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Wochenrückblick Der Pokémon-Go-Hype

Der Hype um das Spiel Pokémon Go treibt die Nintendo-Aktie an. Außerdem: Brexit, Bayer/Monsanto und Gabriels Schmach.

Pokémon Go: Neue Spielwelt

Mancherorts wird das Spiel zur Gefahr: Beim Autofahren sollte man es nicht spielen - Foto: dpa
Mancherorts wird das Spiel zur Gefahr: Beim Autofahren sollte man es nicht spielen - Foto: dpa

Selbst wenn Sie sich nicht für Computerspiele, Spiele-Apps und Konsolen interessieren, dürften Sie in dieser Woche über den Begriff „Pokémon Go“ gestolpert sein. Und vielleicht haben Sie sich gefragt, was das für ein außergewöhnliches Spiel ist und warum alle Welt darüber berichtet? Möglicherweise haben Sie auch wahrgenommen, dass ein islamischer Gelehrter das Spiel zur Sünde erklärt hat, dass in Kalifornien zwei Spieler von einer Klippe gestürzt sein sollen und dass hierzulande Anwälte Tipps zur rechtssicheren Monsterjagd geben.

Denn darum geht es bei Pokémon Go, die Spieler begeben sich mit ihrem Smartphone auf die Suche nach Pokémon-Figuren. Sie orientieren sich dabei an Karten der Umgebung, wo sich gerade aufhalten. Haben sie ein Monster entdeckt, müssen sie den Ort auf der Karte in der realen Welt aufsuchen, um die Pokémon-Figur einzufangen.

Der Hype um das Spiel hat dem Videospielkonzern Nintendo einen ungeahnten Höhenflug seiner Aktie beschert. Nach dem das Spiel App-Charts im Sturm eroberte, schossen auch die Anteilsscheine in die Höhe.

Infografik: Der Pokémon-Effekt | Statista


Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Für Nintendo ist Pokémon Go eine Art Rettungsanker, denn im Kerngeschäft mit Spielekonsolen war das japanische Unternehmen hinter die Konkurrenz von Sony und Microsoft zurückgefallen. Bietet das vom Studio Niantic entwickelte Spiel nun einen Ausweg? Das wird die Zukunft zeigen, denn Nintendo wird nur einen Teil der Einnahmen erhalten. Der Spielekonzern ist mit 33 Prozent an der Pokémon Company beteiligt, die die Rechte an den Figuren an Niantic lizensiert hat.

Außerdem ist fraglich, wie viel Geld der Hype überhaupt einbringt, schließlich kann das Spiel kostenlos auf das Smartphone geladen werden. Die Kassen klingeln erst, wenn die Spieler für zusätzliche Inhalte zahlen. Und wie lange der Hype anhält muss man auch erst sehen. Oder kann sich noch jemand an Second Life erinnern?

Sigmar Gabriel: Gericht kippt Ministererlaubnis

Figure Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel wehrt sich gegen die Kritik der Richter gegen seine Ministererlaubnis
Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel wehrt sich gegen die Kritik der Richter gegen seine Ministererlaubnis - Foto: dpa

Eigentlich wollte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel seinen wohlverdienten Urlaub genießen. Doch dann machte ihm das Oberlandesgericht Düsseldorf einen Strich durch die Rechnung. Das Gericht kassierte seine Ministererlaubnis für die Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch den Handelsriesen Edeka. Als „rechtswidrig“ stuften die Juristen Gabriels Entscheidung ein, mit der er sich über Bedenken des Kartellamts und der Monopolkommission hinweggesetzt hatte.

Die Richter äußerten den Verdacht, Gabriel sei in dem Verfahren befangen und nicht neutral gewesen. So habe er geheime Gespräche mit den Chefs von Edeka und Tengelmann geführt, obwohl es eine Gegenofferte für Kaiser’s Tengelmann vom Konkurrenten Rewe gegeben habe. Außerdem wiesen sie Gabriels Argumentation zurück, wonach die Ministererlaubnis dem Erhalt von Arbeitsplätzen und damit dem Gemeinwohl diene.

Das mochte der Minister nicht auf sich sitzen lassen. Mit scharfen Worten wies er die Behauptungen der Richter zurück. „Eine ganze Reihe falscher Tatsachenbehauptungen“ stelle das Gericht auf. Unter anderem nenne es falsche Termine für die angeblichen Geheimgespräche, bei denen es sich in Wirklichkeit um Vier-Augen-Gespräche gehandelt habe. Rewe sei über die Termine informiert gewesen und habe Akteneinsicht bekommen. Das wiederum weist Rewe zurück.

