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Sprit Warum die Preise an den Tankstellen so stark gefallen sind

Die Preise für Benzin und Diesel sind in Deutschland seit Monaten rückläufig oder zumindest stabil
Die Preise für Benzin und Diesel sind in Deutschland seit Monaten rückläufig oder zumindest stabil
© IMAGO/Michael Gstettenbauer
Die Benzin- und Dieselpreise sind seit Monaten rückläufig, obwohl die Opec ihre Fördermenge gedrosselt hat. Das sind die Gründe

Wer mit dem Auto in den Sommerurlaub fährt, dürfte sich in diesen Tagen freuen. Passend zum Ferienauftakt fallen die Dieselpreise auf den tiefsten Stand seit Dezember 2021, während die Benzinpreise seit einem halben Jahr immerhin konstant bleiben. Angesichts der extremen Preisspitzen im vergangenen Jahr ist auch das für Autofahrer eine gute Nachricht.

Der günstigste Liter Super E10 kostete im bayerischen Teisendorf am Montag 1,59 Euro, der günstigste Liter Diesel sogar nur 1,42 Euro in Wesseling (NRW). Laut dem Vergleichsportal Clever-Tanken mussten Autofahrende am Dienstag für einen Liter Super E10 durchschnittlich 1,776 Euro bezahlen, bei Diesel waren es 1,5908 Euro. Der Preisunterschied zwischen beiden Kraftstoffsorten bleibt mit 18,5 Cent auf stabilem Niveau, liegt aber unter der Differenz von rund 20 Cent je Liter, um die Diesel niedriger besteuert wird als Benzin. Trotzdem: Noch Mitte Februar kosteten Super E10 und Diesel ungefähr genauso viel.

Die Entwicklung ist aus vielerlei Gründen überraschend, liegt aber vor allem in der fehlenden globalen Nachfrage. Da helfen selbst die umfangreichen Förderkürzungen einiger Opec-Staaten nicht. Anfang Juni kündigte beispielsweise Saudi-Arabien einseitig an, im Juli rund eine Million Barrel pro Tag weniger Öl zu fördern. Das Land ist auf einen Ölpreis von mindestens 80 Dollar pro Barrel angewiesen, um seine teuren Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Doch zahlreiche globale Risiken trübten den Konjunkturausblick ein und ließen den Ölpreis innerhalb eines Jahres um rund 40 Prozent auf etwa 73 Dollar einbrechen.

Erst im April hatten einige Länder, darunter bereits Saudi-Arabien, die Kürzungen zur Überraschung vieler Experten ausgeweitet. Ab Januar 2024 soll der globale Output noch einmal auf dann 40,5 Millionen Barrel pro Tag (b/t) fallen. Das entspricht einem Minus von 1,4 Millionen b/t im Vergleich zu heute. In diesem Zuge werden auch die ohnehin ambitionierten Förderziele vieler afrikanischer Staaten nach unten angepasst.

Russland stellt sich quer

Das Problem liegt vor allem beim OPEC+-Verbündeten Russland, der sich bislang weigerte, seine Förderziele nach unten anzupassen. Aktuell produziert das Land rund neun Millionen Barrel Rohöl täglich. Nur Saudi-Arabien und die USA fördern noch mehr. Die USA sind aber nicht auf Förderkürzungen angewiesen, Saudi-Arabien kürzt bereits und viele andere Opec-Staaten erreichen ihre Förderziele durch jahrelange Unterinvestitionen ohnehin nicht. Mit anderen Worten: Selbst wenn Russland ab 2024 die Förderung wohl drosseln wird. Bislang sorgt das Land mehr oder weniger direkt dafür, dass der Ölpreis in der EU niedrig bleibt – obwohl die EU die Einfuhr russischen Öls sanktioniert hat.

Neben dem zu großen Angebot spielt aber auch die schwache Nachfrage eine Rolle. Vor allem die schwache Konjunktur in den USA und China spielt hier eine Rolle. Während die Vereinigten Staaten vor allem unter den hohen Zinsen der US-Notenbank Fed leiden, kommt die Erholung in China nach der Corona-Öffnung nicht in Schwung. Die beiden Länder zählen zu den größten Energieverbrauchern der Welt.

Die jüngsten Preisabschläge lassen sich zudem mit dem etwas stärkeren US-Dollar begründen. Da Erdöl überwiegend in der amerikanischen Währung gehandelt wird, spielen Wechselkurseffekte für die Preisbildung eine große Rolle. Steigt der Dollar, geht häufig die Nachfrage aus Ländern mit anderen Landeswährungen zurück.

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