Microsoft, Amazon, Nvidia, Intel, OpenAI, Samsung und BMW investieren alle in den gleichen Mann: Brett Adcock. 2022 hat der 38-Jährige das KI-Start-up Figure AI gegründet – heute ist das Unternehmen 2,6 Mrd. Euro wert. Adcocks Ziel: den globalen Fachkräftemangel beenden. Dazu entwickelt Figure AI einen KI-gesteuerten, humanoiden Allzweck-Roboter, der vielseitig in die Arbeitswelt integriert werden soll: Figure 01.
Figure AI ist bereits der dritte Geniestreich Adcocks. 2013 gründet er den Talentmarktplatz Vettery, den er schon fünf Jahre später für 100 Mio. US-Dollar verkauft. Im selben Jahr gründet er das eVTOL-Unternehmen Archer Aviation, also eine Firma für elektrisch angetriebene Fluggeräte. 2022 folgt dann Figure AI. Die ersten Mitarbeiter wirbt Adcock von Boston Dynamics, Tesla, Google DeepMind und Apple ab.
Der Seriengründer ist überzeugend. Allein von Microsoft, Jeff Bezos’ Explore Investments und Nvidia sammelt er im Februar 2024 stolze 675 Mio. US-Dollar ein. Manche Analysten geben Adcock und seinen Investoren recht: Bis 2035 wird der Markt für humanoide Roboter ein Volumen von 38 Mrd. US-Dollar erreichen, schätzt zum Beispiel Goldman Sachs.
Adcock selbst sagt eine Zukunft voraus, in der jeder Haushalt einen humanoiden Roboter haben wird, der die Wäsche macht, Kaffee kocht oder das Abendessen zubereitet. Und diese Zukunft steht kurz bevor: „Dies ist das Jahrzehnt, in dem wir Androiden sehen werden“, glaubt Adcock. Bereits in den nächsten zwei oder drei Jahren werden sie anfangen, in Unternehmen zu arbeiten – und bald auch bei uns zu Hause, so seine Vision.
Erste Unternehmensgründung als Teenager
Brett Adcock, geboren 1986, wächst auf der Farm seiner Familie nahe dem kleinen Ort Moweaqua in Illinois auf. Seine Eltern bauen in dritter Generation Korn und Soja an – der junge Brett interessiert sich für Ingenieurwissenschaften und das noch junge „World Wide Web“. Mit 16 Jahren beginnt er, Internetunternehmen zu gründen. Er stellt einen Online-Shop für Outdoor-Elektronik auf die Beine und programmiert die Content-Website „Street of Walls“.
Bei der Abschlussfeier der High School hält er als Jahrgangsbester die Abschiedsrede. Zunächst entscheidet sich Adcock Ingenieurwissenschaften zu studieren, wechselt dann aber ans Warrington College of Business der University of Florida, die er 2008 mit einem Bachelor of Science in Betriebswirtschaftslehre verlässt.
Nach dem Abschluss beginnt Adcock seinen Gründungsmarathon. Auf verschiedene Start-ups folgen die drei großen Projekte Vettery, Archer Aviation und Figure AI.
Vettery und Archer Aviation
Den Talentmarktplatz Vettery gründet Adcock zusammen mit Adam Goldstein. Die beiden lernen sich zum Ende des Studiums kennen und arbeiten eine Zeit lang als Finanzanalysten. Das gemeinsame Start-up wird der erste große Erfolg der Partnerschaft. Arbeitgeber nutzen die Datenbanken von Vettery, um Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen zu finden.
In den ersten Finanzierungsrunden sammeln Adcock und Goldstein 22 Mio. US-Dollar ein. Als erste große Kunden können sie Amazon, Ebay und JP Morgan gewinnen. Im Februar 2018 wird Vettery vom Schweizer Personaldienstleister Adecco Group gekauft – für 100 Mio. US-Dollar.
Noch im gleichen Jahr stampfen Adcock und Goldstein das Archer Aviation aus dem Boden. 2021 wird das erste Demonstrationsflugzeug des Unternehmens vorgestellt: Maker. Die US-amerikanische Fluggesellschaft United Airlines ordert 100 Modelle, der niederländische Automobilhersteller Stellantis wird strategischer Partner und Investor.
Figure AI
Das KI-Unternehmen Figure AI hat seinen Sitz im kalifornischen Sunnyvale, das an einem universellen humanoiden Roboter arbeitet. Schnell steigen große Unternehmen bei dem Start-up ein.
Adcock gründet das Unternehmen wegen des globalen Problems des Fachkräftemangels. Allein in den USA gebe es über 10 Millionen unsichere oder unattraktive Arbeitsplätze, rechnet er im „Mission Statement“ von Figure vor.
Die alternde Bevölkerung werde es den Unternehmen zunehmend erschweren, ihre Belegschaft zu vergrößern. Infolgedessen werde das Wachstum des Arbeitskräfteangebots in diesem Jahrhundert stagnieren. „Wenn wir weiter wachsen wollen, brauchen wir mehr Produktivität – und das bedeutet mehr Automatisierung.“
Diese Automatisierung kommt in Form von Figure 01. In dem humanoiden Roboter steckt die KI ChatGPT des Unternehmens OpenAI, das auch in Adcock investiert hat. Er ist 1,67 Meter groß, 60 Kilo schwer und hat eine Laufzeit von fünf Stunden. Adcock will sich die nächsten 30 Jahre mit ihm beschäftigen.