Gabriel will das Urteil jedenfalls so nicht hinnehmen. Um sich doch noch durchzusetzen, stehen dem Minister zwei Möglichkeiten zur Verfügung: eine Nichtzulassungsbeschwerde vor dem Bundesgerichtshof oder das Urteil in der Hauptsache abwarten, gegen das dann vorgegangen werden kann. Vorerst bleibt alles in der Schwebe.

Großbritannien: Mays Brexit-Kabinett

Hofknicks: Theresa May wird von der Queen zur Premierministerin ernannt - Foto: Getty Images
Hofknicks: Theresa May wird von der Queen zur Premierministerin ernannt - Foto: Getty Images

In Großbritannien überschlugen sich die Ereignisse in dieser Woche: Schneller als erwartet löste Theresa May David Cameron als Premierminister ab. Möglich wurde das durch den Rückzug ihrer innerparteilichen Konkurrentin Andrea Leadsom, die aus dem Rennen um den Vorsitz bei den konservativen Tories ausstieg. Damit bleibt Großbritannien eine wochenlange politische Hängepartie erspart.

Das Land wird nun von einer Regierungschefin geführt, die eigentlich für den Verbleib des Landes in der EU war. Sie will aber das Vereinigte Königreich aus der Gemeinschaft führen und das Beste daraus machen. Schlüsselpositionen hat sie mit ausgewiesenen Brexit-Befürwortern besetzt. Der Wortführer der Leave-Kampagne Boris Johnson wird sogar Außenminister, was angesichts seines nicht gerade diplomatischen Auftretens für viel Spott sorgte. Ein britisches Boulevardblatt entschuldigte sich sogar bei der ganzen Welt:

Aus dem Rennen um das Amt des Tory-Parteichefs hatte sich Johnson frühzeitig zurückgezogen. Ihm und anderen „Brexiters“ wurde vorgeworfen, sie hätten keinen Plan für den Ausstieg aus der EU.

Nun werden sie einen entwickeln müssen. May hat eigens ein Brexit-Ministerium geschaffen, das von dem eingefleischten EU-Gegner David Davis geführt wird. Er und nicht Johnson wird die Ausstiegsverhandlungen mit Brüssel führen. Noch steht Davis aber vor dem Nichts: Sein Ministerium hat weder einen Amtssitz noch Personal.

Das Problem hat der neue Schatzkanzler Philip Hammond nicht. Er übernimmt den Posten von George Osborne, einem Cameron-Vertrauten, den May aussortiert hat. Hammond, der bisher Außenminister war, hat sich gegen den Brexit ausgesprochen. Die neue Premierministerin erwartet von ihm eine Abkehr von der Sparpolitik seines Vorgängers. Denn May will eine andere Politik, die sich an den Bedürfnissen der einfachen Bürger orientiert und nicht an denen der privilegierten Briten.

Monsanto-Offerte: Bayer legt nach

Monsanto ist weltweit führend bei Saatgut - aber der Konzern ist auch umstritten - Foto: Getty Images
Monsanto: Bayer will den Saatguthersteller unbedingt kaufen - Foto: Getty Images

Der Bayer-Konzern lässt im Poker um den amerikanischen Saatguthersteller Monsanto nicht locker. Weil dem US-Unternehmen die bisherige Offerte in Höhe von 62 Mrd. Dollar zu niedrig war, legte der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern noch 2 Mrd. Dollar obendrauf. „Bayer hat die feste Absicht, diese Transaktion abzuschließen“, sagte Vorstandschef Werner Baumann. Es habe in den vergangenen Wochen vertrauliche Gespräche mit Monsanto gegeben. Vor diesem Hintergrund habe Bayer das Angebot erhöht.

Monsanto teilte lediglich mit, das Angebot werde geprüft. Danach werde man sich äußern. Einige Analysten glauben, dass der Preis dem US-Konzern immer noch zu niedrig ist. Andererseits gibt es aber auch Investoren, die auf einen Abschluss drängen. Denn Monsantos Verhandlungsposition ist schwächer geworden, nachdem der Saatguthersteller zuletzt schwache Zahlen bekannt gegeben hatte.

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