Etwa 226,5 Kilogramm Verpackungsmüll hat jeder Deutsche im Jahr 2017 weggeschmissen. Fast die Hälfte dieser Menge – etwa 47 Prozent – machten dabei private Verbraucher aus, wie das Umweltbundesamt ausgerechnet hat. Damit stieg der Verbrauch an Verpackungsmüll im Vergleich zu 2016 um zusätzliche drei Prozent.
Immerhin ist die Bundesrepublik beim Recycling auf dem richtigen Weg. Hier sei Deutschland weiterhin gut, heißt es in der Pressemitteilung des Umweltbundesamtes: Knapp 70 Prozent des Verpackungsmüll gingen ins Recycling, der Rest würde größtenteils energetisch verwertet.
Darauf ausruhen kann sich Deutschland allerdings keinesfalls. Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, fordert deshalb, dass das Recycling weiter vorangetrieben wird – und Verpackungsmüll am besten gar nicht erst entsteht. Auf unnötige und unnötig materialintensive Verpackungen sollte deshalb verzichtet werden.
Während sich viele Branchen mit dieser Forderung noch schwertun, haben einige Start-ups dem Verpackungsmüll längst den Kampf angesagt. Capital hat sechs Beispiele zusammengestellt, die zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und Nachhaltigkeit sehr gut zusammenpassen. Ausführliche Porträts aller Unternehmen, gibt es in der Reihe „Großes Problem smarte Lösung“ :
Diese sechs Start-Ups trotzen dem wachsenden Verpackungsmüll
Diese sechs Start-ups sagen Verpackungsmüll den Kampf an
Einsparungen von Verpackungsmüll sind oftmals nur durch eine Einsparung an den entsprechenden Produkten möglich. Das Start-up Blueland hat das erkannt und deshalb seine „Forever Bottle“ entwickelt. Drei Acrylflaschen mit Brausetabletten, so groß wie eine Münze, sollen die zahlreichen Reinungsmittel in etlichen Kunststoffflaschen ersetzen. Die Flasche kann beliebig oft nachgefüllt werden. Alles, was es dazu braucht, sind Wasser und eine der Brausetabletten. Letztere ersetzen herkömmliche chemische Flüssigkeiten und schaumartige Konsistenzen. Die Brausetabletten lässt sich für zwei Dollar nachbestellen und verbraucht somit keine Plastikverpackungen.
Recup will den beliebten Coffee-to-go so nachhaltig wie möglich gestalten. 2016 haben die beiden Gründer Florian Pachaly und Fabian Eckert ein ressourcenschonendes Mehrweg-Pfandsystem entwickelt. Seither konnte das Team von Recup zahlreiche Kunden, Cafébesitzer und sogar Supermarktketten, darunter Alnatura, Basic und Bio Company, für ihr Geschäftsmodell gewinnen. Nach eigenen Angaben ersetzt bereits ein Recup ungefähr 500 Einwegbecher und leistet somit einen wertvollen Beitrag zur Verminderung des Einwegmülls. Das Münchner Start-up finanziert sich über eine kostenneutrale Systemnutzungsgebühr der teilnehmenden Partnerläden.
Eines der Hauptproblem beim Recycling von Kunstoffen lautet: Es ist nicht klar, was drin ist. Die meisten Wegwerfprodukte bestehen aus verschiedenen Materialien und erschweren damit ein sortenreines Recycling. Software-Dienstleister Cirplus will das ändern und eine eigene Kreislaufwirtschaft schaffen. Dazu will das Start-Up um Gründer Christian Schiller (s. Bild) die Kunstoff- und die Entsorgungsbranche mittels digitalem Marktplatz für recycelte Kunststoffe vernetzen. Gemeinsam mit Experten der Kunststoffverarbeitung will das Start-up eine globale B2B-Plattform aufbauen. Damit soll die gesamte Kette der Verarbeitung und des Recyclings von Kunststoffen nachvollziehbarer werden.
Um den Plastikkonsum zu verringern, braucht es ressourcenschonende Alternativen. Das britische Start-up Notpla setzt deshalb auf Braunalgen als Alternative zu Plastikflaschen. In Form kleiner mit Wasser gefüllten Blasen, der sogenannten Oohos hat das Start-up seine Erfindung bereits im April beim berühmten Londoner Marathon getestet. Die Braunalge ist in salzigen Gewässern heimisch und kann innerhalb von 24 Stunden bis zu einen Meter wachsen. Laut Notpla ist der Anbau dabei äußerst ressourcenschonend, da kein Süßwasser oder chemischer Dünger benötigt wird. Zusammen mit Wasser und Kalzium entsteht ein essbares Material. Wer die Braunalgen-Verpackung nicht essen will, kann sie aber auch kompostieren. Nach vier bis sechs Wochen hat sie sich selbstständig zersetzt.
Am besten für Umwelt und Ressourcen ist es, Verpackungsmüll gleich zu vermeiden. Aber was tun, wenn der Müll bereits im Meer schwimmt? Und wohin damit, wenn er einmal eingesammelt ist? Hier kommt das recycelte Armband von 4ocean ins Spiel. Der Müll wird dabei von dem Start-up und seinen Mitgliedern von den Stränden und den Wasseroberflächen eingesammelt, recycelt und zu Armbändern verarbeitet. Die Schnur des Armbands besteht aus recycelten Plastikflaschen und die Perlen aus recyceltem Glas. Insgesamt entspricht ein Armband dabei einem Pfund Müll. Diese Armbänder verkauft 4ocean wiederum in einem eigenen Onlineshop, um so die Säuberungsaktionen finanzieren und ausbauen zu können.
Mini-Seifen in Plastik verpackt, Einweggeschirr und -Hotelslipper. Auch im Hotel fällt so einiges an Abfall an. Das Hamburger Start-up Tutaka hat deshalb eine Plattform für Gastgeber der Hotel- und Gastronomiebranche entwickelt, die ihr Business nachhaltiger gestalten wollen. Das Angebot umfasst dabei über 200 nachhaltige Produkte – von recycelten Karton-Kleiderbügeln über Trinkhalme aus Glas und upgecycelten Küchenutensilien bis hin zu schicken Holzmöbeln aus nachhaltiger Forstwirtschaft und Textilien aus Bio-Baumwolle. Nach Angaben des Start-ups können umweltbewusste Mitstreiter hier mit geringem Eigenaufwand nachhaltig einkaufen und so ihren ökologischen Fußabdruck verbessern.