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Sparpläne Steht Intels Chipfabrik in Magdeburg vor dem Aus?

Baumaschinen auf dem Baugelände der Intel-Chipfabrik auf dem „Eulenberg“ bei Magdeburg
Baumaschinen auf dem Baugelände der Intel-Chipfabrik auf dem „Eulenberg“ bei Magdeburg
© dpa / Klaus-Dietmar Gabbert / Picture Alliance
Der US-Chiphersteller Intel will Milliarden sparen und 15.000 Jobs streichen. Das könnte auch die geplante Halbleiterfabrik in Magdeburg beerdigen. Die Entscheidung soll in Kürze fallen

Die von Intel geplante Chipfabrik in Magdeburg könnte dem Sparpaket des kriselnden US-Konzerns zum Opfer fallen. Firmenchef Pat Gelsinger will dem Verwaltungsrat in den nächsten Tagen konkrete Sanierungspläne vorstellen – und könnte dabei ankündigen, die milliardenschweren Pläne für den Bau neuer Werke, eines davon in Magdeburg, auf Eis zu legen.

Die Sorgen in der Politik wachsen, dass Intel tatsächlich die Notbremse zieht. Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Regierungs- und Kommissionskreise berichtet, haben Bundeskanzler Olaf Scholz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in den vergangenen Tagen mit Gelsinger gesprochen und gefragt, ob Intel weiterhin plane, 33 Mrd. Euro für das Werk in Magdeburg zu investieren. Gelsinger habe das nicht konkret beantwortet und darauf hingewiesen, dass auf der Verwaltungsratssitzung im September die Entscheidung getroffen werde, ob auch Magdeburg von Intels Sparprogramm betroffen sei. „Ich bin Grundoptimist, aber das scheint nicht gut zu laufen“, zitiert die Zeitung einen Regierungs-Insider.

Verluste in Milliardenhöhe

Intel fährt Milliardenverluste ein und hatte Anfang August deshalb angekündigt, mit drastischen Maßnahmen schnell die Kosten zu drücken. Rund 15.000 Arbeitsplätze – etwa 15 Prozent aller Jobs – sollen wegfallen, schrieb Gelsinger an die Belegschaft. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen.

Zwar betonte Gelsinger, dass Intel an der Strategie „IDM 2.0“ zum Ausbau der Fertigungskapazitäten festhalten wolle. Zu den konkreten Investitionsvorhaben in Deutschland, Frankreich und Italien verlor der Konzernchef jedoch kein Wort – und kündigte zugleich an, dass Intel die Investitionen stärker an die Nachfrage anpassen wolle.

Der Bund hat Intel zugesagt, den Bau der Fabrik in Magdeburg mit knapp 10 Mrd. Euro zu unterstützen. Diese hohe Subvention könnten dafür sprechen, dass das Werk den Sparplänen nicht zum Opfer fallen wird. Laut „Handelsblatt“ spricht auch die Nähe zu Lieferanten für den Standort, die bei der Inbetriebnahme der komplexen Produktion von Vorteil sei. Die Maschinen kommen vom niederländischen Hersteller ASML, der deutsche Optikkonzern Zeiss liefert Hightech-Spiegel.

Wie schlimm wäre Stopp des Projekts?

Es gibt allerdings auch Argumente gegen Magdeburg: Intel ist bisher nicht in Deutschland präsent. Bei einem Stopp des Projekts könnten sich dem „Handelsblatt“ zufolge die Folgeeffekte daher in Grenzen halten. Außerdem ist Strom in Deutschland vergleichsweise teuer.

Intel hat den Boom bei Künstlicher Intelligenz (KI) verschlafen. Dem Konzern mit Sitz im kalifornischen Santa Clara fehlt es an konkurrenzfähigen Hochleistungschips für diese rechenintensiven Anwendungen. Gleichzeitig schwindet die Nachfrage nach klassischen Prozessoren.

Einst dominierte Intel die Chipbranche, fiel dann aber zurück. Ein entscheidender Moment war der verlorene Kampf um den Platz in den heute allgegenwärtigen Smartphones. Intel hoffte, die Stärke im PC-Geschäft auf die Mobil-Geräte zu übertragen – doch bei den Computer-Handys setzten sich sparsamere Prozessoren mit Architekturen des britischen Chip-Designers Arm durch. Smartphone-Chips kommen nicht von Intel, sondern von Wettbewerbern wie Qualcomm oder TSMC.

Inzwischen muss sich Intel auch um die Position im PC-Markt Sorgen machen. Apple stellte die gesamte Modellpalette seiner Mac-Computer auf Arm-Chips aus eigener Entwicklung um. Eine Folge waren deutlich längere Batterielaufzeiten. Im Sommer setzte auch Microsoft bei neuen Windows-PCs mit KI-Funktionen zunächst auf Chips mit Arm-Architektur wie den Snapdragon-Prozessor von Qualcomm. Computer mit Intel-Prozessoren sollen zwar folgen - diese müssen aber zunächst einmal auf den Markt kommen.

Derweil musste Intel vom Spielfeldrand zusehen, wie der einst viel kleinere Konkurrent Nvidia dank Chipsystemen zum Training Künstlicher Intelligenz zur heißesten Adresse in der Branche wurde. Intel versucht zwar, auch in dem Geschäft mitzumischen, liegt aber weit hinter Nvidia.

Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen. Das Nachrichtenportal gehört wie Capital zu RTL Deutschland.

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