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Kursfantasie Microsoft: Was die Activision-Blizzard-Übernahme für Anleger bedeutet

Geht der Deal endlich über die Bühne: Microsoft will den Spieleentwickler Activision Blizzard übernehmen
Geht der Deal endlich über die Bühne: Microsoft will den Spieleentwickler Activision Blizzard übernehmen
© IMAGO / NurPhoto
Lange Zeit stand auf der Kippe, ob Microsoft den Videospielproduzenten Activision Blizzard kaufen darf. Jetzt gibt es Grund zur Hoffnung. Das beflügelt die Kursfantasien der Anleger.

Mit Spannung verfolgen Aktionäre und Videospielfans in den vergangenen anderthalb Jahren die Geschehnisse rund um den 69-Mrd.-Dollar-Übernahmedeal von Microsoft und Activision Blizzard. Kartellbehörden machten dem Megadeal immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Inzwischen müssen die beiden Unternehmen allerdings nur noch an der britischen Aufsichtsbehörde CMA vorbei. Eine neue Vereinbarung macht das Zustandekommen der Fusion nun wahrscheinlicher.

Für Anleger macht das nicht nur Microsoft als angehenden Platzhirsch der Gaming-Branche interessanter. Auch der französische Spieleentwickler-Konkurrent Ubisoft könnte als lachender Dritter aus der Partie hervorgehen. Microsoft und Activision Blizzard wollen die britischen Kartellwächter nämlich mit einem neuen Angebot überzeugen: Alle außereuropäischen Streamingrechte für die Spiele von Activision Blizzard sollen in den kommenden 15 Jahren an den Wettbewerber Ubisoft gehen. Das ist ein großes Zugeständnis, immerhin gilt Cloud-Gaming als die Zukunft der Branche – es könnte Konsolen eines Tages ersetzen.

Sollte die Übernehme zustande kommen, würde sich Microsoft mit Activision Blizzard in jedem Fall einen dicken Fisch angeln. Das Unternehmen ist mehr wert als der japanische Videospielriese Nintendo (55 Mrd. US-Dollar Börsenwert) und unter anderem für Spiele-Bestseller wie die „Call of Duty“-Reihe, „Crash Bandicoot“ oder die „Candy Crush Saga“ verantwortlich. So war etwa „Call of Duty: Modern Warfare II“ laut dem US-Marktforschungsinstitut NPD Group das meistverkaufte Videospiel des vergangenen Jahres.

Hoffnungsträger Cloud-Gaming

Im Konsolengeschäft hängt Microsoft mit seiner Xbox bislang laut eigenen Angeben hinter den Marktführern Sony und Nintendo hinterher. Das soll vor allem daran liegen, dass die Konkurrenz bei den Exklusivspielen die Nase vorn hat. Beim Cloud-Gaming dominiert allerdings Microsoft mit einem Anteil von 60 bis 70 Prozent schon jetzt den Markt. Mithilfe des Activision-Deals könnte Microsoft nun auch im Konsolen-Geschäft aufholen.

Doch im Gegensatz zu vielen anderen Playern in der Gaming-Branche ist Microsofts Erfolg nicht von Videospielen allein abhängig. Aktuell spielt der Konzern vor allem mit seinen Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) seine Stärken aus, zum Beispiel durch seine Anteile an Open AI, dem Unternehmen hinter ChatGPT. Darum sind Analysten in Bezug auf die Aktie des Tech-Riesen enthusiastisch – trotz der Wackelpartie rund um die Übernahme. Zwar ist der Konzern mit einem KGV von 30 verhältnismäßig teuer. Dennoch rät die überwiegende Mehrheit der Analysten zum Kauf und setzt das mittlere Kursziel auf 389 Dollar (aktueller Kurs: 328 Dollar).

Activision Blizzard dürfte allerdings kurz vor der Fusion kein guter Last-Minute-Kauf sein. Das Aufwärtspotenzial hält sich Expertenschätzungen zufolge in Grenzen. Wer bereits Anteile des Unternehmens hält, kann bei einem Übernahmedeal mit 95 US-Dollar pro Aktie rechnen. Aktuell liegt der Kurs bei rund 92 Dollar, Analysten raten demnach überwiegend zum Halten. Sollte der Deal wider Erwarten doch noch auf den letzten Metern platzen, wäre das für bereits investierte Aktionäre wohl kein Beinbruch, im Gegenteil: Experten rechnen dann mit Aktienrückkäufen sowie einer Sonderdividende.

Auf Ubisoft setzen?

Sollte Microsoft die britische Wettbewerbsbehörde tatsächlich überzeugen, dürfte auch die Ubisoft-Aktie davon profitieren. Das Unternehmen zählt zu den größten Spieleentwicklern Europas und hat Kassenschlager wie die Assassins-Creed-Reihe hervorgebracht. Zuletzt steckte Ubisofts Aktienkurs in einer jahrelangen Abwärtsspirale fest. Ein Grund: Immer wieder blieben die Unternehmensgewinne hinter den Erwartungen zurück. Einer der Hoffnungsträger des Publishers ist nun das für 2024 erwartete Spiel „Star Wars Outlaw“, ebenso wie geplante Handyspiele für den Streaminganbieter Netflix. Analysten raten allerdings trotz dieser Hoffnungsträger überwiegend zum Halten. Das mittlere Kursziel liegt Expertenschätzungen zufolge bei rund 31 Euro, bei einem aktuellen Kurs von fast 29 Euro. Das Aufwärtspotenzial hält sich demnach derzeit in Grenzen. Ob die Microsoft-Zugeständnisse bei einem Übernahmedeal einen positiven Effekt haben, bleibt abzuwarten.

Im Januar 2022 hatte Microsoft angekündigt, Activision Blizzard übernehmen zu wollen. Bis zum 18. Juli dieses Jahres hätte der Deal eigentlich eingetütet sein müssen. Doch verschiedene Kartellbehörden weltweit legten sich quer. So äußerte die US-Wettbewerbsaufsicht Federal Trade Commission (FTC) etwa Bedenken, Microsofts Marktmacht in der Gaming-Branche würde gegenüber der Konkurrenz zu groß werden – etwa, wenn die „Call of Duty“-Spiele künftig nur noch auf der Microsoft-Konsole Xbox spielbar wären.

Also vereinbarten die Unternehmen eine 90-tägige Fristverlängerung für den Übernahmevertrag. Gegenüber der FTC konnte Microsoft bereits vor Gericht einen Teilsieg verbuchen. Auch die Kartellwächter der EU und Neuseelands haben die Fusion inzwischen genehmigt. Die britische Aufsichtsbehörde will bis zum 18. Oktober eine Entscheidung treffen. Bis dahin bleibt die Übernahme eine Zitterpartie.

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