Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten Joe Biden will im Fall seines Sieges bei der Präsidentschaftswahl im November eine Frau zur Vizepräsidentin machen. Dazu wurde eigens ein Komitee geschaffen, dass sich mit der Suche nach der geeigneten Politkerin beschäftigt. Wie immer in solchen Fällen wird viel spekuliert. Die Namen dieser Frauen fallen dabei besonders häufig.
Biden VP
Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer spielt eine wichtige Rolle in der Corona-Politik der USA. Sie war es, die in Michigan den Notstand ausgerufen hatte, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Die Maßnahmen in dem Bundesstaat im Mittleren Westen der USA, den die Pandemie schlimm getroffen hat, waren mit die strengsten in ganz Amerika. Damit hat sie sich viele Feinde gemacht. Vor allem Trump-Anhänger bringen der Gouverneurin Hass entgegen. Doch auch der Präsident selbst lässt keine Gelegenheit aus, seine Abneigung gegen die 48-Jährige zu bekunden. Whitmer hat der Kampf gegen die Pandemie eine Bühne gegeben. Daher ist es kaum verwunderlich, dass sie aktuell als Bidens Vizekandidatin in Betracht gezogen wird. Biden selbst lobte Whitmer im April noch in seinem Podcast, er halte sie für eine der talentiertesten Politikerinnen des Landes.
Die Juristin Kamala Harris vertritt den Bundesstaat Kalifornien im US-Senat und kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken. Bereits 2003 wurde sie zur Bezirksstaatsanwältin von San Francisco gewählt, 2010 dann zur Attorney General von Kalifornien. Schließlich trat sie 2017 das Amt als Senatorin für Kalifornien an. Harris gehörte selbst zu den demokratischen Präsidentschaftsbewerbern. Ihre Umfragewerte waren aber zu schlecht, weshalb sie die Kandidatur aufgab und sich öffentlich für Biden aussprach.
Auch Amy Klobuchar gehört als Senatorin von Minnesota dem Senat an – und auch sie bewarb sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Mit einigen Positionen aus ihrem Wahlprogramm setzte sie sich für eine linksliberal gerichtete Politik ein, so befürwortete sie etwa die Abschaffung von Studiengebühren, den Ausbau erneuerbarer Energien und die Abschaffung der Todesstrafe. Dennoch gilt sie bei den Demokraten als Pragmatikerin der Mitte. Eine vollkommen kostenfreie Hochschulbildung lehnt sie etwa ab, eine gesetzliche Krankenversicherung ebenso.
Stacey Abrams wird nicht nur als mögliche Vizepräsidentschaftskandidatin gehandelt; auch für den Posten der Sprecherin des Repräsentantenhauses ist sie im Gespräch. Tatsächlich kann die 46-Jährige eine beeindruckende Laufbahn vorweisen. Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften an der Yale Universität war sie zunächst als Juristin tätig, bis sie 2006 als Abgeordnete in das Repräsentantenhaus von Georgia gewählt wurde. Bei der Gouverneurswahl 2018 in Georgia unterlag sie jedoch knapp dem rechten Republikaner Brian Kemp. Abrams steht für eine progressiv-linke Politik. Ihr Thema im Wahlkampf in Georgia 2018 war vor allem soziale Gerechtigkeit.
Nach der Präsidentschaftswahl 2016 hat sich Elizabeth Warren als vehemente Trump-Kritikerin einen Namen gemacht. Schon früh wurde sie als potenzielle Herausforderin des Präsidenten gehandelt. So war es wenig verwunderlich, als Warren Anfang 2020 zur Präsidentschaftskandidatur antrat. Nach ihren schlechten Ergebnissen bei den demokratischen Vorwahlen zog sie ihre Kandidatur zurück. Warren gehört zum linken Parteiflügel der Demokraten. Von ihr stammt der Vorschlag, eine Vermögensteuer für US-Bürger mit einem Vermögen ab 50 Mio. US-Dollar einzuführen. In Umfragen signalisierte die Mehrheit der Amerikaner ihre Zustimmung.
Die ehemalige First Lady ließ in ihren Memoiren eigentlich verlauten, selbst keine politischen Ambitionen zu verfolgen. Ob sie Interesse an dem Posten als Vizepräsidentin hätte, ist daher fraglich. Diese Bedenken äußerte auch Biden. Zwar lobte er Michelle Obama in den höchsten Tönen und sagte, er werde sie augenblicklich für den Posten nominieren, sollte sie denn Interesse haben. Allerdings glaubt er das selbst nicht: „I don't think she has any desire to live near the White House again.“ Als ihr Mann Barack Obama 2008 in den Präsidentschaftswahlkampf einstieg, fungierte sie als seine Beraterin und redigierte seine Reden. Politische Erfahrung und Kenntnisse würde sie also durchaus mitbringen.