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Lufthansa Cargo-CEO „Die Globalisierung ist nicht tot“

Luftfracht gilt als wichtiger Indikator für den Zustand der Weltwirtschaft.
Luftfracht gilt als wichtiger Indikator für den Zustand der Weltwirtschaft.
© Andreas Arnold/dpa / Picture Alliance
Luftfracht gilt als Indikator für den Zustand der Weltwirtschaft. Wie es um diese steht, erläutert im Capital-Interview Ashwin Bhat, CEO von Lufthansa Cargo
Lufthansa Cargo-CEO Ashwin Bhat
Lufthansa Cargo-CEO Ashwin Bhat
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Es riecht nach verbranntem Kerosin und frischem Beton hier ganz im Westen des Frankfurter Flughafens. Unablässig starten und landen Flugzeuge, während sich zwischen den Startbahnen und der Autobahn A3 die Baukräne drehen. Hausherr Ashwin Bhat ist an diesem späten Sommertag bester Laune. Der CEO von Lufthansa Cargo investiert hier am Heimatstandort 600 Mio. Euro in den kompletten Neubau des Luftfrachtzentrums. Das sichert Standort und Jobs, beim Festakt gab es gerade viel Lob aus der Landes- und Stadtpolitik. 

Für Interviews haben seine Leute einen Luftfracht-Container hergerichtet und im Gespräch mit Capital erläutert Bhat, wie sich die Globalisierung seiner Ansicht nach verändert und wie sich sein Unternehmen darauf einstellt. Schließlich ist Luftfracht so etwas wie ein Frühindikator für die Weltwirtschaft. Wenn es irgendwo in deren Getriebe klemmt wie etwa bei Terrorangriffen auf Frachtschiffe im Roten Meer, bekommen das die Frachtleute der Lufthansa sofort zu spüren. 

„Asien boomt“

Und wie steht es nun um die Weltwirtschaft? „In der Welt gibt es eine doppelte Situation“, sagt Bhat. „Asien und der Nahe Osten boomen, die Produktion in diesen Ländern und die Exporte aus diesen Ländern boomen. In Europa, einschließlich Deutschland und Amerika, stagnieren sie. Das zeigt, dass es in Europa kaum Wachstum gibt.“ In Asien boome nicht mehr nur das China-Geschäft, sondern insbesondere Indien und ganz Südostasien unter anderem mit Vietnam und den Philippinen.

Als einen Treiber dieser Entwicklung betrachtet der Lufthansa Cargo-Chef die „China plus eins“- oder „China plus zwei“-Strategie vieler Unternehmen. Sie geben zwar ihre Produktion in der Volksrepublik nicht auf, verteilten sie zur Risikostreuung aber auf mehrere Länder. Apple hat beispielsweise einen Teil seiner Produktion nach Indien verlagert. Für Logistiker wie Lufthansa Cargo bedeutet das mehr Geschäft in der Region. „Wir sehen, dass aufgrund der Produktionszentren, die in Indien gebaut werden, auch mehr Handel zwischen China und Indien stattfindet“, sagt Bhat. „Es gibt eine Menge neues Geschäft.“ Bemerkenswerterweise könne man für Luftfracht zwischen China und Indien höhere Tarife aufrufen als zwischen China und Europa.

Frankfurt ist mit knapp zwei Millionen Tonnen im Jahr vor Leipzig-Halle Deutschlands größter Frachtflughafen. Rund ein Viertel der Ladung fliegt an Bord von Passagiermaschinen mit. Der größere Teil wird hingegen in spezielle Frachtmaschinen verladen. Lufthansa Cargo ist der mit Abstand größte Anbieter vor Ort und bietet rund 300 Zielorte in über 100 Ländern an. Zur Jahresmitte betrieb das Unternehmen 17 Boeing 777 und vier Airbus A321 als Frachter.

Keine Verlagerung nach Deutschland

Für den seit gut einem Jahr amtierenden Lufthansa Cargo-Chef ist die Verschiebung nach und in Asien ein Beleg für die Veränderung des Welthandels. „Die Globalisierung ist nicht tot, sie verändert sich“, betont Bhat. Teilweise gebe es auch Verlagerungen nach Europa, „aber nicht nach Deutschland“. Wachstum beobachte er unter anderem in Ungarn und in der Türkei.

Ein Wachstumstreiber für die Luftfracht ist nach Bhats Worten zudem der zunehmende E-Commerce und damit der Versand von Gütern quer durch die Welt direkt zum Endverbraucher. „Das Wachstum geschieht wegen des E-Commerce“, betont er. Das hat auch Konsequenzen für die Arbeit bei der Frachttochter der Lufthansa, wenn eine Boing 777 mit 80.000 einzelnen Paketen und Päckchen beladen wird. „Es ändert sich also die Art und Weise, wie Ihre Kunden es abfertigen, wie sie es handhaben, wie sie es ausliefern, wie Sie es verladen, denn es sind alles kleine Pakete“, sagt Bhat.

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