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Fonds Die neuen Emerging Markets

In Entwicklungsländern mit hohem Wirtschaftswachstum boomen die Börsen. Über spezielle Fonds können Anleger von dem Trend profitieren.
Markt in Afrika: Ernährung ist vor allem in armen Ländern ein Problem
Auf afrikanischen Märkten wird viel Geld umgesetzt
© Getty Images

An jeder Ecke plärrt Musik aus Radios. Händler preisen lautstark ihre Waren an: Obst und Gemüse, T-Shirts und alte Jeans aus europäischen Altkleidersammlungen, gebrauchte Autoanlasser und Plastikgeschirr. Es ist laut, heiß und stickig in den engen Gassen des Makola-Marktes nahe der Farrar Avenue in Ghanas Hauptstadt Accra – und dennoch drängen sich die Menschen der 2,2-Millionen-Einwohner-Metropole dicht an dicht durch das Gewirr, um zu kaufen, was die Händler feil bieten.

Tag für Tag werden auf diesem und Hunderttausend anderen Märkten in Ländern wie Angola, Bangladesch, Bolivien, Ghana, Kambodscha, Laos, Myanmar, Pakistan, Uruguay und Zimbabwe Waren im Gesamtwert von Millionen Euro umgesetzt. Larry Speidel, Mitgründer und Chefstratege der US-Kapitalanlagegesellschaft Frontier Markets Asset Management, schlendert gerne durch den Trubel, wenn er diese Staaten bereist: „Hier zeigt sich deutlich, wie dynamisch die Wirtschaft in diesen Ländern wächst.“

Frontier Markets nennen Volkswirte diese Staaten, weil sie ökonomisch an der Grenze (engl. Frontier) vom Entwicklungsland zum Emerging Market, zu einer aufstrebenden Wirtschaftsnation stehen. Frontier Markets Asset Management zählt zu den Pionieren unter den Investoren. Seit mehr als sechs Jahren legt Speidels Fonds Kapital amerikanischer Pensionskassen, Stiftung und Versicherungen in Aktien von Unternehmen an, die den Großteil ihrer Erlöse in diesen Ländern erzielen. Nun entdecken immer mehr Kapitalanlagegesellschaften das Potential dieser Märkte. Es gibt inzwischen eine Reihe von Fonds für Privatanleger. Finanzdienstleister wie die New Yorker Gesellschaft MSCI haben spezielle Indizes aufgelegt.

Deren Performance kann sich sehen lassen: Der MSCI Frontier Market Index ist dieses Jahr um 14,27 Prozent gestiegen, während der Dax nur noch knapp sieben Prozent im Plus ist. Sektorfonds haben in den vergangenen zwölf Monaten eine Performance von mehr als 20 Prozent erzielt.

Das überrascht nicht angesichts des Wirtschaftswachstums in diesen Ländern. Nach Angaben der Weltbank ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Frontier Markets wie Kambodscha und Laos 2012 um mehr als sieben Prozent gestiegen. In den afrikanischen Staaten südlich der Sahara betrug das Plus vergangenes Jahr im Schnitt 4,99 Prozent, in den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens waren es trotz des Bürgerkriegs in Libyen und den Unruhen in Ägypten im Mittel sogar 5,27 Prozent, in Lateinamerika 3,17 Prozent. Deutschland, die Konjunkturlokomotive Europas, kam hingegen nicht einmal auf ein Prozent.

Auch künftig werde die Wirtschaft in diesen Ländern vier- bis fünfmal so stark zulegen wie in den etablierten Industrienationen, prognostizieren die Weltbank-Volkswirte. „Insbesondere die zehn im ASEAN-Verband südostasiatischer Staaten zusammengeschlossenen Länder werden weiterhin besonders hohe Wachstumsraten ausweisen“, sagt Camille Vergara, Fondsmanagerin bei der Schweizer Investmentgesellschaft GAM. Weil die Gehälter in China rapide steigen, verlagern dortige Unternehmen immer größere Teile ihrer Produktion in die südwestlichen Nachbarländer, wo zu einem Drittel des Stundenlohns gefertigt wird. „Die Situation in den südostasiatischen Staaten ist vergleichbar mit der von China vor 20 Jahren; nur dass die Entwicklung heute viel dynamischer verläuft“, sagt Vergara.

Zwar liefern Statistiken und Prognosen von Weltbank und Vereinten Nationen eine Flut von Daten zur Wirtschaftsentwicklung der Frontier-Staaten. Für die Fondsmanager ist es jedoch nicht leicht, jene börsennotierten Unternehmen zu finden, die am stärksten von diesem Wachstum profitieren werden. Die Börsenvorschriften in diesen Ländern sind bei weitem nicht so streng wie in Frankfurt, London oder New York. Viele Gesellschaften veröffentlichen nur rudimentäre Geschäftsberichte. „Das erfordert intensive Recherchen vor Ort“, sagt Ian Aylward, Fondsmanager bei der britischen Kapitalanlagegesellschaft Aviva Investors. Besuche in den Unternehmenszentralen, tiefe Blicke in die Bücher und ausführliche Interviews mit den Vorständen seien unumgänglich.

Dennoch bleiben hohe Risiken. Viele Frontier-Staaten sind politisch instabil. Unruhen oder Aufstände können jederzeit die Börsen abstürzen lassen. „Nicht in all diesen Ländern wird die Wirtschaft in den kommenden Jahren rapide wachsen“, sagt Speidel. Die Fondsmanager streuen deshalb das ihnen anvertraute Kapital möglichst breit über viele Länder und Aktien zahlreicher Unternehmen.

Die französische Investmentgesellschaft Carmignac Gestion geht bei ihrem Fonds Emerging Discovery noch einen Schritt weiter: Nur 40 Prozent des Kapitals sind in Werten aus Frontier Markets investiert, der Rest steckt zur Absicherungen in Papieren aus weniger volatilen Emerging Markets. „Frontier Markets sind derzeit zwar die heiße Wachstumsgeschichte bei Investoren“, sagt Sandra Crowl, Mitglied des Anlageausschusses von Carmignac Gestion. „Dennoch wird der Fonds niemals ausschließlich in Werten aus diesen Ländern investiert sein.“

Tabelle: Frontier Market-Fonds












































































 

Fonds

ISIN

Performance 1 Jahr in %

Performance 3 Jahr in %

Ausgabeauf-schlag in %

Verwaltungsge-bühr p.a. In %

Barrick Asean Frontiers Fund*

IE0000830236

26,24

49,62

5

1,25

Carmignac Emerging Discovery

LU0336083810

10,42

13,70

4

2

GAM Star Emerging Asia*

E00B39TBP01

37,16

-

5

1,75

HSBC GIF Frontier Markets

LU0666199749

34,38

-

5,54

1,75

Magna New Frontiers Fund

IE00B68FF474

15,04

-

5

1,

Schroder ISF Frontier Markets

LU0562313402

38,14

-

5

1,5

Silk Road Frontiers Fund

LU0523945037

18,82

-

5

2,09

Templeton Frontier Markets Fund

LU0390137031

22,27

12,23

5,54

1,6

Quelle: Onvista

* nur Emerging und Frontier Markets in Südostasien

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