Die Großbäckerei Lieken, einer der größten deutschen Hersteller, erwartet für die kommenden Monate einen weiteren Anstieg der Preise für Brot und andere Getreideprodukte. „Brot wird und muss teurer werden“, sagte Lieken-CEO Christian Hörger im Podcast „Die Stunde Null“. Er gehe von einer Preissteigerung zwischen „10 und 20 Prozent“ im Vergleich zu heute aus.
Der zweitgrößte Großbäcker Deutschlands und Konkurrent von Harry ist unter anderem für seine Marken Golden Toast und Lieken Urkorn bekannt. Mit 20 Kilo pro Kopf im Jahr 2020 ist Brot nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung das am häufigsten konsumierte Nahrungsmittel in Deutschland.
Die Preissteigerung wird nach Ansicht Hörgers von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die vor allem mit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammenhängen. Die westlichen Wirtschaftssanktionen erschweren russische Weizenexporte nach Europa, während Russland zugleich verhindert, dass ukrainisches Getreide ins Ausland transportiert werden kann. „Zusammen machen sie sicherlich um die 20 bis 25 Prozent des weltweiten Marktes aus“, sagt Hörger. Zu Beginn des Krieges stellte sich daher bei Lieken die Frage: „Selbst wenn wir Verträge haben, kriegen wir dann auch physisch das Mehl, das wir geordert haben, nur weil wir einen Vertrag haben?“
Inzwischen ist zumindest die Furcht vor Lieferausfällen geringer geworden, auch wenn das Preisproblem bleibt. „Wir werden gut beliefert, wir kriegen alles, aber wir haben einen Zeitversatz, der sehr, sehr viel Geld kostet“, sagt Hörger. „Wir werden deutlich über 150 Mio. Euro für Mehl ausgeben“ – mehr als doppelt so viel wie in einem normalen Jahr. 2021 produzierte das Unternehmen in seinen acht Werken etwa 500.000 Tonnen Brot, und brauchte dafür rund 270.000 Tonnen Weizen.
Auch andere Folgen des Krieges wirken auf den Brotpreis, wie die Versorgung mit Erdgas, das in den Fabriken zum Einsatz kommt. „Was passiert, wenn wir Gaslieferungen nicht mehr hätten?“, fragt Hörger. „Alle unsere Öfen laufen mit Gas, natürlich wären auch wir davon betroffen.“ Hinzu kommen Faktoren wie Verpackungsmaterialien und Personalkosten. Hörger spricht von “deutlich über 100 Mio. Euro Mehrkosten, die wir dieses Jahr haben werden“.
Der Lieken-Chef ist überzeugt, dass Brot in Deutschland nach wie vor „sehr günstig im europäischen Vergleich“ ist, auch wenn sich dies nun ändere. Die Verbraucher müssten sich darauf einstellen, mehr als 2 Euro pro Kilo Brot zu bezahlen.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,
- inwiefern Deutschland anderen Ländern den Weizen wegkauft,
- was die nächsten Trends beim Brot sein werden,
- Was Hörger an der Brot-Branche besonders reizvoll findet.
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