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EZB Wann sinken die Zinsen wieder? Das sind die Risiken einer Kehrtwende

Euro-Skulptur am Willy-Brandt-Platz in Frankfurt am Main
Euro-Skulptur am Willy-Brandt-Platz in Frankfurt am Main
© picture alliance / | Daniel Kalker
Die Inflationsrate flaut langsam wieder ab –  wird nun auch der Leitzins in der Eurozone wieder gesenkt? Nach wie vor gibt es Risiken, die für die EZB entscheidend sein könnten

Die Spekulationen halten schon länger an: Seit Monaten sagen Analysten sinkende Zinsen voraus. Ihre Prognosen haben nun ein gewichtiges Argument. Am Dienstag wurde die aktuelle Inflationsrate für den Euroraum bekannt gegeben. Die gute Nachricht: Die Verbraucherpreise steigen nicht mehr so stark wie zuvor. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Preisen im Oktober nach ersten Daten um 2,9 Prozent. Experten hatten im Vorfeld mit 3,1 Prozent gerechnet. Im September hatte die Inflationsrate in der Euro-Zone noch bei 4,3 Prozent gelegen.

Die Zinsrally von EZB-Präsidentin Christine Lagarde könnte also bald vorbei sein. Schon für das jüngste Treffen der Zentralbank-Chefs – vergangene Woche in Athen – wurde erwartet, dass die EZB die aggressivste Serie von Zinserhöhungen in ihrer Geschichte stoppen würde. So kam es dann auch: Nach zehn Zinserhöhungen in Folge ließ die Zentralbank die Zinsen im Euroraum vorerst unverändert. Der EZB-Rat beließ den Leitzins bei 4,5 Prozent.

Außerdem: Die Europäische Zentralbank hatte zuletzt mitgeteilt, es sei wahrscheinlich, dass die Kerninflation ihren Höchststand hinter sich hat. Der Höhepunkt sei in der ersten Jahreshälfte erreicht worden, so die EZB-Experten. Die Kerninflation beschreibt die Entwicklung der Verbraucherpreise ohne Berücksichtigung der Segmente Nahrungsmittel und Energie.

Nun ist die Frage nicht mehr ob, sondern wann die Leitzinsen tatsächlich wieder sinken werden. „Das war eine Bestätigung davon, dass wir eigentlich durch sind mit Zinserhöhungen“, sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING für Deutschland und Österreich, zu der letzten Entscheidung. Paradox: Würde die europäische Wirtschaft in den kommenden Monaten stärker wachsen als angenommen, wäre wieder eine Erhöhung möglich. Die Idee hinter den Zinserhöhungen: die Wirtschaft bremsen und damit auch die Inflation. Das habe funktioniert, so Brzeski. Trotzdem: Noch liegt Inflationsrate bei 2,9 Prozent. Und damit klar über dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB, bei dem Notenbanker Preisstabilität sehen.

Israel-Gaza-Konflikt beeinflusst Energiepreise

Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas übt starken Einfluss auf die weltweiten Energiepreise aus. Am Montag fiel der Ölpreis zwar – trotz Ausweitung der Bodenoffensive gegen die Hamas – doch noch immer ist mit einem starken und spontanen Anstieg zu rechnen. Die Weltbank sagte dazu, der Ölpreis könnte „bisher unbekannte Gewässer“ erreichen, sollte der Konflikt weiter eskalieren. Ein Faktor, den auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Auge behält. Pierre Wunsch, Chef der belgischen Zentralbank, erklärte gegenüber dem US-Nachrichtensender CNBC, dass ein anhaltender Schock auf den Ölmärkten zu einer weiteren Zinserhöhung führen könnte – obwohl die Inflation derzeit auf dem richtigen Weg sei.

Der Präsident der portugiesischen Zentralbank Mario Centeno bestätigte seinen belgischen Kollegen: „Abgesehen von zusätzlichen Schocks, die wir nicht kommen sehen, sind wir mit Erhöhungen durch. Das ist meine Interpretation der Entscheidung im Oktober.“ Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann, sagte, dass die EZB ein oder zwei weitere Zinserhöhungen vornehmen könnte, wenn es „zusätzliche Schocks“ für die Wirtschaft gibt.

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