hersteller als vielversprechend, die am Geschäft mit Smartphone-Spielen mitverdienen. Dieser Markt gilt Branchenkennern als besonders wachstumsstark. In den Industriestaaten besitzt mittlerweile fast jeder mindestens ein Smartphone, und Handy-Games bringen selbst jene Nutzer ans Spielen, die nicht zur klassischen Zielgruppe von Computerspieleherstellern gehören, zeigen Studien. Hersteller dürften mit Spielen für Smartphone und Tablet im laufenden Jahr weltweit 35 Milliarden US-Dollar umsetzen, schätzt die Beratungsgesellschaft Deloitte – das wären 20 Prozent mehr Umsatz als im vergangenen Jahr.
Auch der US-Spielehersteller Electronic Arts bietet mehrere Spiele fürs Handy an, etwa den Städtebau-Klassiker Sim City. Seine Aktie ist derzeit zwar vergleichsweise hoch bewertet. Analysten, unter anderem von Credit Suisse und Barclays, sehen aber Potenzial für weitere Kurssteigerungen.