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Pro + Contra Hayek und Keynes streiten über Bitcoins

Jahrzehntelang stritten die Ökonomen Friedrich August von Hayek und John ­Maynard Keynes über den Konflikt zwischen Staat und Markt. Capital führt den Streit fort. Diesmal: Sollen wir alle mit Bitcoins zahlen?
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Streithähne: Friedrich August von Hayek (l.) und John Maynard Keynes

Sehr geehrter Herr Keynes,
es gibt Dinge, die selbst in mir Zuversicht wecken. Offenbar bekommen die Zentralbanken – diese furchtbaren Festungen der staatlichen Kontrolle über das Geld – endlich einen ernst zu nehmenden Konkurrenten. Ich habe das immer gehofft, aber kaum zu glauben gewagt.
Ihr F. A. Hayek

Ach Du meine Güte, Hayek,
mir schwant Böses. Sie werden doch nicht etwa mit diesem Computer­unsinn kommen? Das ist doch höhere Mathematik, und die war ja nun noch nie Ihre Stärke.
Ihr John Maynard

Sehr geehrter Herr Keynes,
ja, ich spreche von Bitcoin! Ich muss zugeben, dass mir der technische Mechanismus nicht ganz verständlich ist, aber ich könnte ja auch nicht auf Anhieb erklären, wie eigentlich Gold entsteht. Der springende Punkt ist: Es entsteht eine Alternative zum Geld der Notenbanken, die unter politischem Einfluss stehen und daher nicht einfach die verlässlichste Währung anbieten, sondern von anderen Erwägungen geleitet werden. Der Wettbewerb zieht jetzt also dort ein, wo er am dringendsten hingehört.
Ihr F. A. Hayek

Die neue Capital
Die neue Capital

Oh Hayek,
der Vergleich mit dem Gold musste ja kommen. Sie haben nie verwunden, dass wir einst den unseligen Goldstandard aufgegeben haben, dieses „barbarische Relikt“ (Keynes, 1923). Um sich dafür zu rächen, kommen Sie jetzt mit diesem Maschinengeld. Wir brauchen die Geldpolitik als Mittel, um die Konjunktur zu steuern und Arbeitslosigkeit einzudämmen. Und nicht irgendwelche Pseudo­währungen, die auf undurchsichtige Weise in die Welt gelangen.
John Maynard

Sehr geehrter Herr Keynes,
Ihre geliebte Geldpolitik hat doch in den vergangenen Jahrzehnten nur Unglücke verursacht – Immobilienblasen, Aktienblasen, Inflation. Und wenn Sie von einer Pseudowährung sprechen, dann fällt mir dafür als gutes Beispiel etwas ganz anderes ein: nämlich der seltsame Euro. Im Vergleich zu diesem durch und durch politischen Konstrukt ist Ihr Pfund ja noch eine echte Bank.
Ihr F. A. Hayek

Hayek,
nun ist Ihr Bitcoin ja in der Welt. Und was passiert? Ganoven nutzen ihn zur Geldwäsche und der Wert der „Währung“ springt durch die Gegend wie ein wild gewordenes Pferd. Ist das Ihre schöne neue Welt?
Keynes

Sehr geehrter Herr Keynes,
lassen Sie den Menschen doch Ihre Freiheit, die Währung zu wählen, die sie benutzen möchten. Ich darf mich selbst zitieren: „Es gibt kein ­effektiveres Mittel gegen den staatlichen ­Missbrauch von Geld, als wenn es den Menschen freistünde, Geld ab­zulehnen, dem sie misstrauen, und Geld zu benutzen, dem sie Vertrauen entgegen bringen“ (Hayek, 1976).
Ihr F. A. Hayek

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