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Gastbeitrag Wer sich jetzt nicht digital aufstellt, verliert nach Corona den Anschluss

Robin Behlau, Gründer und Geschäftsführer von Aroundhome, dem größten deutschen Vermittler für Produkte rund ums Haus
Robin Behlau, Gründer und Geschäftsführer von Aroundhome, dem größten deutschen Vermittler für Produkte rund ums Haus
© Mike Auerbach / PR
Händler und Dienstleister müssen den aktuellen Digitalisierungs-Boost konsequent nutzen. Wer da jetzt Gas gibt, gehört nach der Krise zu den Gewinnern. Wer das versäumt, verliert den Anschluss. Davor warnt Robin Behlau, CEO der Online-Plattform Aroundhome

In den letzten Tagen und Wochen war viel davon zu lesen, wie durch das Coronavirus sowohl unser Berufsleben als auch Vertriebsprozesse einen massiven Digitalisierungs-Boost bekommen haben. Und in der Tat: Digitale Kommunikation aus dem Homeoffice hat sich als alltagstauglich erwiesen und wird in Zukunft so manchen überflüssigen Inlandsflug ersetzen.

Die große Herausforderung für Politik und Wirtschaft ist nun: Es muss dafür gesorgt werden, dass dieser aus der Not geborene digitale Aufschwung auch anhält. Denn: Der Verbraucher wird sich nicht in die alte Welt zurückbewegen. Die aktuelle Lage sollte jedem klar gemacht haben: Bei Kerngeschäft und Vertrieb muss jetzt voll auf Digitalisierung gesetzt werden. Sonst droht spätestens nach der Krise das böse Erwachen.

Offline-Branchen wie das Handwerk haben es schwer

Wer schon vor Corona bei der Digitalisierung sehr weit war, konnte auf die Herausforderungen der Krise schnell reagieren und in einen neuen Geschäftsmodus übergehen. Bei Aroundhome haben wir täglich mit der nur wenig digitalisierten Handwerksbranche zu tun und sehen: Zu lange wurde es versäumt, digitale Vertriebsmethoden zu entwickeln. Klar, die Auftragslage war gut, warum hätte man in Innovation investieren sollen? Gerade im Handwerk, aber auch in anderen Branchen wie dem Lebensmitteleinzelhandel gab es vor der Corona-Krise schlicht nicht genug Handlungsbedarf in Sachen digitalem Fortschritt.

Die Brisanz der aktuellen Lage zwingt nun auch die Letzten dazu, ihren Vertrieb und die Geschäftsanbahnung ganz oder teilweise zu digitalisieren. Dabei stellen vom Autobauer über den Möbelhersteller bis zum Solar-Installateur gerade viele Unternehmen fest: Digitale Vertriebswege schaffen neue, ungeahnte Freiheiten bei der Kommunikation mit dem Kunden! Diesbezüglich hat die Akzeptanz auf Verbraucherseite in den letzten Wochen einen Quantensprung gemacht. Der Kunde wird in Zukunft digitale Tools fordern, zum Beispiel zur Online-Beratung beim Küchenkauf oder zur Video- und AI-gestützten Angebotserstellung eines Projekts rund ums Haus per Handwerker-App. Wer da jetzt nicht mitzieht, verpasst den Anschluss.

Die Zukunft gehört dem Multi-Channel

Noch vor wenigen Monaten hieß es: Der Onlinehandel mit Lebensmitteln wird sich in Deutschland nicht durchsetzen. Nun bekommen wir über unsere Tochter Aroundjobs Vermittlungsanfragen von Lieferdiensten, die händeringend Fahrer suchen. Ebenso unvorstellbar war es für die meisten Menschen, eine Küche ausschließlich online zu planen, ohne auch nur einmal ein Küchenstudio besucht zu haben. Und doch verkauften wir mit unseren Partnern dank innovativer Beratung via Video Call inklusive Online-Planungstools auch in der Shutdown-Phase weiter Küchen.

Das zeigt: Auch tradierte Branchen wie der Möbelhandel müssen mit der Zeit gehen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben möchten. Es kommt darauf an, wie wandlungsfähig man ist: Warum nicht die Krise dazu nutzen, die off- und online Welt miteinander zu verbinden?

Investitionen in moderne Vertriebsmethoden nicht länger hinauszögern

Zum einen denke ich, dass uns diese Krise noch länger begleiten wird. Viele Dienstleistungsunternehmen sind aus meiner Sicht noch zu zögerlich. Es wird abgewartet, ob es sich bei dem durch den Virus ausgelösten wirtschaftlichen Einbruch nur um einen Sturm im Wasserglas handelt. Daraus zu schließen, die nötigen Ressourcen nicht in neue Ideen zu stecken, halte ich für einen Fehler. Denn die Krise wird uns noch lange begleiten.

Und es gilt jetzt mehr denn je: Die Digitalisierung lässt sich nicht mehr aufhalten. Corona wirkt wie ein Katalysator für einen Prozess, der schon lange im Gang war. Leute, die gestern noch skeptisch waren in puncto Online-Banking kaufen heute schon ihre Küche online. Das Internet ist auch für große Anschaffungen nicht mehr nur ein reiner Informationskanal, sondern längst auch ein wichtiger Vertriebsweg. Innovationstreiber wie Tesla zeigen, dass selbst emotionale und hochpreisige Anschaffungen wie E-Autos für bis zu 100.000 Euro und mehr komplett online gekauft werden.

Es ist also an der Zeit, längst überfällig gewordene digitale Vertriebswege zu etablieren. Wer jetzt den Mut zum Risiko hat, wird dafür belohnt werden. Allerdings ist an dieser Stelle auch die Politik gefordert: Ohne einen zügigen Ausbau des Breitbandnetzes kann ein flächendeckender Ausbau von E-Services nicht gewährleistet werden. Da hilft selbst der größte Innovationswille nichts.

Robin Behlau , 35, ist Gründer und CEO von Aroundhome, einer auf die Vermittlung von Handwerksdienstleistungen und hochwertigen Produkten rund ums Haus spezialisierten Onlineplattform aus Berlin mit 500 Mitarbeitern.

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