Ein loftiges Großraumbüro in Berlin-Mitte: Jarek Kutyłowski empfängt zum Interview. Vor sich ein Laptop, auf dem eine stille Ansage klebt: Undaunted. Aus dem Englischen übersetzt: Unerschrocken. Der Sticker habe ihm gut gefallen, erklärt der Gründer von DeepL, Deutschlands erfolgreichstem Start-up im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI). Schließlich passe er zu seinem Vorhaben: Kutyłowski will seine Übersetzungsmaschine vom Hidden Champion zum globalen Techunternehmen ausbauen. Jahrelang hat er das Unternehmen im Stillen in einem Kölner Gewerbegebiet aufgebaut, Anfragen von Investoren und Journalisten wurden stets freundlich abgewimmelt.
Technikversessen und bescheiden, so wollen Gründer und Unternehmen erscheinen. Dabei gilt die KI von DeepL bei Übersetzungen als selbst den Angeboten von Google Translate und ChatGPT überlegen. Doch die Zeit des Leisetretens scheint vorbei: Allein im vergangenen Jahr hat das Unternehmen seine Belegschaft auf gut 1000 Mitarbeiter verdoppelt, dazu wurden neue Niederlassungen in Berlin, Tokio und Austin eröffnet. Nach der jüngsten Finanzierungsrunde ist DeepL rund 2 Mrd. Dollar wert. Kutyłowski will die Firma groß machen, er muss sich Fragen stellen – natürlich unerschrocken auch hier.