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Rüstung Warum der polnische Staat bei einem Satelliten-Start-up einsteigt

Iceye-Chef Rafał Modrzewski bei der Inspektion von Satelliten-Hardware
Iceye-Chef Rafał Modrzewski bei der Inspektion von Satelliten-Hardware
© Iceye
Das finnisch-polnische Unternehmen Iceye spielte mit Mikro-Satelliten in einer Nische. Dann kam der Krieg in der Ukraine, und die Nachfrage ging durch die Decke. Nun weckt der Rheinmetall-Partner strategisches Interesse

Seit Russlands Krieg in der Ukraine die europäische Verteidigungsindustrie umwälzt, geraten auch Unternehmen ins Visier der Regierungen, die bis dato eher unter dem Radar flogen: Zu ihnen gehört auch Iceye, ein polnisch-finnisches Start-up, bei dem nun Medienberichten zufolge der polnische Staat einsteigen wird.

Iceye wurde im Jahr 2014 gegründet und hat sich auf Mikro-Satelliten mit Radartechnik spezialisiert. Es sind Einrichtungen, die unabhängig von der Wetterlage und von den Lichtverhältnissen hochaufgelöste Daten von der Erdoberfläche liefern können, und das mit sehr kurzen Übertragungszeiten. Ursprünglich war diese Technik – daher der Name – dafür ausgelegt, die Eisverhältnisse in der Arktis im Auge zu behalten. Die Daten waren für Reedereien, Rohstofftransporteure, Bergungsunternehmen und Versicherungen interessant, es gab einen Markt für die Idee.

Unterstützung für Kiew

Wirklich ins Rollen aber kam Iceye mit Russlands Angriff auf die Ukraine. Schon vor dem eigentlichen Einmarsch im Februar 2022 versorgte das Unternehmen die Ukraine mit Bildern der russischen Truppenbewegungen und trug so dazu bei, dass die Verteidiger den Angreifer nach den ersten Monaten zurückdrängen konnten. Im Jahr 2024 unterzeichnete Iceye ein Abkommen mit der Ukraine über eine vertiefte Zusammenarbeit. „Was haben wir in der Ukraine gelernt?“, sagte Iceye-Chef Rafał Modrzewski im Mai 2025 der polnischen Zeitung „Strefa Biznesu“. „Neue Technologien sind absolut entscheidend auf dem modernen Schlachtfeld.“

Inzwischen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 54 Satelliten mit Trägerraketen in die Umlaufbahn gebracht. Iceye beschäftigt weltweit 700 Mitarbeiter, hat 550 Mio. Dollar an Kapital eingeworben und kooperiert mit Staaten wie den Niederlanden, Brasilien oder Portugal. Im Mai einigte man sich mit dem deutschen Rüstungsriesen Rheinmetall auf ein Joint Venture mit dem Ziel, ab 2026 am Rheinmetall-Standort Neuss Satelliten zu bauen. Sein Konzern stoße damit „weiter in die Domäne Weltraum vor“, sagte Rheinmetall-Chef Armin Pappberger. Man reagiere so auf den „weltweit gestiegenen Bedarf an weltraumgestützter Aufklärungsfähigkeit“.

Polnische Auftraggeber

Iceye stößt also zunehmend in strategische Bereiche vor. Das rief nun auch die polnische Regierung auf den Plan, die bereits seit längerem zu den Auftraggebern der Satellitenbauer gehört. Polen ist in der EU einer der engagiertesten Unterstützer des ukrainischen Abwehrkampfes und rüstet so entschieden auf wie kein anderer Staat der Gemeinschaft. Iceye ist formell ein finnisches Unternehmen. Der aktuelle CEO und zugleich Mitgründer aber ist Modrzewski, ein Pole, der seinen Mitgründer Pekka Laurila beim Studium an der finnischen Aalto-Universität kennenlernte.

Modrzewski berichtete nun der „Financial Times“, der polnische Staat werde sich an Iceye beteiligen und damit für zusätzliches Geld und Sicherheit für weitere Investitionen sorgen. Die Verhandlungen sollen bereits in fortgeschrittenem Zustand sein, die Höhe der Beteiligung ist aber noch nicht bekannt. Finanziert werden soll der Deal durch die polnische Entwicklungsbank PGK.

Die Transaktion erinnert an ein anderes europäisches Weltraumunternehmen: Im Juni dieses Jahres wurde bekannt, dass der französische Staat zum Mehrheitseigner des Satellitenbetreibers Eutelsat wird, mit einer Finanzspritze von 1,35 Mrd. Euro. Eutelsat spielt in einer anderen Gewichtsklasse als Iceye, es gilt als mögliche Alternative zu Elon Musks Starlink. In beiden Fällen aber geht es um die Frage, wie moderne Kriege aus dem All unterstützt werden können.

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