Jahrelang stand das kanadische Bergbauunternehmen Almonty abseits des großen öffentlichen Interesses. Die Aktie der Firma dümpelte vor sich hin. Dieser Zustand hat sich in diesem Jahr auf einen Schlag geändert: In den vergangenen zwölf Monaten legte das Papier eine rasante Entwicklung hin – von etwas unter 1 kanadischen Dollar ging es hoch auf 8,60 Dollar in der Spitze. Aktuell kostet die Aktie gut 6,20 kanadische Dollar – immer noch ein Anstieg um mehr als 500 Prozent.
Am Montag folgte der Gang an die US-Technologiebörse Nasdaq, der dem Unternehmen 90 Mio. US-Dollar einbrachte. Mit dem Börsengang in den USA verschafft sich Almonty einen besseren Zugang zu US-Investoren.
Seltener Rohstoff namens Wolfram
Woher rührt das plötzliche Interesse an der Rohstofffirma? Almonty hat sich auf die Förderung von Wolfram spezialisiert, ein Metall, das zur Verstärkung und Aushärtung von Stahl gebraucht wird. Die Anwendungsgebiete sind leicht vorstellbar, vor allem die boomende Rüstungsindustrie weltweit hat einen massiven Wolfram-Bedarf.
Der Markt wird bisher vor allem von China beherrscht, das die Exporte von wertvollen Rohstoffen als Reaktion auf die Strafzölle und Abschottungspolitik von US-Präsident Donald Trump allerdings stark eingeschränkt hat. Was wiederum zu einem deutlichen Preisanstieg geführt hat, auch bei Wolfram. Genau hier kommt Almonty ins Spiel. Das Unternehmen besitzt seit Jahren schon die Rechte an einer lange Zeit ungenutzten Wolfram-Mine in Südkorea, der Sangdong Tungsten Mine. Hier soll sich eines der weltweit größten Wolfram-Vorkommen befinden, das nun, nach jahrelanger Vorbereitung, endlich abbaubereit ist.
Auch Deutschland ist an Almonty interessiert
Zugleich hat Almonty einige Veränderungen vorgenommen, um seine Geschäfte bestmöglich auf die neue Weltlage auszurichten. So verlagerte das Management den Firmensitz vor einigen Monaten in die USA, berief zwei hochkarätige US-Verteidigungsexperten in den Verwaltungsrat und trat zudem dem US Critical Minerals Forum bei, einem Arbeitskreis von Unternehmen und staatlichen Behörden, in dem künftig direkt mit Batterie- und Waffenherstellern über Lieferverträge verhandelt wird.
Auch in Deutschland ist das Interesse an Almonty groß. Von der Förderbank KfW Ipex erhielt das Unternehmen einen Kredit in Höhe von 75 Mio. Dollar. Wolfram sei wichtig für den Maschinenbausektor, zitiert das „Handelsblatt“ den KfW-Ipex-Experten Michael Waitz. Es wäre fatal für die Produktion in Deutschland, sollte der Rohstoff nicht verfügbar sein.
Seltene Erden gibt es auch in den USA
Der Run auf Seltene Erden verhalf auch der Aktie einer anderen Bergbaufirma zu einem Höhenflug: MP Materials. In der vergangenen Woche teilte das US-Verteidigungsministerium, dass es zum größten Anteilseigner des Unternehmens geworden sei. MP Materials betreibt eine Mine für Seltene Erden in Kalifornien und baut eine Produktion von Seltenerdmagneten auf, die für die Rüstungsindustrie wichtig sind.
Neben dem Einstieg garantiert das Pentagon dem Unternehmen eine Preisuntergrenze für Seltene Erden. Ziel ist es, Investitionen in amerikanische Minen und Verarbeitungsanlagen zu erleichtern, um die Abhängigkeit von Lieferungen aus China zu reduzieren. Preislich haben die Chinesen bislang einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Der Einstieg der US-Regierung bei MP Materials stieß bei Konkurrenten auf viel Kritik, wie die „Financial Times“ berichtet. Tenor der Kommentare: Mit dem Deal tue die US-Regierung genau das, was sie China vorwerfe. Sie kopiere das chinesische Modell einer staatlich gestützten Industrie. Namentlich wollte sich laut „FT“ niemand zitieren lassen. Ein Beamter des Pentagon verteidigte das Vorgehen: Das Abkommen würde „den Zugang zu kritischen Verteidigungsfähigkeiten sicherstellen und gleichzeitig das Risiko teilen, das mit einem privatwirtschaftlich geprägten Markt verbunden ist“.
MP Materials zog noch einen weiteren wichtigen Deal an Land. Der iPhone-Hersteller Apple kündigte an, 500 Mio. Dollar in das Unternehmen zu investieren. Die Beteiligung ist Teil der Strategie, die Produktion von iPhones in die USA zu verlagern und sich unabhängiger von China zu machen. Die Vereinbarung sieht vor, dass Apple in den USA hergestellte Seltenerdmagnete aus dem texanischen Werk von MP Materials bezieht. An der Börse sorgte die Ankündigung am Dienstag für einen Kurssprung von knapp 20 Prozent bei der MP-Aktie.