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Die Stunde Null Rolf Nikel: „Deutschland muss Vertrauen wieder erkämpfen“

Rolf Nikel
Rolf Nikel ist Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. Von 2014 bis 2020 war der Botschafter in Polen
© IMAGO / Emmanuele Contini
Die frühere deutsche Botschafter in Warschau spricht von einem Scheitern der deutschen Russland- und Ukrainepolitik vor dem Krieg. Das habe auch das Verhältnis zu Polen deutlich verändert

Ein Jahr ist vergangen, seitdem Russland mit seinem Angriff auf die Ukraine Europa in einen Schockzustand versetzte. Für Deutschland bedeutete das einen fundamentalen Umbruch – in seinem Verhältnis zu Russland, seiner Energieversorgung, aber auch der Rolle des Landes in der EU. Rolf Nikel, früherer deutscher Botschafter in Warschau, spricht von einem „Scheitern der deutschen Russland-, Ukraine- und Energiesicherheitspolitik“. „Da ist Vertrauen verloren gegangen gegenüber Deutschland. Und dieses Vertrauen muss wieder erkämpft werden. Das wird nicht einfach werden“, sagt Nikel im Podcast „Die Stunde Null“.

Der Diplomat, der lange Zeit im Kanzleramt arbeitete und heute Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik ist, sieht insbesondere im Verhältnis zu Polen eine Verschiebung: „Man hat uns in Polen darauf hingewiesen, dass wir in unserer Sicherheitspolitik naiv gewesen sind“, sagt er. „Nun gibt es eine Erwartung auf Seiten der Polen: Ihr habt uns damals nicht zugehört. Dann hört uns wenigstens jetzt zu, wenn wir sagen, wie es weitergehen soll mit Blick auf die Ukraine.“ Schon jetzt übernehme das Nachbarland eine größere Rolle und gewinne international an Bedeutung.

Ausgesprochen positiv bewertet Nikel die deutsch-polnischen Wirtschaftsbeziehungen, die von Rekord zu Rekord eilen. Polen ist sowohl bei Importen als auch bei Exporten zu einem der wichtigsten deutschen Handelspartner aufgestiegen. Zudem ist das Land wirtschaftlich besser als viele andere EU-Staaten durch die Krise der Pandemie gekommen und hat sich damit zu einem Wachstumsmotor für Europa entwickelt. Angesichts eines grundlegenden „systemischen Konflikts“ in Europa, den Nikel zwischen Demokratien und Autokratien heraufziehen sieht, könne Polen „eine Rolle spielen wie sie Deutschland im ersten Kalten Krieg hatte – an der Schnittstelle der beiden Blöcke“.

Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,

  • warum Rolf Nikel trotz allem Optimist ist,
  • weshalb die deutsch-polnischen Beziehungen besser sind als ihr Ruf.

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