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Börse Immobilienaktien: Schnäppchen nach Kursverfall

Vonovia-Schaukasten mit Wohnungsangeboten in Dresden
Die Aktie des Wohnungskonzerns Vonovia ist in den letzten Monaten abgestürzt
© IMAGO / Sylvio Dittrich
Im Zuge der Zinswende haben etliche Immobilienaktien massiv an Wert verloren. Doch anstatt die Titel über einen Kamm zu scheren und in Sippenhaft zu nehmen, lohnt der dezidierte Blick auf die Branche. Diese Kandidaten bieten gute Einstiegschancen

Viele Aktien von Immobilienunternehmen kannten zuletzt nur eine Richtung – nach unten. Schuld daran haben vor allem die steigenden Zinsen, die die Immobilienpreise auf Talfahrt schicken und zugleich das Kreditausfallrisiko erhöhen. Einige der Aktiengesellschaften müssen ihre Objekte unter Buchwert verkaufen, um Refinanzierungen stemmen zu können. Außerdem zeichnet sich im Gewerbesektor eine langfristig schwache Nachfrage ab, da der Trend zum Homeoffice vielerorts anhält. Die Branche steht gehörig unter Druck: Sie muss sich an das veränderte Zinsumfeld anpassen und bestehende Geschäftsmodelle neu denken.

Für Investoren sind all diese Faktoren Risiko und Chance zugleich. Durch den Ausverkauf ergeben sich günstige Kaufgelegenheiten und angesichts der Heterogenität der Branche auch attraktive Wachstumschancen. „Hier schlummern immense Werte“, sagt Marc Kiewitz, Head of German Markets beim Broker Activtrades Europe. Ein Teilbereich, der ihm zufolge gute Aussichten hat, sind Rechenzentren, die vom Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) profitieren, sowie große Player mit diversifizierten Portfolios. Christian Henke, Senior Analyst beim Broker IG Europe, sieht auch andernorts Chancen: „Interessant scheinen die Sektoren Wohnen, Logistik, Hotels und Science Parks zu sein“, sagt er. Hier sei der Nachfrageüberhang besonders spürbar. Was langfristig für die Branche spricht, sind zudem der schwächelnde Wohnungsbau und anziehende Mietpreise, die in Aktienkurse eingepreist werden.

Vonovia: Schlechte Nachrichten sind eingepreist

Der Platzhirsch am Markt ist mit einem Börsenwert von 14,5 Mrd. Euro der Wohnungskonzern Vonovia. Zum Portfolio zählen rund 550.000 Wohneinheiten in Deutschland, Österreich und Schweden, die sich Vonovia durch gezielte und mitunter exzessive Zukäufe ins Portfolio einverleibt – oft auf Pump. Während dies in Zeiten billigen Geldes relativ unproblematisch war, ist seit der Zinswende eine Rolle rückwärts angesagt. Vonovia muss Bestandsimmobilien verkaufen, um seine Schulden abzubauen und Refinanzierungen zu stemmen. Neue Bauvorhaben sind vorerst nicht geplant.

Die eingetrübten Aussichten haben Vonovias Aktienkurs massiv einbrechen lassen: Auf Jahressicht hat das Papier über 40 Prozent an Wert verloren. Trotzdem – oder gerade deswegen – raten Analysten jetzt zum Aufstocken. Das mittlere Kursziel von insgesamt 16 Analysten auf der Börsenplattform Marketscreener liegt bei knapp 31 Euro und damit rund 74 Prozent über dem letzten Schlusskurs. Ein Grund für die optimistische Einschätzung: Ein Großteil der schlechten Nachrichten sei bereits eingepreist und die Aktienkurs-Baisse biete insofern eine günstige Einstiegsgelegenheit.

TAG Immobilien lockt der polnische Markt

Chancen bieten sich momentan auch bei LEG Immobilien. Mit einer Marktkapitalisierung von 3,8 Mrd. Euro zählt das Wohnungsunternehmen zu den Größen der deutschen Immobilienbranche. LEG ist seit Juni 2023 im MDax notiert und konzentriert sich auf die Vermietung von Wohnraum in Nordrhein-Westfalen. Was für den kleineren Vonovia-Konkurrenten spricht: Laut diverser Medienberichte von Ende Mai sollen gleich mehrere Insider LEG-Papiere aufgestockt haben – sogenannte Director’s Dealings. Das ist als positives Zeichen mit Blick auf LEGs erwartetes Kurspotenzial zu sehen. Weniger erfreulich für Aktionäre – zumindest auf kurze Sicht – war hingegen die Entscheidung des Konzerns, seine Dividende zu streichen, um die Bilanz zu stärken. Die Aktie hat auf Jahressicht rund 37 Prozent an Wert verloren und notiert zurzeit bei 50,60 Euro. Das mittlere Kursziel der Analysten liegt bei fast 80 Euro.

Ein weiterer attraktiver Kandidat ist TAG Immobilien. Das ebenfalls im MDax notierte Unternehmen bringt es auf einen Marktwert von 1,4 Mrd. Euro. Im Fokus der Geschäftstätigkeit steht für die Hamburger das Vermietungsgeschäft in Nord- und Ostdeutschland. Für Rückenwind sorgen auch die anlaufenden Aktivitäten in Polen: TAG baut sein Immobiliengeschäft mit Hinblick darauf aus, dass der polnische Wohnungsmarkt zu den am wenigsten gesättigten in Europa zählt. Zudem setzt TAG gezielt auf Synergieeffekte: Cashflows aus dem deutschen Portfolio werden genutzt, um Wohnungen in Polen zwecks Vermietung oder Verkauf zu entwickeln. Auf Jahressicht hat der Titel fast 27 Prozent an Wert eingebüßt, wobei der Trend zuletzt aber wieder aufwärts zeigte. Analysten sehen bei TAG ein Kurspotenzial von 18 Prozent.

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