Wolfgang Grupp zählt zu den erfolgreichsten Geschäftsleuten in Deutschland. 1942 in Burladingen geboren, übernahm er 1969 die Geschäftsführung des Textilunternehmens Trigema in seiner Heimatstadt von seinem Vater. Als alleiniger Inhaber und Geschäftsführer hat er die Firma zu einem erfolgreichen Unternehmen gemacht.
Doch der 81-Jährige beschränkt sich nicht nur auf seine geschäftlichen Aktivitäten, Grupp äußert sich gern in Interviews und bei Vorträgen – und provoziert immer wieder mit seinen Aussagen. Er gilt als Geschäftsmann alter Schule, führt sein Unternehmen in patriarchalischem Stil und vertritt in vielen Punkten konservative Ansichten. Dafür erntet er häufig Widerspruch, beispielsweise wenn es um Themen wie Homeoffice, akademische Laufbahnen oder das Rollenbild von Mann und Frau geht. Seine provokantesten Aussagen haben wir in der Fotostrecke gesammelt.
Wolfgang Grupp gibt Geschäftsführung bei Trigema ab
2024 will sich Grupp nach fast 55 Jahren im Unternehmen bei Trigema zurückziehen. Lange war seine Nachfolge unklar, nun steht fest: Seine Kinder Bonita und Wolfgang Grupp junior sollen gemeinsam die Führung übernehmen. Eigentlich hatte Grupp stets betont, ihm sei es lieber, dass nur eines seiner Kinder ihm an der Spitze des Unternehmens nachfolge – um Konflikte zwischen den Geschwistern zu vermeiden.
Aus steuerlichen Gründen werde er die Firma aber an beide Kinder und seine Frau, mit der er seit 1988 verheiratet ist, übertragen. An Ruhestand denkt der Millionär (geschätztes Vermögen: mindestens 100 Millionen Euro) aber nicht. Auch nach seinem Ausscheiden aus der Geschäftsführung wolle er noch regelmäßig in der Firma sein. "Wenn ich nichts mehr gefragt werde, ist auch recht. Und wenn ich etwas gefragt werde, dann werde ich meine Meinung sagen. Aber ich trage die Verantwortung nicht mehr", sagt er.
Wolfgang Grupp - der Sprücheklopfer
Trigema-Chef Wolfgang Grupp ist bekannt für seine markigen Sprüche, mit denen er oft auch Widerspruch hervorruft. Eine seiner provokanten Aussagen: „Wer zu mir sagt, er habe ein großes Problem, ist bei mir automatisch ein Versager.“ Denn hätte die betreffende Person das Problem bereits gelöst, als es noch klein gewesen sei, wäre es niemals zu einem großen Problem geworden.
Dementsprechend hält Grupp auch von Besprechungen per Videocall nichts. Er bevorzugt Gespräche per Telefon: „Ich verstehe nicht, wieso einige aufwendig einen Termin mit mehreren Leuten für eine Video-Konferenz organisieren. Wenn man mich anrufen würde, würde ich zwei Sätze zum aktuellen Stand sagen und alles wäre erledigt“, sagte er dem „Schwarzwälder Boten“. Der Unternehmer selbst arbeitet ohne Computer und lässt sich E-Mails ausdrucken.
Auch zu Betriebsräten hat Wolfgang Grupp eine ganz eigene Meinung. Der Betriebsrat in seinem Unternehmen Trigema müsse ihm „Probleme vom Hals halten und rechtzeitig dafür sorgen, dass die gar nicht groß werden“, erklärte Grupp bei einem Vortrag: „Und er muss auch den Mitarbeitern Bescheid sagen, wenn sie Dinge machen, die nicht in Ordnung sind.“ Die Situation, die er bei seinem Einstieg ins Unternehmen Ende der Sechziger vorfand, beschrieb er so: „Die guten Leute wollen mit dem Scheiß gar nichts zu tun haben. Und die, die zu Hause nichts zu sagen haben, können jetzt endlich mal was sagen und lassen sich aufstellen.“
Wolfgang Grupp (auf dem Bild mit einem Affen, dem Werbemaskottchen von Trigema) ist unverkennbar ein Unternehmer der alten Schule – das zeigt sich auch in seinen Umgangsformen. Duzen kommt für ihn nicht in Frage: „Ich begegne meinen Mitarbeitern respektvoll, dazu gehört für mich auch die persönliche Ansprache. Nur dann kann ich im Gegenzug auch Anstand und Leistung erwarten.“
Wie bei der Anrede hat Grupp auch bei der Kleidung klare Vorstellungen. Jogginghosen sind für ihn ein No-Go. „Wenn ich gesagt habe, ich bin heute irgendwo eingeladen und dafür tut es meine Jogginghose, dann ist das eine Wertschätzung, die ich dem anderen gegenüber bringe. Nämlich keine“, sagte er in einem Podcast der „Wirtschaftswoche“. Angemessene Kleidung sei für ihn eine „Erziehungsfrage“. Grupp selbst tritt stets mit Anzug, Krawatte und Einstecktuch auf.
Ab und an äußert sich Wolfgang Grupp auch zur politischen Weltlage – für Wirbel sorgten seine Aussagen zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Die USA seien an dem Krieg „nicht ganz unschuldig“, behauptete er im Mai 2022 im Interview mit dem „Business Insider“, und sprach sich für eine „Kompromisslösung“ aus.
Auch bei der Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen ist Grupp klassisch eingestellt – viele würden sagen: altmodisch. „Die Männer sind zuständig für das Einkommen, die Mütter sind verantwortlich für die Kinder“, stellte er in einem RTL-Podcast klar. Zudem sinnierte er darüber, warum es so viele alleinerziehende Fraue gebe: „Ich frage mich, was die Frauen alles machen, dass ihre Männer davonlaufen.“
Über die Jahrzehnte hat Wolfgang Grupp Trigema zu einem erfolgreichen Unternehmen ausgebaut – und damit ein Millionenvermögen verdient. Auf Luxus verzichtet er nach eigenen Angaben aber. Dennoch leistet sich Grupp einen Hubschrauber: „Den habe ich nicht zum Angeben gekauft, sondern um konstant unsere Testgeschäfte besuchen und damit kontrollieren zu können.“
Aus seiner Abneigung gegen das Homeoffice macht Grupp keinen Hehl. „Man verlustiert sich nur noch“, meint Grupp. In einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ sagte er: „Homeoffice gibt's bei mir nicht. Wenn einer zu Hause arbeiten kann, ist er unwichtig.“ Wer von zu Hause aus arbeiten wolle, könne „sich dann auch gleich arbeitslos melden, weil sowieso keiner merkt, ob sie arbeiten oder nicht“. Grupp schwört stattdessen auf Großraumbüros.
Den Fakt, dass in Deutschland immer mehr junge Menschen Abitur machen und studieren gehen, betrachtet Grupp als „Problem“. „Wenn die Tochter einer Näherin Abitur macht, geht sie mir nicht mehr an die Nähmaschine“, bedauerte er in einem Gespräch mit der „Wirtschaftswoche“. So werde es immer schwieriger, Facharbeiter:innen für seine Firma in Burladingen zu finden. Grupp legt Wert darauf, dass alle Produkte seines Unternehmens Trigema zu 100 Prozent in Deutschland hergestellt werden. Außer seiner Familie würden bei Trigema keine Akademiker arbeiten.
Der Beitrag ist zuerst bei stern.de erschienen