Im Dezember 2018 mussten Nachrichtensprecher auf der ganzen Welt lernen, wie man „Huawei“ ausspricht. Die Finanzchefin des chinesischen Telekomkonzerns war in Kanada festgehalten worden. Der Grund: Die USA verlangen die Auslieferung von Meng Wanzhou. Ihr wird Bankbetrug im Zusammenhang mit Verstößen gegen Sanktionen gegen den Iran vorgeworfen.
Spätestens seitdem wird in der breiten Öffentlichkeit über mögliche Spionageprobleme diskutiert. Sicherheitsbehörden und Experten warnen schon länger vor Produkten des Herstellers. Es wird befürchtet, dass er für die chinesische Regierung Informationen sammeln könnte. Solche Sicherheitsbedenken erstrecken sich bis auf die Ebene nationaler Infrastruktur. In Deutschland wird über eine mögliche Beteiligung Huaweis am Aufbau des 5G-Netzes diskutiert.
Die negativen Schlagzeilen konnten dem Konzern bisher nicht viel anhaben. Der Smartphoneproduzent punktet bei Verbrauchern mit Qualität zu guten Preisen. Doch nun hat US-Präsident den chinesischen Konzern auf eine schwarze Liste gesetzt, weil von ihm eine Gefahr für die nationale Sicherheit ausgehe. Amerikanische Unternehmen wie etwa Google dürfen nicht mehr mit dem Konzern zusammenarbeiten. Die Folge: Google hat die Chinesen aus dem Android-Programm verbannt .
Aber wer ist Huawei? Das wichtigst über das chinesische Unternehmen in Bildern:
Was Sie über Huawei wissen müssen
Für die Konkurrenz ist Huawei ein Newcomer auf dem weltweiten Telekommunikationsmarkt. Das Unternehmen wurde 1987 in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen gegründet. In jenem Jahrzehnt hatte die Regierung eine Telekommunikationsoffensive begonnen, um China international wettbewerbsfähig zu machen. Da war der Name „Huawei“ nicht zufällig gewählt. Er bedeutet sinngemäß „China handelt“.
Ren Zhengfei ist der Gründer von Huawei. Dem Manager wurden immer wieder enge Verbindungen zur chinesischen Regierung nachgesagt. Er soll Offizier der Volksbefreiungsarmee gewesen sein. Ren gab 2013 nach 26 Jahren sein erstes Interview. Darin dementierte er, dass Huawei mit chinesischen Geheimdiensten zusammenarbeitet. Außerdem sei die Parteimitgliedschaft zu seiner Zeit völlig normal gewesen. „Forbes“ schätzt das Vermögen Rens auf aktuell rund 1,6 Mrd. US-Dollar. Er belegt in der Reichenliste des Magazins Platz 1425.
Aktuelles Smartphone-Flagschiff ist das Huawei P30. Tester ergingen sich vor allem bei der Kamera in Lobeshymnen. Der Konzern gehört ferner zu den weltweit führenden Netzwerkausrüstern. Das Angebot für Unternehmen reicht von Routern bis zu Datenspeicherung in der Cloud.
Huawei befindet sich nach Unternehmensangaben zu hundert Prozent im Besitz von 96.768 Mitarbeitern mit Kapitalbeteiligung: „Es gibt keine einzige Person, die auch nur einen Cent der Huawei-Anteile besitzt, ohne bei Huawei zu arbeiten.“ Das soll die Unabhängigkeit des Konzerns gerade von der Staatsführung unterstreichen. Allerdings ist die Besitzstruktur äußerst kompliziert. Angestellte sollen keinen Einfluss auf Geschäftsentscheidungen haben.
2005 konnte Huawei bei der internationalen Expansion einen Meilenstein vermelden. Erstmals lagen die Umsätze im Ausland über denen im Inland. Mittlerweile zählt der Konzern rund 180.000 Mitarbeiter in über 170 Ländern. „Mehr als drei Milliarden Menschen auf der Welt telefonieren, schicken SMS und nutzen das Internet über unsere Produkte und Services“, heißt es. Der Jahresumsatz lag laut dem Geschäftsbericht 2018 bei umgerechnet rund 96 Mrd. Euro. Das habe einem Plus von 19,5 Prozent entsprochen. 45 der 50 größten Telekommunikationsbetreiber der Welt sind Huawei zufolge Kunden.
Während Apple nach Jahren des Wachstums unter einbrechenden Verkaufszahlen leidet, legt Huawei unerbittlich zu. 2018 konnte Huawei laut der Analysefirma IDC beim weltweiten Marktanteil an Apple vorbeiziehen. Im ersten Quartal 2019 wuchs Huawei demnach gegen den Trend, baute den Vorsprung gegenüber Apple aus und sägt nun sogar am Thron des Branchenprimus Samsung.
Huawei ist seit 2001 in Deutschland aktiv (hier Huawei-Werbung an der eingerüsteten Berliner Gedächtniskirche). An 18 Standorten werden mehr als 2200 Mitarbeiter beschäftigt. „Damit ist Huawei das größte chinesische Unternehmen in Deutschland“, teilt der Konzern mit. Zu den Kunden gehört nach eigenen Angaben unter anderem die Deutsche Telekom. Die 5G-Testumgebung in München werde vom Freistaat Bayern unterstützt.
„Huawei wird niemals Kundendaten an die Regierung weitergeben“, beteuerte CEO Ren Anfang 2019 laut einer Pressemitteilung seines Unternehmens. Dabei verwies er auf den US-Konkurrenten Apple. „Apple ist ein Vorbild, zu dem wir in Bezug auf den Schutz der Privatsphäre aufblicken“, versprach Ren. Der Ex-Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Gerhard Schindler, riet dennoch zur Vorsicht bei der Zusammenarbeit mit Huawei. „In China haben wir ein strenges autoritäres Regime mit Sicherheitsbehörden, die direkten Zugriff auf die Unternehmen in China haben“, warnte er im WDR.