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Die Stunde Null Wie Künstliche Intelligenz deutsche Unternehmen umwälzt

Nicole Büttner
Nicole Büttner ist Gründerin und CEO der auf KI spezialisierten Firma Merantix
© PR
Generative KI gilt als der größte Produktivitätstreiber seit Jahrzehnten. Nicole Büttner vom Start-up-Investor Merantix erklärt, wo die größten Durchbrüche zu erwarten sind – und wo nicht 

Capital: In KI investieren viele. Warum spezialisiert sich Merantix darauf?
NICOLE BÜTTNER: Es ist eine Technologie, die alle Sektoren umfassend verändern wird – so wie das Internet oder die Elektrizität. Wenn wir da mitmischen wollen, dann müssen wir auch dabei sein, wenn etwas kreiert wird. Damit wir die Anwendungsfälle mitbestimmen können und auch bei der Frage mitreden können, wie und mit welchen Werten die Dinge gebaut werden.

Sind wir in Deutschland und Europa denn schon dabei?
Wir sind, was Künstliche Intelligenz angeht, exzellent in der Forschung und Entwicklung, aber noch nicht so gut in der kommerziellen Anwendung. Also darin, daraus Produkte und neue Geschäftsmodelle zu machen. Diese Lücke versuchen wir zu schließen. Wir konzentrieren uns da auf B2B-Anwendungen, also nicht auf den Endverbraucher. 

In welchen Bereichen sind die betreffenden Unternehmen da aktiv?
Wir sehen Beispiele in der synthetischen Biologie, in der Entwicklung von Medikamenten und neuen Materialien. Ein Beispiel: Man kann versuchen, Stoffe, die auf Erdöl basieren, mit biologischen Verfahren nachzubilden, also nachhaltiger zu machen. Diese Verfahren lassen sich deutlich beschleunigen, und zwar mit einem Tempo, das sonst nicht möglich wäre. 

Es gibt prominente Volkswirte wie Daron Acemoglu, die davor warnen, die Produktivitätsfortschritte durch KI zu überschätzen. Haben Sie Recht?
Ich bin davon überzeugt, dass die Produktivität durch die Anwendungen gesteigert wird. Aber natürlich ist es so, dass nicht alles sofort in die Realität überführt wird, was technisch möglich ist. Da gibt es ja viele Widerstände. Es gibt auch Anwendungsfälle, in denen es sehr problematisch ist, wenn die Technik einen Fehler macht. Zum Beispiel im Produktionsstrang oder in der Medizin. Wenn da etwas schiefgeht, ist das kritisch. Deshalb bin ich auch überzeugt, dass wir in vielen Prozessen noch sehr lange Menschen haben werden. Die Technik funktioniert als Co-Pilot, als Assistent. Die wirklich neuen Dinge aber bringen immer noch Menschen ein.

Warum ist das so?
Die großen Modelle werden alle mit Daten trainiert, die von Menschen generiert wurden. Wenn ich wirklich neue Lösungswege haben möchte, müsste die immer noch ein Mensch einpflegen, weil die KI den Pfad nicht kennt. Es kann nichts generieren, was nicht irgendwo im Wissensfundus enthalten ist. Das Modell kann sich Da Vinci nicht ausdenken, wenn es ihn noch nicht gegeben hat. Das muss man immer im Kopf behalten.

Da Vinci, der große europäische Universalgelehrte: Werden wir als Europa, obwohl wir in der Grundlagenforschung gut sind, von den USA und China abgehängt?
Es gibt Bereiche, in denen wir noch Technologieführerschaft haben können. Zum Beispiel da, wo wir über sehr tief gehendes Wissen verfügen. Bei Applikationen, in denen es darauf ankommt, Produktionsprozesse zu kennen oder juristische Verträge zu bewerten, findet sich das Wissen nicht einfach so im Internet. Das ist ein Fundus von Daten, der in einer Firma oder einer Firmengruppe über Jahrzehnte entsteht. Diese Applikationen könnten eine Stärke der hiesigen Unternehmen sein. Das ist die große Chance für Europa.

Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“, 

  • wo KI konkret in Unternehmen genutzt wird,
  • wie die Technik die Entwicklung von Medikamenten beschleunigen kann,
  • warum in Europa zu wenig Geld in KI fließt.

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