Herr Dudenhöffer, früher hieß es immer, die Deutschen lieben ihre Autos. Wie wichtig sind Dienstwagen noch?
Das Sprichwort ist nach wie vor richtig. Dienstwagen werden in Zukunft sogar noch wichtiger als sie es schon sind. Denn Mobilität wird für Unternehmen unerlässlich bleiben. Zudem lassen sich Dienstwagen auch privat nutzen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben also beide ein Interesse an einem Dienstwagen.
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das gerade nahezu alle Unternehmen umtreibt. Der Fuhrparkverband nennt sich deshalb nun neuerdings auch Mobilitätsverband. Welchen Einfluss kann ein Fuhrpark denn auf die Nachhaltigkeitsperformance haben?
Sobald der flächendeckende Umstieg auf das Elektroauto gelingt, sind auch Dienstwagenflotten nachhaltig. Da geht es übrigens nicht nur um CO2-Einsparung, sondern auch um die Kreislaufwirtschaft. Ein neues Elektroauto wird erst zum Dienstwagen, etwa über einen Leasingvertrag, anschließend wird es noch für den privaten Gebrauch verkauft.
Wie sind die Fuhrparks derzeit ausgerüstet?
Ein größerer Teil der neuen Dienstwagen sind inzwischen Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge. Ein Grund dafür liegt ganz klar in steuerlichen Vorteilen. Die nächste große Welle wird aber das vollelektrische Auto sein. Firmen wollen ja nicht als Unternehmen angesehen werden, die Nachhaltigkeit ignorieren. Und da spielt das Elektroauto eine wichtige Rolle. Wer seinen Mitarbeitern anbietet, Strom auf dem Firmenparkplatz zu laden, macht auch Werbung in eigener Sache.
Ist bei E-Autos die geringere Reichweite nicht immer noch ein Hindernis?
Also dass man heute mit seinem E-Auto in Deutschland noch liegen bleibt, weil man keine Ladestation findet, halte ich für abwegig. Eine gewisse Komforteinbuße gibt es natürlich noch, wenn ich 20 Minuten warten muss, bis mein Auto am Schnelllader wieder geladen ist. Ein Dienstwagenfahrer fährt aber keine 2.000 Kilometer am Tag. Der Manager zum Beispiel fliegt irgendwo hin und macht die letzten 200 Kilometer mit dem Auto. Dafür reicht auch die Reichweite eines E-Autos. In China gibt es übrigens eine spannende Technologie, die vollautomatischen Batteriewechsel an übers Land verteilten Batteriewechselstationen. Die volle Batterie ist dann in weniger als 2 Minuten wieder im Auto. Das geht schneller als den Tank mit Diesel zu füllen. Der Autobauer NIO ist schon in Norwegen mit Batteriewechselstationen und ab Herbst in Deutschland.
Warum nicht einfach auf Carsharing und Mietwagen setzen?
Carsharing ersetzt gar nichts. Das Modell funktioniert nicht, wenn man im Job kurzfristig auf ein Auto zugreifen möchte. Auf dem Land klappt es ohnehin nicht. Mietwagenanbieter haben ihren festen und guten Markt, der bleibt für Dienstfahrten stabil. Sie decken die Kilometer vom Flughafen oder vom Bahnhof ab, die etwa Vertriebler dann noch zurücklegen müssen. Sobald Sie aber eine Familie haben, brauchen Sie auch ein persönliches Auto. Deshalb wird ein Mietwagen einen Dienstwagen nie gleichwertig ersetzen können.
Es gibt eine ganze Reihe von Start-ups, die mit Softwarelösungen für Flottenmanager werben. Was halten Sie davon?
Das lohnt sich eigentlich nur für Unternehmen, die ihr Flottenmanagement noch selbst betreiben und das machen die wenigsten. In der Regel gibt es eine Leasinggesellschaft, mit der Firmen zusammenarbeiten. Die kümmert sich dann auch um das Flottenmanagement. Das ist meistens auch sinnvoller. Eine Software erleichtert mir bei einem Schaden vielleicht die Abwicklung des Prozesses. Die Leasinggesellschaft hat aber direkt Spezialisten im Haus, die etwa einschätzen können, ob der Schaden noch von der Garantie gedeckt ist.
Was ist mit der Idee, das Fahrverhalten zu kontrollieren und bereits in Echtzeit Tipps geben zu können?
Technisch ist das kein Problem, wenn man sich die Datenerlaubnis seiner Mitarbeiter eingeholt hat. Bei Autoversicherungen wird das ja auch schon diskutiert.
Klingt das nicht sehr nach einem Überwachungsregime durch den Chef?
Der Mitarbeiter kann die Datenfreigabe ja verweigern. Wenn der Deal ist: Du bezahlst mehr, wenn Du keine Freigabe erteilst, aber dafür gehören Deine Daten Dir, dann halte ich das für eine faire Lösung.
Zurzeit reden alle vom 9-Euro-Ticket. Wird eine günstige Bahn Dienstautos ein Stück weit ablösen?
Das 9-Euro-Ticket kostet den Staat so viel Geld, das wird er kaum ewig durchhalten können. Und mal im Ernst: Wenn man mit der Deutschen Bahn fährt, braucht man gute Nerven. Wer mit dem ICE reist und einem Umstieg erwischen muss, der braucht noch bessere Nerven. Laut einer neuen Umfrage waren in diesem Jahr 60 Prozent der Fernzüge pünktlich, dabei sind Anschlüsse noch nicht berücksichtigt. Das ist ein katastrophaler Wert. Nächstes Jahr wird es zudem viele neue Baustellen auf den Strecken geben. Das macht Bahnfahren mindestens in den kommenden fünf Jahren zu einer Lotterie – und das mögen Unternehmen weniger.
Mit dem Auto können Sie auch im Stau stehen.
Ja, aber wenigstens steht man nicht an irgendeinem Bahngleis. Zudem kann ich einen Stau mit dem Auto umfahren. Heute reicht dafür schon das Navigationssystem bei Google Maps. Das zeigt mir zudem auch ziemlich zuversichtlich an, wann ich an meinem Zielort ankommen werde.
Im Zug können Sie wenigstens arbeiten.
Also wer in der zweiten Klasse im ICE sitzt, schwaches WLAN hat, der kann dort nicht gut arbeiten. Die permanenten Durchsagen sind auch eine Form der Zwangsunterhaltung, auf die ich gerne verzichten würde. Das mag jetzt noch etwas visionär klingen, aber autonom fahrende Autos werden auch dazu führen, dass man während der Reise arbeiten kann. Noch kann das bei einem Dienstwagen allerhöchstens der Manager, wenn er einen Chauffeur hat.
Wie weit sind wir denn noch vom autonom fahrenden Auto weg?
In China sind die Unternehmen schon ziemlich weit, dort gibt es beispielsweise schon Robo-Taxis. In Deutschland ist es noch ein langer Weg. Ich denke, dass wir spätestens in 2035 autonome fahrende Dienstwagen sehen werden.