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Ex-Trigema-Chef Die andere Seite des Wolfgang Grupp

Wolfgang Grupp sitzt im Hubschrauber
Wolfgang Grupp reist vorzugsweise im eigenen Hubschrauber
© Nico Kurth
Der frühere Trigema-Chef Wolfgang Grupp meldet sich aus dem Krankenhaus mit einem Brief, in dem er seinen Suizidversuch öffentlich macht. So hat ihn unsere Autorin erlebt

Ein Sommertag im Jahr 2023, es war ein typischer Wolfgang-Grupp-Auftritt. Ich begleitete ihn damals für ein Porträt. Denn Grupp hatte angekündigt, sein Unternehmen demnächst an seine Kinder Wolfgang Junior und Bonita übergeben zu wollen. Nun saß er in seinem Hubschrauber mit der Aufschrift „Hallo Fans“. Der Heli setzte vor einer Trigema-Tankstelle auf. Grupp kletterte behände hinaus in den Wind der sich noch drehenden Rotoren, strich mit der Hand eine verwehte Haarsträhne glatt, richtete seine Krawatte und trat auf den warmen Asphalt. Im hellgelben Sakko mit Einstecktuch, an den Füßen elegante Lederslipper ohne Socken. Die Menschen an den Zapfsäulen und auf dem Parkplatz starrten ihn ungläubig an. Grupp schritt durch die Sommerhitze zum Nähwerk, eine Erscheinung in italienischem Schick vor der trostlosen Kulisse des Gewerbegebiets. Die Leute guckten, als sei er kein mittelständischer Textilfabrikant, sondern ein Filmstar. Mindestens der „Traumschiff“-Kapitän.

Das ist der öffentliche Wolfgang Grupp, wie ihn das ganze Land kennt. Der Chef und Eigentümer des Bekleidungsherstellers Trigema aus Burladingen auf der Schwäbischen Alb. Viele Jahre bewarb er im Fernsehen seine Leibchen, zur besten Sendezeit vor der „Tagesschau“ trat er zusammen mit einem sprechenden Affen auf. Andere führen größere Firmen oder stellen wichtigere Güter her, aber Wolfgang Grupp ist der mit dem Affen. Kaum ein deutscher Unternehmer ist so berühmt wie er.  

Nach außen ist Wolfgang Grupp seit Jahrzehnten eine schillernde Figur. Grupp mit dem Heli, mit seinen Maßanzügen, den alten Werten, den wohlgeratenen Kindern, die nun sein Erbe fortführen, seiner Frau Elisabeth, einer österreichischen Baronesse, die er vor Jahrzehnten bei der Auerhahnjagd kennengelernt hat. Ein Mann, der fast schon zur Kunstfigur, auf jeden Fall aber zum Testimonial für das eigene Unternehmen geworden ist.

Wolfgang Grupp wird nachdenklich, wenn es ums Altern geht

Tatsächlich aber gibt es auch eine andere, leise und sensible Seite. Sie ist weniger öffentlich, versteckt hat er sie dennoch nie. 

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