„Deutsche Unternehmen verlieren an den Weltbörsen weiter an Bedeutung“, leitete die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY ihren Bericht zu den wertvollsten Aktiengesellschaften 2019 ein. 2018 hatten sich demnach drei deutsche Konzerne in den Top 100 platzieren können. 2019 gelang das nur noch zwei Firmen – gerade eben.
Dies geht einher mit einer generellen Schwäche Europas. Während in den Top 100 die Zahl der US-Konzerne mit 56 auf Rekordniveau stieg, hatten nur noch 23 Konzerne ihren Hauptsitz in Europa, wie EY mitteilte. Vor der Finanzkrise seien es doppelt so viel gewesen. Deutschland trägt aber den Analysten zufolge stark zum Abstieg Europas bei: „Ende 2007 fanden sich noch sieben deutsche Unternehmen unter den Top 100, inzwischen sind es nur noch zwei.“ Ein Grund für den „massiven Bedeutungsverlust Deutschlands an den Weltbörsen“ ist demzufolge der Wertzuwachs bei den Technologiekonzernen, von denen eben nur einer aus der Bundesrepublik stammt.
Europas Leitbranche sei immer noch die produzierende Industrie, die aus Sicht vieler Investoren im Gegensatz zur Digitalbranche wenig Wachstumspotenzial verspreche, sagte Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY. Hinzu komme: „Viele Industrieunternehmen stecken mitten in einer tiefgreifenden Transformation, sie sind noch auf der Suche nach einem überzeugenden und nachhaltig erfolgreichen Zukunftsmodell.“ Aus der Defensive kann nach Ansicht des Experten aber wieder eine Offensive deutscher Konzerne werden: „Denn neue Technologien bieten mit Sicherheit auch erhebliche Chancen für die Industrie – hier gilt es, Innovationen zu fördern und zu investieren.“
Dies sind die deutschen Firmen mit der höchsten Marktkapitalisierung:
Die wertvollsten deutschen Unternehmen 2019

BMW belegte im internationalen Ranking von EY für 2019 Platz 249. Der Börsenwert betrug den Angaben zufolge zum Stichtag 26. Dezember 2019 rund 52,6 Mrd. US-Dollar. Damit konnte das Vorjahresergebnis zwar gehalten werden (52,7 Mrd. Dollar). Im globalen Wachstumsrennen aber sorgt Stillstand für einen Abstieg. BMW hatte 2018 international noch auf Platz 188 gelegen. In Deutschland reichte es für Platz zehn der größten Aktiengesellschaften, vor Merck (Platz 263) und Siemens Healthineers (Platz 293).

Daimler ist ebenfalls abgerutscht. 2017 lag der Autobauer auf Platz 111. 2019 wurde die Daimler AG von EY nur noch auf dem 214. Rang geführt. Die Marktkapitalisierung lag demnach bei 59,1 Mrd. Dollar (2018: 56,2 Mrd. Dollar).

Adidas war in Deutschland beim Wachstum unangefochten der Klassenprimus. Der Sportartikelhersteller hatte 2017 auf Platz 328 rangiert. 2018 kletterte er mit einem Börsenwert von 40,1 Mrd. Dollar auf Platz 286. 2019 gelang der Sprung auf 63,1 Mrd. Dollar und Platz 195. Nur zwei andere deutsche Unternehmen konnten die Platzierung im Vergleich zu 2018 verbessern.

BASF steigerte den Börsenwert leicht von 63,5 auf 68,9 Mrd. Dollar. Damit ging es für den Chemiekonzern im globalen Ranking runter vom 145. auf den 176. Platz.

Der Börsenwert der Deutschen Telekom sank laut EY von 80,5 auf 77,5 Mrd. Dollar. Das bedeutete Platz 149 statt 112.

Bayer verlor einen weiteren Platz und rangiert nur noch an 142. Stelle. Dabei stieg die Marktkapitalisierung des Konzerns laut EY von 64,6 auf 80,3 Mrd. Dollar. Bayer gehörte vor der Fusion mit dem Saatgutriesen Monsanto noch zu den Top 100 des Rankings. 2018 verlor das Dax-Unternehmen jedoch erheblich an Boden – auch eine Folge des umstrittenen und teuren Zusammenschlusses.

Volkswagen hat 2019 einen Platz auf dem deutschen Treppchen knapp verpasst. Der Autobauer aus Wolfsburg steigerte seinen Börsenwert dem Ranking zufolge von 79,8 auf 97,3 Mrd. Dollar. Damit verschlechterte sich Volkswagen international aber um einen Platz auf Rang 116 und landete hierzulande auf dem vierten Platz.

Die Allianz ist 2019 aus den Top 100 der größten Aktiengesellschaften der Welt gefallen. Nach Platz 99 im Ranking 2018 reichte es dieses Mal nur für Platz 110, wie EY mitteilte. Der Börsenwert des Versicherungskonzerns erhöhte sich demnach von 84,8 auf 100,1 Mrd. Dollar.

Dank Siemens befinden sich noch zwei deutsche Konzerne unter den 100 größten Aktiengesellschaften der Welt – gerade eben. Siemens rutschte im EY-Ranking von Platz 94 auf 100 ab. 2017 hatte der Konzern noch den 74. Rang belegt. Der Börsenwert erhöhte sich binnen eines Jahres von 89,1 auf 105,9 Mrd. Dollar.

Die Dominanz der Technologiekonzerne spiegelt sich auch in Deutschland wider. SAP war 2019 hierzulande mit Abstand das wertvollste börsennotierte Unternehmen, aber eben leider auch der einzige Branchenvertreter aus Deutschland in den Top 300. Dafür konnte sich SAP um zehn Ränge auf Platz 51 verbessern und lag damit vor Adobe, HSBC und Nike. Der Börsenwert des Softwareanbieters stieg laut EY von 118,8 auf 160,0 Mrd. Dollar.