Der Gründer und Vorstandschef des Münchner Start-ups Finn Auto, Max-Josef Meier, hat bei einer Firmenfeier vor knapp eineinhalb Jahren mehrere Mitarbeiterinnen sexuell belästigt. Das räumte Meier gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Capital ein, nachdem er mit den Vorwürfen zum Vorfall konfrontiert worden war. Nach Capital-Recherchen soll er bei der Weihnachtsfeier 2021 in neun Fällen übergriffig gegenüber seinen Mitarbeiterinnen geworden sein.
Meier bestätigt das gegenüber Capital. Er sei stark alkoholisiert gewesen und habe keine Erinnerungen mehr an die Vorfälle, sagt der Finn-Chef. „Nach den Schilderungen habe ich an dem Abend, in Anwesenheit von anderen, gegenüber mehreren Frauen übergriffige verbale Äußerungen und Aufforderungen gemacht, sie am Gesäß angefasst und versucht, einige von ihnen ohne Einvernehmen zu küssen“, berichtet Meier. Einer seiner Mitgründer habe ihn schließlich von der Party verwiesen. „Das war für mich ein Schock“, sagt der 38-Jährige. „Die Situation war für uns alle völlig neu und wir haben versucht, das Bestmögliche zu tun.“
Weitere Details, wie es zu dem Vorfall kam, wie er aufgearbeitet wurde und wie die Investoren des Unternehmens damit umgehen, lesen Sie in der ausführlichen Version auf Capital+
Dass Meier selbst sich dem Thema offensiv stellt, ist ungewöhnlich. Noch nie hat ein CEO so offen über eigene Fehltritte gesprochen. Der Finn-Chef versucht, im Capital-Interview reinen Tisch zu machen. Er verweist auch auf die monatelange interne Aufarbeitung des Geschehens an jenem Abend, eine eigens eingerichtete Kommission und er äußert sein Bedauern. „Das Fehlverhalten tut mir bis heute unendlich leid und ich möchte mich erneut bei den Betroffenen entschuldigen, aber auch bei meiner Partnerin und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Finn“, sagte Meier. Er habe die betroffenen Frauen in persönlichen Gesprächen um Entschuldigung gebeten und den Fall am ersten Arbeitstag nach der Weihnachtsfeier intern allen Mitarbeitern und Investoren kommuniziert. „Ich habe auch meinen Rücktritt angeboten“, so Meier.
Die Aussagen des Vorstandschefs konnte Capital teils durch Aussagen von Mitarbeitern und interne Dokumente verifizieren. Die Betroffenen bei Finn, die Capital kontaktieren konnte, wollten sich nicht zu den Vorfällen bei der Weihnachtsfeier äußern. Eine betroffene Mitarbeiterin hatte nach Angaben des Unternehmens als direkte Reaktion auf die Weihnachtsfeier gekündigt, zwei weitere Betroffene haben Finn inzwischen ebenfalls verlassen.
Meier zog sich während der Aufklärungsphase zunächst für zweieinhalb Monate aus dem Unternehmen zurück. Seine Rückkehr als CEO wurde an Auflagen geknüpft, zu denen eine Therapie und ein Leadership-Training für ihn gehörten.
Finn ist ein Start-up aus München mit rund 400 Beschäftigten, das über eine App Autos anbieten, die man gegen eine monatliche Gebühr abonnieren kann.