Eliot Spitzer ist zurück im Geschäft. Der Mann, der erst als Sheriff der Wall Street und dann als "Klient Nr. 9" eines Callgirl-Rings Berühmtheit erlangte, strebt zurück in die Politik. Er will Finanzchef der Stadt New York werden. Der 54-Jährige hat durchaus Chancen, die Wahl zu gewinnen. Denn er packt seinen Gegner, wo der am verletzlichsten ist. Der Amtsinhaber sei ein konventioneller Bürokrat, während er, Spitzer, schon als Generalstaatsanwalt bewiesen habe, was man aus einer verschnarchten Behörde machen kann.
Und dann ist da noch Anthony Weiner. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde der bekannt, als er versehentlich einen Tweet an seine 56.000 Follower absetzte. Es war ein Link zu einem Foto, auf dem er in Boxershorts und mit Ständer posierte. "Weinergate" zog sich ein paar Tage hin, bis der Kongressabgeordnete auf weitere Leugnung verzichtete und zurücktrat. Nun will er Bürgermeister von New York werden, als Nachfolger von Michael Bloomberg. In den Umfragen ist Weiner der aussichtsreichste Kandidat der Demokraten.
Ach ja, und nicht zu vergessen Mark Sanford. Der damalige Gouverneur von South Carolina tauchte 2009 eine Woche lang spurlos ab. Das vermeintliche "Wandern in den Appalachen" entpuppte sich als Ausflug mit der argentinischen Geliebten. Natürlich trat auch er zurück. Gerade ist er, ziemlich mühelos, wieder in den Kongress eingezogen. Und das, obwohl seine mittlerweile Ex-Ehefrau in einem Buch kein gutes Haar an ihm lässt.
Drei Fälle, ein Trend. Das prüde Amerika vergibt seinen reuigen Sündern des Fleisches.
Zu einem Comeback, so scheint es dabei, gehören immer zwei: Der, der zurückkommen will, und der, der ihn wieder im Schoße der Gemeinschaft aufnimmt. Tatsächlich aber kommt es vor allem auf den Willen des Zurückkehrers an. Der Rest ist Handwerk.
In Sack und Asche
Wer klug ist, legt die Saat für das Comeback schon mit dem Abgang. Stichwort Entschuldigung. Eine gute Entschuldigung ist ein voll umfängliches pauschales Schuldanerkenntnis, egal, wie differenziert die Realität ist. Halbherzig, konditioniert, exkulpierend oder Ich-bezogen schadet der Sache. Also nicht: Ich weiß nicht, wie mir das passieren konnte. Sondern: Ich habe der Ehefrau, den Freunden, der Menschheit Furchtbares angetan. Wozu das Golf-Idols Tiger Woods eine ganze Pressekonferenz brauchte, schaffte der untreue Ehemann von Sandra Bullock, Jesse James, in einem Satz: "Ich verdiene alles Schlechte, was mir passieren wird." Ein hartherziger Pharisäer, wer da nicht sofort vergeben und vergessen möchte!
Nach der öffentlichen Katharsis ist erst einmal Pause, die sich produktiv nutzen lässt. Zum Knüpfen neuer Kontakte, Ausprobieren neuer Lebensentwürfe. Um nicht ganz aus dem Gedächtnis der Zielgruppe zu geraten, empfiehlt es sich, das erzwungene Sabbatical mit - wohldosierter - publizistischer Tätigkeit zu begleiten. Medien sind für klingende Namen stets offen. Das ist nicht anders als in der Waschmittelwerbung: Der Kunde kauft, was er kennt. Und Kompetenz wird durch Untreue höchstens zeitweise entwertet.
Und dann ist die Zeit gekommen, nein, nicht zurückzukehren. Sondern sich rufen zu lassen. So wie Spitzer braucht man die Story: Die Anekdote über die Begegnung mit den ganz einfachen Leuten auf der Straße, den Aufrechten, die einen zur Rückkehr auffordern. Aber immer daran denken: Wer Rehabilitation will, muss Reue zwar nicht fühlen, aber umso mehr zeigen. Die "zweite Chance" will mit Demütigung verdient sein.
Am Ende aber kommt es bei der Frage, ob ein Comeback gelingt, nur auf einen Faktor an: Entschlossenheit. Wer wirklich wieder nach oben will, dem wird es auch gelingen. In der Wirtschaft genauso wie in der Politik. Der Rückkehrer braucht eine harte Haut und die Fähigkeiten, die ihn schon vorher zum Erfolg trugen. Es ist ja kein Zufall, dass Spitzer, Weiner und Sanford vor dem Fall Karriere gemacht hatten. Sie hatten und haben das Rüstzeug dazu.
Welcome back Mr. Spitzer.
Ines Zöttl schreibt jeden Mittwoch über internationale Wirtschafts- und Politikthemen. Ihre letzten Kolumnen: Zyperns Stunde Null, Danke, Herr Liefers und EU, wozu?
E-Mail: Zoettl.Ines@capital.de