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Geldanlage Rohstoffrallye mit Fragezeichen

Die Rohstoffpreise sind deutlich gestiegen. Diese Entwicklung markiert aber nicht unbedingt den Beginn einer neuen Hausse. Von Julia Groth

Das Tal der Tränen scheint durchschritten, an den Rohstoffmärkten geht es wieder aufwärts. Seit Januar konnten Anleger mit Rohstoffen höhere Gewinne erzielen als mit Aktien oder Anleihen. Zwischen Anfang Januar und Mitte Juni legten Rohstoffe, in US-Dollar gerechnet, um 14 Prozent zu. Globale Anleihen brachten unterm Strich lediglich 6,6 Prozent Rendite, Aktien nur 0,5 Prozent. Und das ist nur der Anfang, ist Nitesh Shah überzeugt, Analyst beim auf Rohstoffe spezialisierten Indexfondshaus ETF Securities: „Wir glauben, dass wir derzeit den Beginn eines Bullenmarktes erleben.“

Vor allem die Preise von Gold und Öl haben nach langer Schwächephase angezogen. Anfang des Jahres kostete eine Feinunze Gold rund tausend US-Dollar. Mittlerweile steht der Preis bei rund 1280 Dollar je Feinunze. Der Preis für ein Fass Öl der Nordseesorte Brent stieg im selben Zeitraum von rund 37 auf 49 Dollar. Auch bei Silber und Platin ging es zuletzt aufwärts. Der Optimismus ist an die Rohstoffmärkte zurückgekehrt. Anleger sollten allerdings nicht unvorsichtig werden. Denn noch ist nicht ausgemacht, dass die jüngsten Preissteigerungen tatsächlich den Beginn einer neuen Hausse markieren. Im Gegenteil: Mehrere Argumente sprechen dagegen.

Goldpreis Rohstoff

Goldpreis Rohstoff Chart
Kursanbieter: FXCM

Gold als sicherer Hafen gefragt

Am auffälligsten ist der Anstieg des Goldpreises. Seit Ende 2012 war es für das Edelmetall unterm Strich bergab gegangen. Die jüngste Erholung ist zwar bemerkenswert. Sie hält aber noch nicht lange genug an, um eine Trendwende einzuleiten. Grund für die Erholung ist in erster Linie die Unsicherheit an den Finanzmärkten. Vor allem das nahende Brexit-Referendum macht Anleger so nervös, dass sie Gold als sicheren Hafen ansteuern. Auch die Flüchtlingskrise in Europa und die anstehenden Wahlen in den USA sorgen bei Investoren für Unruhe.

Unsicherheit ist allerdings nichts Neues, sondern seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 vielmehr der Dauerzustand. „Propagandisten des Untergangs nutzen jede Gelegenheit, alte Krisen neu auf den Tisch zu bringen und mit der neu angefachten Angst wieder zu verdienen“, kritisiert Uwe Zimmer, Vorstand der Kölner Vermögensverwaltung Meridio. Er hat festgestellt, dass sich unter den Gold-Fans nur wenige Banken befinden. Sie kauften das Edelmetall zwar für ihre Kunden, hielten aber selbst nur geringe Bestände. „So groß kann die Angst der Profis also nicht sein“, sagt Zimmer.

Kein langfristiger Aufwärtstrend beim Ölpreis

Beim Öl sieht die Lage anders aus. Krisenstimmung spielt bei der jüngsten Erholung keine Rolle. „Die Haupttreiber hinter dem jüngsten Kurssprung waren Versorgungsstörungen und reduzierte US-Lagerbestände“, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte der Saxo Bank. In den USA sinkt die Fördermenge, weil viele Fracking-Unternehmen ihre Produktion angesichts der niedrigeren Erlöse auf Eis gelegt haben. Hinzu kommen kurzfristige Probleme in mehreren Förderländern, zum Beispiel die Waldbrände in Kanada.

Anleger rechnen offenbar damit, dass das Überangebot auf dem Ölmarkt in den kommenden Monaten deutlich schrumpfen wird. Es fehlt allerdings an Argumenten für einen langfristigen Aufwärtstrend. Ein wichtiger Treiber für den Ölpreis fällt jedenfalls vorerst aus: Die Weltwirtschaft wächst weniger stark als gedacht. Die Nachfrage dürfte deshalb kaum zulegen. Im Gegenzug kompensieren die OPEC-Länder den noch immer vergleichsweise niedrigen Ölpreis damit, dass sie die Fördermenge hochfahren. Und aus dem Iran drängt weiteres Öl auf den Markt.

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