Der Münchener Autoabonnement-Anbieter Finn trotzt dem schwierigen Marktumfeld und sichert sich 100 Mio. Euro an Eigenkapital, um sein Angebot an E-Autos weiter auszubauen. Die Bewertung steige damit auf rund 600 Mio. Euro, teilte das Start-up am Donnerstagmorgen mit.
Das frische Geld stammt demnach zu großen Teilen vom luxemburgischen Greentech-Investor Planet First Partners. Auch Bestandsinvestoren wie HV Capital, UVC Partners und Picus Capital legten nach.
Was in der Pressemitteilung unerwähnt blieb: Finn hat gleichzeitig einen Abtretungsvertrag mit seinem vormals größten Einzelgesellschafter, dem ehemaligen CEO Max-Josef Meier, geschlossen. Der Unternehmensgründer galt bis zu seinem Rücktritt als treibende Kraft hinter dem Auto-Start-up. Nach Informationen von Capital hat er nun ein Drittel seiner Anteile zurückgegeben und hält so nur noch rund 9,5 Prozent an der Firma. Die Abtretung hänge mit den zuvor vereinbarten Kontrollrechten zusammen, heißt es aus dem Unternehmen. Operativ sei Meier nicht mehr involviert.
Rücktritt wegen sexueller Belästigung
Meier hatte im April 2023 seinen Posten als Finn-CEO nach einer Krisensitzung der Investoren geräumt, nachdem Capital Vorwürfe sexueller Belästigung öffentlich gemacht hatte. Bei den Vorwürfen ging es um übergriffiges Verhalten gegenüber neun Mitarbeiterinnen bei einer Firmenweihnachtsfeier. In der Sache hatte die Staatsanwaltschaft München damals Ermittlungen aufgenommen.
Mitgründer Maximilian Wühr, bis dato Wachstumsbeauftragter, übernahm danach die Firmenleitung. Unter seiner Führung hat sich das Start-up im vergangenen Jahr wieder aufgerappelt: Wühr gelang es offenbar, Ruhe in die Firma zu bringen und auch die Investoren von der Erneuerung des Managements zu überzeugen.
Trotz der schwierigen Marktlage mit Inflation und dem Wegfall der E-Auto-Prämie konnte das Start-up seine Erlöse im vergangenen Jahr um 40 Prozent steigern. Nach eigenen Angaben soll der wiederkehrende Jahresumsatz zuletzt bei 160 Mio. Euro gelegen haben.
Ausbau der Elektro-Flotte
Finn bietet über seine App rund 30 verschiedene Automarken an, die man gegen eine monatliche Gebühr abonnieren kann. Das Startup wurde 2019 gegründet, expandierte 2022 auf den US-Markt und beschäftigte zuletzt rund 400 Mitarbeiter.
Mit der neuen Finanzierung will Finn sein Angebot nun weiter hochfahren: „So werden wir den Anteil von E-Autos in unserer Flotte in den kommenden Jahren verdoppeln und unser Wachstum durch die Elekromobilitätswende beschleunigen“, teilte CEO Wühr mit. Bis Jahresende soll der Anteil der Elektroautos in der Flotte demnach von 40 auf 80 Prozent steigen.
Transparenzhinweis: In einer ursprünglichen Version dieses Artikels hatten wir geschrieben, dass Max-Josef Meier seinen Posten "auf Druck der Investoren" geräumt habe. Das ist laut Unternehmen nicht korrekt. Meier habe vielmehr seinen Rücktritt selbst angeboten.