Als Heinrich Hiesinger 2011 den Vorstandsvorsitz von Thyssenkrupp übernahm, war der Industriekonzern gebeutelt von Fehlinvestitionen, Milliardenverlusten und Kartellstrafen. Thyssenkrupp stand kurz vor dem Untergang. Hiesinger krempelte das Unternehmen um. Es war wohl einer der spannendsten Großumbauten, den ein deutscher Konzern in den vergangenen Jahren erlebt hat. Ein Umbau, der ans Eingemachte ging – weil er nicht nur das Geschäft, sondern auch die Köpfe betraf. Der Thyssenkrupp-Chef wollte mehr Teamgeist, mehr Leistungsdenken, weniger Selbstgefälligkeit, mehr Offenheit. Im Konzern sprachen sie von der „neuen Welt“.
2018 tritt der Konzernchef jetzt im Streit mit dem Aufsichtsrat um die strategische Ausrichtung zurück. „Ein gemeinsames Verständnis von Vorstand und Aufsichtsrat über die strategische Ausrichtung des Unternehmens ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensführung“, teilte Hiesinger mit. Große Investoren wie Cevian und der US-Hedgefonds Elliot werfen ihm vor, den Umbau des Unternehmens zu langsam voranzutreiben. Mehr als zwei Jahre hatten die Verhandlungen mit Tata Steel über eine Zusammenlegung des Stahlgeschäfts gedauert. Am vergangenen Wochenende wurde Vollzug vermeldet , doch die Kritiker ließen sich nicht mehr besänftigen.
Capital begleitete Hiesinger in einem wichtigen Jahr: 2015, dem Jahr, in dem sich herausstellen sollte, ob Thyssenkrupp den Turnaround schafft – und wieder aus eigener Kraft Geld verdient. Capital war auf Reisen nach Asien und Spanien dabei, beobachtete Auftritte und Meetings, sprach mit Mitarbeitern und Weggefährten. Dabei sind diese Fotos entstanden:
Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger
Teambuilding bei Thyssenkrupp: In Shanghai übt Heinrich Hiesinger Tai-Chi mit Führungskräften aus Asien und Australien. Die seidenen Anzüge wurden tags zuvor mit den Konferenzunterlagen ausgeteilt Wer jede Minute des Arbeitstages nutzt, kann früher nach Hause gehen. Wenn möglich, verlässt Hiesinger gegen 18 Uhr das Büro. Dann schaltet er sein Handy aus, genau wie am Wochenende
Thyssenkrupp hat sein Führungspersonal aus der Asien-Pazifik-Region nach Shanghai gerufen. Obwohl die Tagung in einem Luxushotel stattfindet, ist die Kleiderordnung lässig, Hiesinger trägt sogar eine Trainingsjacke. Ziel ist ein offener Austausch über Strategie und Ziele des Konzerns – und wie man die Missstände der Vergangenheit überwindet
Thyssenkrupp hat sein Führungspersonal aus der Asien-Pazifik-Region nach Shanghai gerufen. Obwohl die Tagung in einem Luxushotel stattfindet, ist die Kleiderordnung lässig, Hiesinger trägt sogar eine Trainingsjacke. Ziel ist ein offener Austausch über Strategie und Ziele des Konzerns – und wie man die Missstände der Vergangenheit überwindet
Die morgendliche Tai-Chi-Einheit endet mit einem Gruß an den Meister. Hiesinger hat sich eingereiht, ebenso Compliance-Vorstand Donatus Kaufmann (linker Bildrand). Hierarchien abbauen, im Team arbeiten, sich selbst nicht so ernst nehmen – all das gehört zu dem Kulturwandel, den Hiesinger predigt