Schöneck ist kein Ort, an dem man einen Global Player der Softwarebranche erwarten würde. Das 3000-Einwohner-Örtchen liegt auf fast 800 Metern Höhe im sächsischen Vogtland, schon Mitte November fällt der erste Schnee. Besucher erwartet hier ein Zigarren- und Heimatmuseum, ein Skigebiet mit 1000-Betten-Hotel in sozialistischer Massenerholungs-Architektur und, verteilt über einen kleinen Campus am Waldrand, der Hauptsitz der GK Software SE.
Das Unternehmen ist ein echter Hidden Champion: Die Kassensoftware von GK wird bei Lidl, Edeka oder Migros eingesetzt; als die Gründer 2023 die Firma an den japanischen Technologiekonzern Fujitsu verkauften, beschäftigte sie 1250 Mitarbeiter und setzte etwas mehr als 150 Mio. Euro um. Diese rare Erfolgsgeschichte im Osten Deutschlands ist das Werk von Rainer Gläß.
Der Mann – randlose Brille und Manschetten mit eingestickten Initialen – stammt von hier, er hat nach der Wende GK in Schöneck gegründet und groß gemacht. Der Verkauf an Fujitsu war die Krönung seiner Unternehmerlaufbahn.
Gläß ist jetzt 66 Jahre alt, er hätte sich längst zur Ruhe setzen können. Stattdessen betätigt er sich als Unruhestifter. Im nahen Oberwiesenthal hat er kürzlich die berühmte Fichtelberg-Schwebebahn übernommen. In Plauen, eine halbe Autostunde entfernt, lässt er eine Fabrikruine in ein KI-Zentrum verwandeln, ein seltenes Hoffnungszeichen für die ansonsten ziemlich runtergewirtschaftete Provinzstadt.