SUV steht für Sport Utility Vehicle – und in Paris bald für 18 Euro Parkgebühren pro Stunde: Bei einer Bürgerbefragung stimmte eine Mehrheit dafür, die Preise deutlich zu erhöhen. Die neue Regelung soll ab dem 1. September und nur für Touristen gelten.
Am klarsten sprach sich Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) für eine Änderung auch in Deutschland aus: „Ich habe große Sympathien für eine Preisstaffelung der Parkgebühren nach Länge der Fahrzeuge.“ Das Parken für SUV solle teurer werden. „Der Trend zu immer mehr und immer größeren und schwereren Autos hält an“, sagte er gegenüber dem Tagesspiegel.
Doch nicht alle Metropolen in Europa zeigen sich offen für den Pariser Weg im Umgang mit SUVs:
SUV-Parkgebühren in Europa
Die Fahrradmobilität in Paris ist in den vergangenen Jahren stark im Kommen. Das Regierungsprojekt „Le Plan Vélo“ soll die Hauptstadt deshalb fahrradfreundlicher machen. Das buchstäblich größte Problem dabei: Tonnenschwere SUV verstopfen die Straßen und blockieren Bürgersteige. Oft sind die Fahrzeughalter Luxustouristen von außerhalb. Die Verdreifachung der Parkgebühren ist die Antwort darauf. Bürgermeisterin Anne Hidalgo zeigte sich nach dem Entscheid zufrieden: „Die Pariser sind die Avantgarde einer Bewegung, viele Städte werden sicher nachziehen.“ Sie wolle diesen schweren Autos in den Straßen den Platz nehmen, aus Umweltgründen und wegen der Sicherheit, so Hidalgo. Die Entscheidung sei gut für den Planeten und für die Gesundheit. Die Maßnahme ist aber auch gut für die Kassen der Stadt: Sechs Stunden lang durch die Pariser Boutiquen zu bummeln, kostet bald 255 Euro – allein fürs Parken.
In der deutschen Hauptstadt kostet es bisher nicht mehr, wenn man mit einem SUV parkt. Gegenüber T-Online sagte die Senatsverwaltung aktuell: „In Berlin gibt es derzeit keine Pläne, die Parkgebühren für SUVs zu erhöhen.“ In der Vergangenheit gab es aber immer wieder Forderungen, das Parken teurer zu machen. „Wir schlagen eine Spreizung der Gebühren zwischen 80 und 500 Euro pro Jahr vor, gestaffelt nach Größe und Gewicht des Fahrzeugs“, hieß es zum Beispiel in einer Resolution der Berliner Grünen aus dem Jahr 2020. Die Abstimmung in Frankreich hat nun dazu geführt, dass verschiedene Seiten nun (wieder) eine Erhöhung fordern. „Diese Monster-SUV blockieren zunehmend Gehwege und Grünflächen und gefährden Menschen, die zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs sind. Dem Größenwahn bei SUV muss Einhalt geboten werden“, sagte Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Der Automobilclub ADAC ist grundsätzlich dagegen und sagt: „Auch in den deutschen Innenstädten steigt der Parkdruck. Dennoch müssen nach Ansicht von ADAC Fachleuten Parkgebühren fair und in der Differenzierung sachlich begründbar sein. Das ist in dem Pariser Modell nicht der Fall.“
Für die niederländische Hauptstadt ist der Tourismus Fluch und Segen zugleich. Zum einen profitiert Amsterdam von Millionen Gästen pro Jahr, zum anderen sind diese oft nur für Alkohol, Drogen und Sex in der Stadt, was die Stadt mit einer „Stay away“-Kampagne zurückdringen will. So wurden zuletzt die Parkgebühren im Zentrum auf 3,90 Euro erhöht – ein Unterschied zwischen normalen Pkw und SUV gibt es aber nicht. Stadträtin Melanie van der Horst sagte gegenüber Ruhr24: „Ich frage mich manchmal, was man mit SUVs in der Stadt macht.“ Sie finde die Idee aus Frankreich „sehr interessant“ und werde Möglichkeiten prüfen, wie ähnliche Maßnahmen in Amsterdam umgesetzt werden könnten.
