Die Gerüchte schwelten seit Wochen, trotz mehrfachen Dementis. Jetzt scheint die Übernahme so gut wie beschlossen: Der italienische Modekonzern Prada hat sich Medienberichten zufolge mit Anbieter Capri auf einen Kaufpreis für den heimischen Konkurrenten Versace geeinigt.
Es sei ein Preis von fast 1,5 Mrd. Euro für das Modehaus vereinbart worden. Das berichtete „Bloomberg“ am Sonntag und berief sich dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine erste umfassende Prüfung des potenziellen Unternehmenskaufs habe keine Risiken aufgezeigt. Prada und Versace-Eigentümer Capri könnten den Deal deshalb noch im März abschließen.
Sicher ist das aber nicht. Zeitpunkt und Wert des Geschäfts könnten sich noch ändern und die Gespräche scheitern, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Luxus-Marken verhandeln seit Januar
Aktuell gehört Versace noch zum multinationalen Mode-Unternehmen Capri Holdings, das auch die Luxus-Marken Michael Kors und Jimmy Choo hält. Capri bietet seine italienische Luxus-Tochter schon seit einer Weile zum Kauf an: Erste Gespräche mit Prada wurden bereits am 10. Januar bekannt, als die italienische Tageszeitung „Il Sole 24 Ore“ das Mailänder Modehaus als potenziellen Interessenten für Versace benannte. Das Luxusunternehmen soll vier Wochen lang exklusive Verhandlungen mit dem multinationalen Unternehmen Capri geführt haben.
Prada Aktie steigt
Im Februar berichtete Reuters zudem exklusiv, dass Prada Zugang zu den Finanzdaten von Versace erhalten hat – bevorzugt vor anderen potenziellen Käufern. Die italienische Presse hatte in den letzten Wochen mehrfach angedeutet, dass Prada den Vorgang von Goldman Sachs und der italienischen Citibank prüfen und bewerten lasse. Das von Miuccia Prada und Patrizio Bertelli geführte und von Andrea Guerra geleitete Luxusunternehmen lehnt Stellungnahmen zu den Verhandlungen bislang ab.
Ein Zusammenschluss aus Prada und Versace könnte den Grundstein für eine italienische Modegruppe legen, um den globalen Luxus-Riesen LVMH und Kering Konkurrenz zu machen. Die Aussicht ließ die Prada-Aktie im Verlauf des Montagvormittags um 4,5 Prozent nach oben auf 8,82 Euro steigen.
Geplatzte Konzernfusion
Dass Capri eine seiner Luxus-Marken überhaupt ins Schaufenster stellt, ist Folge einer geplatzten Konzernfusion: Im Jahr 2023 hatte der US-Konzern Tapestry, zu dem Marken wie Coach und Kate Spade gehören, angekündigt, Capri übernehmen zu wollen. Der Deal galt als Versuch, einen neuen globalen Modegiganten zu erschaffen, der mit den europäischen Branchenriesen mithalten kann. Ein Bundesgericht in New York stoppte die 8,5 Mrd. Dollar schwere Übernahme jedoch Ende Oktober 2024 nach einem Einspruch der US-Kartellbehörde. Daraufhin wurde die Fusion der beiden Mode-Riesen einvernehmlich abgeblasen.
Capri beauftragte anschließend die Barclays Bank, weiterer strategischer Optionen zu prüfen. Dazu gehörte nach Angaben von Reuters der Verkauf der Marken Versace und Jimmy Choo. Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur, dass sogar die gesamte Capri-Gruppe zum Verkauf stehen könnte.
Nun naht ein Millardendeal mit Prada. An dem 1,5-Mrd.-Euro-Preisschild von Versace gibt es allerdings auch Zweifel: Schließlich hatte Capri Holdings die Marke im Jahr 2018 von der Familie Versace und Blackstone für 1,83 Mrd. Euro inklusive Schulden übernommen. Das Modelabel, das die bald 70-jährige Donatella Versace kreativ leitet, leidet zudem stärker als andere unter der Flaute im Luxussektor. Für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres verzeichnete Versace einen Umsatz von 193 Mio. Dollar. Das entspricht laut dem Quartalsbericht von Capri einem Rückgang von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.