Die Erben des Gründers und langjährigen Patriarchen des Samsung-Konzerns Lee Kun-hee haben Aktien des Unternehmens im Wert von mehreren Milliarden Dollar verkauft, um damit einen Teil der höchsten Erbschaftssteuerzahlungen aller Zeiten zu leisten. Lee, der ehemals reichste Mensch Südkoreas, verstarb im Jahr 2020. Seiner Familie hinterließ er ein auf umgerechnet knapp 20 Mrd. Dollar (aktuell rund 18 Mrd. Euro) geschätztes Vermögen. Den Erben steht nach koreanischem Recht allerdings nur gut die Hälfte davon zu, die andere Hälfte dem Staat. Denn Südkorea hat einen Erbschaftssteuersatz von 50 Prozent, und der gilt – anders als etwa in Deutschland – auch für Vermögen, das in Familienunternehmen steckt.
Aus Mitteilungen an die südkoreanische Börsenaufsicht geht hervor, dass die Witwe von Lee Kun-hee, Hong Ra-hee, und ihre Töchter Boo-jin und Seo-hyun in der vergangenen Woche gemeinsam Aktien im Wert von 2 Mrd. Dollar verkauften. Darunter waren Anteile im Wert von 1,64 Mrd. Dollar am Geräte- und Chipgiganten Samsung Electronics und Aktien im Wert von etwa 405 Mio. Dollar der Tochtergesellschaften Samsung SDS, Samsung C & T und Samsung Life Insurance.
Der Verkauf deckt nur eine Rate der vor drei Jahren auf umgerechnet mehr als 9 Mrd. Dollar festgesetzten Steuerrechnung. Große Vermögen wie das der Lees sind oft in Unternehmensanteilen gebunden. Hohe Erbschaftssteuerforderungen stellen die Eigentümerfamilien vor das Problem, dass sie ihre Firmen oder Teile davon verkaufen oder Betriebsvermögen abziehen müssen, um die Steuerschuld zu begleichen.
Das kann die Eigentümerfamilie die Kontrolle über das Unternehmen kosten und den Firmen schaden, weil beispielsweise Kapital für Investitionen fehlt. Deswegen ist Vermögen, das in Unternehmen steckt, in Deutschland etwa von der Erbschaftssteuer ausgenommen. Gerade besonders große Erbschaften bleiben deshalb oft fast komplett steuerfrei. Das sorgt immer wieder für Kritik. Unternehmerverbände haben mit ihren Warnungen vor einem Schaden für den deutschen Mittelstand diese bislang allerdings erfolgreich abgeschmettert.
„Bürgerpflicht“ Steuern zahlen
Der Familie Lee ist diese Argumentation offenbar fremd. „Es ist unsere Bürgerpflicht und Verantwortung, alle unsere Steuern zu zahlen“, teilte die Familie mit, als die Mega-Steuerrechnung 2021 festgesetzt wurde. Allerdings legten auch die Samsung-Erben die Milliardensumme nicht in einem Schlag bar auf den Tisch. Um nicht zu viele Unternehmensanteile zu verkaufen und die Kontrolle über den Konzern zu verlieren, nahm die Familie umgerechnet 3 Mrd. Dollar Schulden auf, wofür sie Samsung-Aktien als Sicherheit hinterlegte.
Teil des mit den Steuerbehörden vereinbarten Plans zur Begleichung der Milliardenschuld ist auch, dass die Familie etwa 23.000 Kunstwerke, darunter Werke des spanischen Surrealisten Salvador Dalí und des Kubisten Pablo Picasso, an südkoreanische Museen spendet. Zusätzlich plant die Familie, 900 Mio. Dollar für wohltätige Zwecke zu spenden.
Bislang haben die Erben Berichten zufolge rund 4,5 Milliarden und damit knapp die Hälfte der Erbschaftssteuer beglichen. Die letzte Rate soll 2026 fällig sein.
Der Beitrag ist zuerst bei ntv.de erschienen.