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Geldanlage Durchwachsener Ausblick für Schwellenländer

Soziale Gegensätze in Rio de Janeiro
Soziale Gegensätze in Rio de Janeiro
© Getty Images
In den Emerging Markets halten sich gute und schlechte Nachrichten die Waage

Die Welt blickt nach Brasilien: Am Samstag haben die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro begonnen. Ökonomen interessieren sich weniger für die Leistungen von Schwimmern und Rugby-Spielerinnen als dafür, wie sich die Spiele auf die Wirtschaft des südamerikanischen Landes auswirken werden. Derzeit sind die Aussichten durchwachsen: Einerseits ist mit Michel Temer seit der vorübergehenden Suspendierung von Staatspräsidentin Dilma Roussef ein Politiker am Ruder, der als wirtschaftsfreundlich gilt und angekündigt hat, einige der drängendsten Haushaltsprobleme zu lösen. Andererseits steigt die Arbeitslosenzahl, die Inflation ist nach wie vor hoch und der private Konsum schwächelt.

Ähnlich wie in Brasilien sieht es in vielen anderen Schwellenländern aus. Gute und schlechte Nachrichten halten sich die Waage und machen eine Prognose für die kommenden Monate schwierig. Analysten und Investmentgesellschaften tendieren zu vorsichtigem Optimismus, warnen aber zugleich vor einer Reihe von Faktoren, die das Wachstum in Emerging Markets beeinträchtigen könnten.

Chinesische Wirtschaft als Störfaktor

Das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern scheine sich allmählich zu stabilisieren, sagt Gonzalo Pángaro, Portfoliomanager beim Fondsanbieter T. Rowe Price. „Das verbesserte ökonomische Umfeld sollte den Unternehmensgewinnen zuträglich sein, insbesondere, wenn sich die Gewinnmargen wie von uns erwartet erhöhen.“ Viele Unternehmen bemühten sich, Kosten zu senken und Erträge zu steigern. Das ist eine gute Nachricht für Aktieninvestoren.

Die Wirtschaftslage in China könnte sich allerdings als Störfaktor erweisen. Chinesische Konsumenten und Unternehmen haben in den vergangenen Jahren einen enormen Schuldenberg angehäuft, die Zahl der faulen Kredite steigt. „Wenn China plötzlich alle diese schlechten Kredite wahrnimmt, könnte das die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig stören und sogar zu einer finanziellen Krise führen“, warnt Pángaro. Eine solche Krise würde an anderen Emerging Markets nicht spurlos vorbeigehen. Wahrscheinlicher sei indes, dass Chinas Banken die Schulden mit Hilfe der Regierung refinanzieren oder restrukturieren, schätzt der Portfoliomanager.

Unsicherheitsfaktor Brexit

Der Brexit ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor. Auch er könnte das Wachstum in den Schwellenländern belasten, warnen Marktbeobachter – allerdings nur dann, wenn er sich generell negativ auf die Weltwirtschaft auswirkt. Bislang rechnen Experten außerhalb Großbritanniens mit geringen Auswirkungen. So haben die Analysten des Internationalen Währungsfonds (IWF) ihre Prognose für die Weltwirtschaft für das laufende und das kommende Jahr nach dem Brexit-Referendum um gerade einmal 0,1 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Sie gehen nun von 3,1 Prozent Plus im laufenden und 3,4 Prozent Plus im kommenden Jahr aus. Die Prognose könnte allerdings nach unten korrigiert werden. Der IWF rechnet nämlich bislang damit, dass der Brexit ohne große Probleme vonstattengehen wird. Das ist längst nicht ausgemacht.

Auch die Rohstoffpreise bleiben ein Damoklesschwert. Viele Schwellenländer sind Rohstoffexporteure, der Preisverfall im vergangenen Jahr hat ihnen schwer zu schaffen gemacht. Mittlerweile sei der Rohstoffschock weitgehend überwunden, sagen Multi-Asset-Experten des Fondsanbieters Fidelity. Das bestätigten die zwar schwachen, aber stabilen Einkaufsmanagerindizes. Andere Marktbeobachter sind nicht so optimistisch: Sie rechnen damit, dass die derzeitige Erholung nicht von Dauer sein wird. Sollten die Rohstoffpreise erneut einbrechen, dürften viele Schwellenländer die Wachstumserwartungen der Analysten verfehlen.

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