Inmitten der jüngsten Börsen-Turbulenzen stehen zahlreiche Branchen vor großen Herausforderungen. Vor allem Immobilien-Investoren brauchen starke Nerven: Nach einem Jahrzehnt des Booms und einem kurzweiligen Hoffnungsschimmer zum Jahresende 2022 stehen viele von ihnen vor einem Scherbenhaufen. Die Papiere der großen Immobilienentwickler sind in den vergangenen Handelswochen durch die Bank weg abgeschmiert. Das sieht man hierzulande, aber noch deutlicher in den USA. Dort sind die Preise für Immobilien den sechsten Monat in Folge gesunken. Ausgelöst durch den Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Fed und die dadurch deutlich gestiegenen Hypothekenzinsen ziehen sich Käufer immer weiter vom Markt zurück.
Besonders hart trifft es Gewerbeimmobilien: Durch den offenbar dauerhaften Wechsel ins Homeoffice stehen gigantische Büroflächen leer. Laut einem Bericht von CommercialEdge, einem Datenanbieter für Immobilienfirmen, lag die landesweite Leerstandsrate Ende Oktober 2022 bei 16,3 Prozent und damit um 1,5 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Noch härter trifft es die Metropolen: Der größte Büroflächenmarkt des Landes ist New York mit über 50 Millionen Quadratmetern. Bloomberg-Daten zeigen, dass gerade einmal 40 Prozent der Büroflächen im Big Apple genutzt werden – und das könnte noch eine Weile so bleiben. Laut der Analyseplattform Placer.ai wandern die New Yorker „mit rasender Geschwindigkeit“ nach Florida ab, aufgrund niedrigerer Steuern und geringerer Lebenshaltungskosten.
Immobilienaktien sind extrem volatil
Für die Eigentümer der entsprechenden Mietobjekte bedeutet das nicht nur sinkende Mieteinnahmen, sondern oft auch einen Wertverlust. Der Zinserhöhungszyklus tut sein Übriges, indem er die Kreditkosten immer weiter in die Höhe treibt. Das bringt die ersten Unternehmen bereits ins Wanken: So ist beispielsweise der Gewerbeimmobilien-Eigentümer Columbia Property Trust bei seinen Ratenzahlungen für Türme in New York und San Francisco bereits in Verzug. Vereinzelt beginnen Immobilienentwickler damit, günstig Bürohochhäuser aufzukaufen und in Wohngebäude umzuwandeln.
Wer sich in dieser Zeit also an den Immobilienmarkt heranwagen möchte, greift besser zu Sektoren abseits von Büroimmobilien, etwa Mehrfamilienhäuser oder Fabriken. Doch auch hier ist äußerste Vorsicht angebracht – die Papiere sind in ihrer Mehrheit ebenfalls volatil und die Aussichten für den weiteren Jahresverlauf bleiben trüb. Die beste Wahl für risikofreudige Anleger sind dabei REITs: REIT steht für Real Estate Investment Trust und ist eine Sonderform der Immobilien-Aktie. Ähnlich wie Immobilienfonds kaufen, verwalten und vermieten REITs Einzelobjekte oder ganze Immobilienportfolios mit den Geldern ihrer Anleger. Im Gegensatz zu offenen Fonds können ihre Papiere aber jederzeit an der Börse gehandelt werden, ganz ohne Aufschläge. Ein weiterer Vorteil für Anleger: Ihre Ausschüttungen sind auf Unternehmensebene steuerfrei. Dadurch können sie höhere Dividenden ausschütten als herkömmliche börsennotierte Immobilien-Unternehmen.
In Deutschland ist es REITs verboten, in Wohnimmobilien zu investieren. Dementsprechend ist die Auswahl begrenzt. Eine interessante Option ist die Hamborner Reit AG. Der REIT verfügt über Immobilien in Städten in ganz Deutschland, wobei der Schwerpunkt auf Einzelhandelsflächen, Fachmärkten sowie Ärztezentren, aber auch Büros liegt. Das Analysehaus Warburg Research hat Hamborner REIT in seiner Analyse von Mitte Februar auf „Buy“ mit einem Kursziel von 10 Euro belassen. Aktuell notiert das Papier bei knapp über 7 Euro. Sowohl die Resultate als auch der erstmals gegebene Ausblick des Gewerbeimmobilien-Spezialisten sähen ordentlich aus, so die Studienautoren. Hamborner bietet zudem eine äußerst attraktive Dividendenrendite von 6,61 Prozent (2023).
Ein interessanter US-REIT ist Stag Industrial: Das Unternehmen besitzt 563 Industrieimmobilien in den USA, die zu großen Teilen als Lagerhäuser genutzt werden. Der größte Mieter ist Amazon. Aktuell covern zehn Marktbeobachter den Börsentitel. Davon geben sechs eine Kaufen-Empfehlung ab, drei sagen „Halten“, nur einer rät zum Verkauf. Das mittlere Kursziel liegt bei 36,35 US-Dollar bei einem aktuellen Kurs von 33,00 US-Dollar. Die Dividendenrendite beträgt ebenfalls attraktive 4,48 Prozent.