Vor 26 Jahren war Intel das wertvollste Unternehmen der Welt. Heute steckt der Halbleiterkonzern in seiner wohl größten Krise, und steht mittlerweile offenbar vor der Zerschlagung. Wie das „Wall Street Journal“ zuerst berichtete, prüfen Intels Konkurrenten TSMC und Broadcom angeblich eine Zweiteilung des Konzerns. Broadcom hat dem Bericht zufolge Intels Chipdesign- und Marketinggeschäft genau unter die Lupe genommen; TSCM eine oder mehrere Fertigungsanlagen.
Intel Aktie steigt um 35 Prozent
Was an den Börsen zu einer spektakulären Rally der Intel-Aktie mit einem Anstieg um 35 Prozent geführt hat, dürfte dagegen in Sachsen-Anhalt mit Sorge zur Kenntnis genommen worden sein. Dort nämlich, in Magdeburg, wollte Intel eigentlich ein riesiges Werk errichten. 30 Mrd. Euro sollten in die Fabrik fließen, davon knapp 10 Mrd. Euro vom Bund. So sahen es die ursprünglichen Pläne aus dem Jahr 2022 vor. Bereits im September 2024 wurde das Projekt aber bis 2026 auf Eis gelegt, weil sich Intel schon damals in einer tiefen Krise befand.
Und nun? Auf Capital-Anfrage äußert sich der sachsen-anhaltinische Wirtschaftsminister Sven Schulze weiter optimisch: Man nehme die Übernahmegerüchte rund um Intel selbstverständlich wahr. Das Ziel bleibe trotzdem klar: „Wir wollen die Chipindustrie nach Sachsen-Anhalt holen“, sagt Schulze. Aber: „Wir haben mit Intel die Vereinbarung, dass das Projekt in Magdeburg im Jahr 2026 neu bewertet und dann entschieden wird, wie es weitergeht. Bis dahin halten wir an unserer Strategie fest, Intel in Magdeburg anzusiedeln.“

Übernahmepoker um Intel – Chiphersteller im Fokus der Konkurrenz
Intel ist technologisch abgehängt
Ohnehin handelt es sich bei den Übernahmeplänen bislang nur um Gerüchte, auf die keine Seite reagiert hat. Für einige Analysten machen sie aber durchaus Sinn. „Wir halten dies für möglich. Broadcom könnte hierdurch sein Produktportfolio erweitern, an eine Vielzahl von Patenten gelangen und gleichzeitig die von Elon Musk einmal als „Produktionshölle“ bezeichnete kostenintensive Chipfertigung umgehen“, schreibt die DZ Bank in einem aktuellen Paper.
Für Konkurrent TSMC könnte US-Präsident Donald Trump einen Deal einfädeln, den TSMC kaum ausschlagen könnte. TSMC ist bei der Chipproduktion technologisch so weit vorne, dass Trump eigentlich nicht länger an Intel festhalten kann. Stattdessen könnte er TSMC günstigen Zugang zu den US-Produktionsstätten von Intel bieten, weil er die Produktion ins Inland holen will. Allerdings müsste er sich mit TSMC an ein taiwanisches Unternehmen bei einer wichtigen Zukunftstechnologie koppeln – das spreche dagegen, so die DZ Bank.
Außerdem gebe es für beide Seiten regulatorische Hürden. Eine Übernahme in dieser Größenordnung könnte die Wettbewerbshüter auf den Plan rufen.