In London ist man stolz auf die britische Marke Range Rover. Premiers und Königinnen fahren darin durch die britische Hauptstadt. Trotzdem wird die Entscheidung in Paris begrüßt. Caroline Russell, ein Mitglied der Grünen im Londoner Parlament, sagte: „Man muss die Menschen in Paris einfach lieben. SUVs haben auf den belebten Straßen der Stadt nichts zu suchen, und für das Abstellen von Monsterautos auf der Straße mehr Geld zu verlangen, ist sinnvoll.“ Auch Bürgermeister Sadiq Khan sagte, er wolle prüfen, ob so etwas auch für London infrage kommt. Dazu werde er die Wirkung der Paris Maßnahme beobachten. Gegenüber dem Guardian sagte er, dass SUVs ein besonderes Problem seien, das angegangen werden müsse. „SUVs brauchen mehr Platz, und wir wissen, dass es Probleme mit der Verkehrssicherheit gibt, wir wissen, dass es Probleme mit Kohlenstoffemissionen gibt und so weiter.“
Eine der wenigen deutschen Städte, die SUV-Fahrer bereits vor dem Paris-Entscheid zur Kasse gebeten hat, ist Tübingen. Dort setzte Oberbürgermeister Boris Palmer 2022 eine höhere Gebühr für Anwohner-Parkausweise durch. Die Preise vervierfachten sich damals für alle Fahrzeuge – von 30 auf 120 Euro. Wer einen SUV fährt, zahlt sogar 180 Euro pro Jahr. Die Begründung: Ein SUV braucht mehr Platz, sollte also auch höhere Gebühren kosten. Als Grenze legte Tübingen das Leergewicht von 1,8 Tonnen fest. Palmer folgte damit einer Forderung des Deutschen Städtetags, der seine Mitglieder seit Jahre dazu anregt, große Autos aus den Innenstädten zu verbannen. Es sei „absurd“, sagte der Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Städtetags, wenn Parkhäuser mit den Automaßen mitwachsen. 1990 wog ein Auto im Durchschnitt noch 1200 Kilogramm, heute sind es schon über 1700.
In der schwedischen Hauptstadt Stockholm ist Parken im europäischen Vergleich teuer – für normale Pkw wie für SUVs. 8 Euro zahlt man im Schnitt pro Stunde. Die Metropole will die Innenstadt lebenswerter machen und Touristen wie Einwohner so dazu bewegen, nicht mit dem Auto, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu kommen. Doch Stockholm will Ende 2024 noch einen Schritt weiter gehen und Verbrenner aus dem Stadtkern vollkommen verbannen. Ab Dezember sollen vier Straßenzüge absolute Verbotszonen sein.
Rom ist vor allem für seine hohen Bußgelder bekannt. SUVs sind dort aber noch nicht mit höheren Parkgebühren belegt. Die italienische Hauptstadt bewegt sich im Mittelfeld. Etwa 2 Euro kostet eine Stunde. Wer aber falsch parkt, muss damit rechnen, abgeschleppt zu werden – egal ob Urlauber oder Einheimischer. Obwohl in den vergangenen Jahren viele neuen Radwege eingerichtet wurden, um die Massen an Autos zu reduzieren, hält sich deren Nutzung in Grenzen. Radfahren ist in Rom nicht populär. Mit einer Erhöhung der Parkgebühren für SUVs ist vorerst nicht zu rechnen.
Als eine der ersten europäischen Städte verbannte Madrid den Autoverkehr aus der Innenstadt. Mittlerweile ist das Verbot aufgeweicht und Parken in der spanischen Hauptstadt kostet weniger als im europäischen Durchschnitt. Ein spezielles Problem mit SUVs scheint Madrid aber nicht zu haben, es gibt keinen Unterschied bei den Preisen gegenüber normalen Pkw. Pro Stunde kostet es etwa 3,50 Euro. Als Besucher oder Einwohner ist es ohnehin ratsam, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen.
In der polnischen Hauptstadt Warschau sind die Kosten fürs Parken vergleichsweise gering. Etwa 1,50 Euro kostet die Stunde. Es gibt keinen Unterschied zwischen SUV oder Pkw. Die Zahl der Autos in der Stadt steigt aber. Die polnische Wirtschaft wächst überdurchschnittlich und es werden immer mehr Autos zugelassen. Pro Einwohner gibt es etwa doppelt so viele Autos wie in Berlin, auch aus dem Umland kommen jeden Tag tausende Pendler nach Warschau. Die Verkehrssituation ist dementsprechend schwierig. SUV mit höheren Parkgebühren abzuschrecken, ist bisher aber kein Thema.