In dieser Woche haben sich wieder die Top-Investoren in Berlin versammelt: Die Superreturn ist einer der wichtigsten Events für die globale Finanzelite. Venture Capital ist hier vom reinen Investment-Volumen zwar eher ein Nebendarsteller, neben den großen Firmenjägern mit Fokus auf größere, reifere Unternehmen. Doch Tech-Themen sind auch für die KKRs und Carlyles dieser Welt längst hochrelevant. Und so wird auch auf der Superreturn viel über Tech diskutiert - auf der Keynote von VC-Veteran Deven Parekh vom bekannten US-Fonds Insight Partners zum Beispiel. Oder in Hintergrundgesprächen und Panels. Daraus lassen sich einige wichtige Trends ablesen.
Drei große Bereiche, aus denen in den kommenden Jahren verstärkt Startups kommen dürften
Die Geschäftsmodelle von Software-Firmen wie Salesforce sind beliebt bei VCs. Der Boom von SaaS (Software as a Service) könnte noch deutlich zunehmen. In den nächsten zehn Jahren dürften sich die weltweiten Ausgaben für Software laut Deven Parekh nahezu verdoppeln. Jede Menge Möglichkeiten für neue Startups also.
Ein weiteres Thema, das mit seiner Entwicklung offenbar noch längst nicht am Ende ist: die Migration in die Cloud. So dürften sich nach Einschätzung von Parekh die Ausgaben für die Cloud-Infrastruktur von Unternehmen weiter verstärken. Allein in der verarbeitenden Industrie sieht er eine Verdopplung dieser Ausgaben zwischen 2018 und 2022, ebenso im Banking oder im Handel. Ein Thema, dass man also speziell in der industrielastigen deutschen Wirtschaft auf dem Schirm haben sollte.
Und was natürlich auch bei der Superreturn nicht fehlen darf: das Thema Künstliche Intelligenz (KI) – der Tech-Megatrend derzeit. Die Equity Deals sind hier regelrecht explodiert. So hat sich die Zahl der "Funding-Dollars" für KI schon von 2016 auf 2017 schlagartig verdreifacht, für das Jahr 2018 liegen noch nicht einmal Zahlen vor. Wie viel Hype steckt darin? Auch hierüber wird unter den Finanzinvestoren bei der Superreturn diskutiert. Zugleich aber auch über die vielen, substanziellen Anwendungsbeispiele, von Versicherungen bis Medizin, die in den kommenden Jahren fraglos entstehen werden.
IPOs kommen immer später, sind dafür umso größer
Die Entwicklung ist nicht ganz neu und dennoch erwähnenswert, dürfte sie sich in Zukunft wohl noch verschärfen. Viele junge Tech-Firmen bleiben lieber länger „private“, statt an die Börse zu gehen - und bauen dabei enorme Bewertungen auf. Im Moment des Börsengangs dürften dann in Zukunft noch spektakulärere IPO-Valuations zu sehen sein, als man sie zuletzt schon bei Dropbox oder Spotify gesehen hat – bei Firmen wie Uber, Airbnb, Slack oder Palantir zum Beispiel. Der Trend für die nahe Zukunft: Der Unicorn-Club dürfte also weiter wachsen. Die seltener werdenden Tech-IPOs dafür umso größer werden.
Tech, jenseits von Chimerica
Ein weiteres Thema bei der Superreturn: Was tut sich jenseits von den USA und China? Von dort kam in den vergangenen Jahren die größte Zahl an Unicorns. Doch zuletzt kamen auch immer mehr Firmen aus anderen Regionen hinzu . Dabei geht es erwartungsgemäß weniger um Europa, sondern um Regionen, die vermutlich Viele nicht so sehr auf dem Schirm haben: Indien, Indonesien, Singapur und eine Reihe andere Länder, die man bislang nicht in einem Atemzug mit dem Silicon Valley nennen würde.
Noor Sweid, eine Speakerin auf der Superreturn, betreibt in Dubai den Fonds Global Ventures. Bei der Frage, wo in zehn Jahren die spannenden Ventures entstehen, denkt sie nicht an die USA, nicht an Europa – und auch nicht an China. Für sie sind vier Kriterien entscheidend: Bevölkerungskennzahlen wie eine junge, konsumhungrige Bevölkerung. Dazu die Dynamik, in der Digitalprodukte adaptiert werden, die Stabilität des regulatorischen Rahmens und nicht zuletzt das Makroumfeld. Die Region, die für sie am spannendsten ist: Süd- und Südostasien. Von Singapur bis Indonesien, von Vietnam bis Indien – hier sieht sie längerfristig die größte Dynamik. Etwas was man öfter hört, bei der diesjährigen Superreturn.