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Serie Großes Problem, smarte Lösung: Beyond Meat

Der Beyond Burger war innerhalb von wenigen Stunden bei LIDL Deutschland ausverkauft.
Der Beyond Burger war innerhalb von wenigen Stunden bei LIDL Deutschland ausverkauft.
© Beyond Meat
Der wachsende Fleischkonsum hat fatale Folgen für Mensch und Umwelt. Immer mehr Unternehmen bieten Produkte aus Fleischersatz an, darunter das US-Start-up Beyond Meat. Ist Laborfleisch die Zukunft?

Klimawandel, Armut, Flüchtlingskrisen: Die Welt ist voller Probleme. Capital präsentiert Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit - von smarten Köpfen und innovativen Unternehmungen. Diesmal: Beyond Meat

Das Problem:

Laut Angaben des Ernährungsreportes 2019 sinkt der Fleischkonsum der Deutschen seit 2017 stetig, und die Zahl der Menschen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, steigt an. Durch die wachsende Bevölkerung hat der Verzehr von Fleisch weltweit jedoch zugenommen. 50 Burger isst ein Amerikaner pro Jahr. Die immerwährende Nachfrage nach Fleischprodukten wirkt sich in vielfacher Weise negativ auf unsere Umwelt aus : Der übermäßige Fleischkonsum und enthaltene Bakterien und Antibiotikareste schränken die menschliche Gesundheit ein. Die Nutztierhaltung trägt maßgeblich zur Emission des klimaschädlichen Methan-Gases bei, das den Klimawandel vorantreibt. Auch Nitrate, die auf die Tierhaltung zurückzuführen sind, verseuchen das Grundwasser. Die Expansion des Tierbestandes führt zu einem immensen Flächenverbrauch. Durch Weideflächen (bereits über 70 Prozent der Landfläche werden für die Tierhaltung genutzt) und den Anbau von Futtermittel (mehr als 50 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche weltweit) werden wertvolle Ökosysteme und CO2-Speicher wie zum Beispiel Regenwälder verdrängt. Die Futtermittelindustrie birgt außerdem soziale und ökologische Risiken: Die vermehrte Nachfrage drückt die Preise, was wiederum den Kleinbauern schadet. Um die Erträge zu steigern werden große Mengen an gesundheitsschädlichen Düngern und Pestiziden eingesetzt, und Monokulturen belasten die Landwirtschaft in den Anbauländern. Auch andere natürliche Ressourcen werden gedankenlos ausgeschöpft und fallen der Fleischindustrie zum Opfer. Zur Produktion eines Burgers werden beispielsweise knapp 2453 Liter Wasser verbraucht.

Wer aus ethischen Gründen auf Fleisch verzichtet, findet zwar zahlreiche vegetarische oder vegane Ersatzprodukte im Supermarkt, die allerdings größtenteils aus Soja oder Weizeneiweiß bestehen. Auch wenn die Produktion dieser pflanzlichen Alternativen die Umwelt weit weniger belastet als die Fleischindustrie, kritisieren Fleischliebhaber häufig, dass sich pflanzliche Alternativen im Geschmack, aber vor Allem auch in der Konsistenz, stark von tierischen Fleischprodukten unterscheiden.

Die Lösung:

Man kann von einer Revolution der Fleischbranche sprechen: Das US-Unternehmen Beyond Meat hat das erste "Fleisch" auf den Markt gebracht, das auf rein pflanzlicher Basis hergestellt wird, und im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten gänzlich auf Soja und GVO verzichtet. Grundlage der Unternehmensgründung war die simple Frage, ob es möglich wäre Fleisch auch ohne tierische Eiweiße, dafür aber mit Hilfe von pflanzlichen Proteinen, herzustellen. Die Basis der Fleischalternative wird aus Erbsenprotein gewonnen, das im Labor zu künstlichem Fleisch gezüchtet wird. Rote Beete sorgt für die natürliche Fleischfarbe der Beyond Meat Produkte, und die fleischähnliche Textur wird mit Hilfe von Kartoffelstärke und Kokosöl erreicht. Indem der Herstellungsprozess das Tier als Grundressource ausklammert, kreiert Beyond Meat vegane Alternativen, die nicht nur besser für die eigene Gesundheit, sondern auch für die Umwelt sind. Im Vergleich zu einem Produkt aus tierischem Eiweiß werden bei der Produktion des Vorzeigeproduktes, dem Beyond Burger, 99 Prozent weniger Wasser, 93 Prozent weniger Landfläche, 90 Prozent weniger Treibhausgase und 46 Prozent weniger Energie verbraucht. In den USA wird das vegane Ersatzfleisch des Foodtech-Startups bereits direkt neben den herkömmlichen tierischen Fleischprodukten in großen Lebensmittelketten wie Whole Foods Market, Kroger oder Target verkauft. Zu den direkten Marktkonkurrenten zählt derzeit Impossible Foods , deren pflanzlicher Fleischersatz aus Sojaprotein, Kokos- und Sonnenblumenöl hergestellt und auf der heißen Platte bei Burger King gebraten wird.

Der pflanzliche Fleischersatz hat in den USA einen regelrechten Hype ausgelöst, der jetzt auch in Deutschland angekommen ist. Der Beyond Burger war als limitierte Aktionsware bei Lidl erhältlich und innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft. Seit dem Börsengang im Mai 2019 verzeichnet Beyond Meat eine unglaubliche Wertsteigerung, der Aktienwert beläuft sich derzeit auf über 130 US-Dollar , der Marktwert wird auf über fünf Milliarden US-Dollar geschätzt.

Der Kopf dahinter:

Ethan Brown entwickelte schon früh ein Interesse für das Zusammenspiel zwischen der Natur und unserer Landwirtschaft. Er war überzeugt davon, dass die wachsende Viehwirtschaft einen enormen negativen Einfluss auf unsere Umwelt hat und den Klimawandel begünstigt. 2009 gründete er Beyond Meat mit dem Ziel, die weltweit größte Lebensmittelindustrie zu reformieren. Seither konnte er auch prominente Investoren wie Microsoft-Gründer Bill Gates oder Schauspieler und Umweltaktivist Leonardo di Caprio für Beyond Meat begeistern. Die Ideologie des Unternehmens wird auch von zahlreichen Markenbotschafter unterstützt, darunter namhafte Sportler wie zum Beispiel Basketballspieler Harrison Barnes, Profi-Surferin Tia Blanco oder Free Solo-Kletterer Alex Honnold.

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