Wenn ein Bier in der Kneipe nicht unter 10 Euro zu haben ist, muss eine neue Definition von Reichtum her. Misst man den Wohlstand von Ländern rein nach dem Dollar-Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, vergleicht man schnell Äpfel mit Birnen.
Sehr viel aussagekräftiger sind Vergleiche, bei denen die Kaufkraft berücksichtigt wird , also wie viel Waren oder Dienstleistungen in dem jeweiligen Land für eine bestimmte Summe gekauft werden können.
Reichste Länder der Welt
Die Weltbank vergleicht laufend das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf für über 250 Länder. Unter den vielen Arten, wie diese Statistik geführt werden kann, ist auch das kaufkraftbereinigte BIP. Hierfür wurde die Wirtschaftsleistung je Einwohner in internationale Dollar umgerechnet. Diese künstliche Währung erlaubt es, Volkswirtschaften trotz Unterschiede im Preisniveau direkt zu vergleichen.
2019 lag das durchschnittliche kaufkraftbereinigte BIP pro Kopf laut Weltbank global bei durchschnittlich 17.678 internationale Dollar. 1990 waren es demnach erst 5542 internationale Dollar. Seitdem hat der weltweite Reichtum nahezu kontinuierlich Jahr für Jahr zugenommen. Lediglich die Finanzkrise sorgte für einen minimalen Rückschritt.
Reichtum: EU hinter Nordamerika
Wie sich die Corona-Krise auswirken wird, muss sich noch zeigen. Das gilt auch für die Frage, ob sich das Gleichgewicht zwischen den Regionen verschiebt. Die Europäische Union kam laut der Weltbank zuletzt auf durchschnittlich 46.565 internationale Dollar je Einwohner und lag damit deutlich hinter Nordamerika mit 63.867 internationale Dollar.
Dies sind – kaufkraftbereinigt – die reichsten Länder der Welt:
Reichste Länder nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf

Die Weltbank führt aktuell (Stand: Februar 2021) Norwegen auf Platz zehn der Länder mit dem höchsten kaufkraftbereinigten BIP pro Kopf. Es belief sich zuletzt auf 66.832 internationale Dollar. Das war mehr als doppelt so viel wie in Griechenland. Alle zuletzt verfügbaren Finanzdaten stammen – sofern nicht anders angegeben – aus dem Jahr 2019.

Die Vereinigten Arabischen Emirate belegten mit 70.089 internationale Dollar Platz neun des Weltbank-Rankings.

Die Schweiz kam mit 70.989 internationale Dollar auf Platz acht. Die Alpenrepublik wurde wegen der hohen Lebenshaltungskosten deutlich abgewertet. Ohne Berücksichtigung der Kaufkraft belief sich das BIP laut Weltbank auf 81.994 US-Dollar.

Auch bei den Cayman Islands verringert sich das BIP pro Kopf deutlich, wenn das Preisniveau berücksichtigt wird. Aus 85.975 US-Dollar wurden in der Weltbank-Statistik 73.292 internationale Dollar. Diese Zahlen stammten noch von 2018.

Noch deutlicher fiel das Minus bei Bermuda aus. Das britische Überseegebiet belegte mit 117.089 US-Dollar Platz drei der Länder mit dem höchsten BIP pro Kopf. Kaufkraftbereinigt reichte es nur für 85.418 internationale Dollar und Platz sechs.

Bei Irland wird aus einem BIP von 78.661 US-Dollar hingegen kaufkraftbereinigt ein BIP von 88.241 internationale Dollar. Damit landete Irland auf Platz fünf der reichsten Länder weltweit.

Katar ist auf Platz vier der vermögendsten Länder weit von früheren Zeiten entfernt. 2012 hatte das Emirat in der Weltbank-Statistik mit 141.635 internationale Dollar seine Bestmarke erreicht. 2016 stürzte es aber auf 83.104 internationale Dollar ab. Mittlerweile ist das BIP pro Kopf wieder auf 94.029 internationale Dollar geklettert. Katar ist damit aber immer noch nicht auf das Niveau der Jahrtausendwende zurückgekehrt.

Singapur muss sich in der US-Dollar-Rangliste auf Position 14 einreihen. Kaufkraftbereinigt aber schießt der Finanzplatz auf Rang drei empor. Die Weltbank rechnete 65.233 US-Dollar in 101.649 internationale Dollar um. Damit setzte Singapur das kontinuierliche Wachstum seit 2009 fort.

Im Fall von Luxemburg ändert die Berücksichtigung der Kaufkraft kaum etwas an dem BIP pro Kopf. Aus 114.705 US-Dollar wurden laut Weltbank 121.293 internationale Dollar. Das Großherzogtum verbesserte sich aber im internationalen Vergleich von Platz vier auf Platz zwei.

Im Weltbank-Ranking der Länder und Regionen mit dem höchsten kaufkraftbereinigten BIP pro Kopf führt Macau die Liste an. Die chinesische Sonderverwaltungszone kam demnach 2019 auf einen Wert von 129.451 internationale Dollar. Nachbar Hongkong musste sich mit Platz 13 (62.496 internationale Dollar) zufriedengeben. Gemessen am BIP in US-Dollar lag Macau mit 84.096 Dollar hingegen nur auf Platz sieben. Der Sieg von Macau steht allerdings unter Vorbehalt. Beim Kaufkraft-Ranking hat die Weltbank wegen fehlender Daten die Dollar-Spitzenreiter Monaco (185.829 US-Dollar) und Liechtenstein (181.403 US-Dollar) nicht berücksichtigt. Die USA landeten auf Platz elf (65.298 internationale Dollar), Deutschland direkt hinter Österreich auf Platz 19 (56.278 internationale Dollar statt 46.445 US-Dollar).