Der Autobauer Volvo zeigt sich offen, gegen Geld Konkurrenten aus der Klemme zu helfen, die ab dem kommenden Jahr Strafzahlungen wegen eines zu hohen CO₂-Ausstoßes ihrer Flotte fürchten müssen. Das sogenannte „Pooling“ von Emissionen sei für den Hersteller eine Option, sagte Konzernvize Björn Annwall im Capital-Interview: „Das Telefon steht nicht still.“ Volvo werde klar unter der vorgesehenen CO₂-Schwelle bleiben, sagte Annwall. Der Hersteller könnte dann schmutzigere Konkurrenten „huckepack“ nehmen. Deren Emissionen würden dann mit jenen von Volvo verrechnet. „Wir prüfen alle Möglichkeiten“, sagte Annwall.
Die CO₂-Verordnung der EU lässt dafür Raum. Vor Jahren hatte Volvo so schon einmal Ford geholfen. Auch Mercedes hat angekündigt, Pooling bis 2027 nutzen zu wollen. Anders als früher angekündigt kann sich nach Capital-Informationen inzwischen auch VW dieses Modell vorstellen. Für Konzernchef Oliver Blume hat demnach zwar Priorität, doch noch mehr E-Autos und Plug-in-Hybride abzusetzen, um das Limit zu schaffen. Falls das scheitert, würde er aber Pooling lieber nutzen, als teure und rufschädigende Strafzahlungen zu riskieren.
Volvo hält an seiner E-Auto-Strategie fest
Die abflachende Nachfrage nach E-Autos stürzt Hersteller mit Blick auf die ab 2025 geltenden CO₂-Werte in Probleme. Auch Volvo spürt laut Annwall die Flaute. „Wir passen uns daran an“, sagte er. Man werde verbrennergetriebene Modelle „mit begrenzten Investitionen“ aktuell halten. Dennoch halte Volvo an dem Ziel fest, ab 2030 nur Batterieautos anzubieten. „Wir drehen das Rad nicht zurück“, sagte Annwall.
Mit der nächsten Produktgeneration „deutlich vor 2030“ werde man E-Autos zu gleichen Kosten produzieren können wie vergleichbare Verbrenner – und so auch die Gewinnmargen auf ein gleiches Niveau bringen, sagte Annwall.
Volvo gehört seit dem Jahr 2010 zu Geely aus China und nutzt Technik und Entwicklungskapazitäten der Holding. Augenfällig wird das am neuen Kompakt-SUV EX30, der in China gebaut wird. Mit Blick auf die drohenden Importzölle für China-Autos sagte Annwall, man könne den für 2025 geplanten Produktionsstart des EX30 in Europa nicht beschleunigen. Er erwarte daher, dass durch Handelskonflikte „mehr Kosten auf Autokäufer zukommen“.