Streaming ist weit mehr als Netflix. Immer mehr Menschen schauen auch reguläres Fernsehen nicht mehr über die althergebrachten Kanäle, sondern holen sich Inhalte per Internetverbindung auf das Tablet oder den Smart-TV. Die alteingesessenen Sender reagieren auf die veränderten Sehgewohnheiten.
Kürzlich haben ARD und ZDF bekannt gegeben, ihre Mediatheken zwar nicht zusammenzulegen, aber zumindest zu vernetzen. Bei Stichwortsuchen werden dann beispielsweise auch Treffer aus den Angeboten der anderen öffentlichen Rundfunkanstalt angezeigt.
Streaming vs. TV
Unterdessen verschärft sich bei Netflix & Co. die Konkurrenz. Immer mehr Unterhaltungskonzerne machen ihre Filme, Serien und Dokumentationen bei Sammelanbietern wie Prime kostenpflichtig und starten eigene Portale. Disney+ war da mit seinen Animationsklassikern und den „Avengers“- und „Stars Wars“-Universen bloß der Anfang.
„Forbes“ hat bei seinem Ranking der weltweit 2000 größten börsennotierten Unternehmen eine gesonderte Liste für die führenden Medienkonzerne erstellt. Als Kriterien galten den Analysten dabei Umsatz, Gewinn, Vermögenswerte und Marktkapitalisierung. Letztere war oft der ausschlaggebende Grund dafür, dass Medienunternehmen während der Corona-Pandemie im Ranking aufgestiegen sind.
Das sind die größten Medienunternehmen der Welt
Die größten Medienkonzerne der Welt

Der Club der größten Medienunternehmen der Welt ist fest in US-Hand. Einzige Ausnahme ist der französische Werbedienstleister und Medienkonzern Publicis Groupe. Das 1926 gegründete Unternehmen verbesserte sich im „Forbes“-Ranking binnen eines Jahres vom 769. auf den 684. Platz. Umsatz (12,3 Mrd. US-Dollar) und Vermögenswerte (36,9 Mrd. US-Dollar) blieben demnach auf Vorjahresniveau. Der Gewinn brach sogar um fast ein Drittel auf 656,6 Milliarden Dollar ein. Der Aufstieg ist mit dem Aufschwung beim Marktwert zu erklären. Er erhöhte sich zum Stichtag 16. April 2021 von 7,0 auf 16,3 Mrd. US-Dollar. Auch auf dem nächsten Platz findet sich kein klassisches Medienhaus. Der neunte Rang ging an die Omnicom Group, eine New Yorker Kommunikations-, Werbe- und Marketingdienstleistungsgruppe. Sie fiel leicht um neun Ränge auf Platz 635. Umsatz (13,2 Mrd. US-Dollar) und Gewinn (945,3 Mio. US-Dollar) gingen zurück. Dafür stieg die Marktkapitalisierung von 12,2 auf 17,1 Mrd. US-Dollar.

16 Plätze nach unten ging es für Discovery Inc auf Platz 600. Das wird in der nächsten Ausgabe der „Global 2000“ vermutlich anders aussehen. Wenige Tage nach Veröffentlichung der Liste 2021 wurde bekannt, dass das Unternehmen, dem auch der polnische Nachrichtensender tvn24 (s. Bild) gehört, mit WarnerMedia fusioniert. Warner Bros. Discovery soll gemessen am Umsatz der zweitgrößte Medienkonzern der Welt werden. Discovery blieb mit einem Umsatz von 10,6 Mrd. US-Dollar rund 500 Mio. US-Dollar unter dem Vorjahresergebnis. Der Gewinn sank von 2,0 auf 1,2 Mrd. US-Dollar. Dafür stieg die Marktkapitalisierung kurz vor der Verkündung der Fusion von 11,7 auf 18,2 Mrd. US-Dollar.

20th Century Fox war einst ein wohlklingender Name in Hollywood (die Filmproduktionsgesellschaft ist seit 2019 Teil der Walt Disney Company). Heute ist der Name Fox in den USA vor allem Symbol der Spaltung der Ära Donald Trump. Der Nachrichtenkanal Fox News des Medienhauses Fox Corporation hatte sich zum Haus- und Hofsender des Republikaners entwickelt, nach dessen Abwahl zerbrach aber auch dieses Bündnis. Fox stieg im „Forbes“-Ranking vom 616. auf den 579. Rang. Das lag auch hier am steigenden Börsenwert (15,7 auf 22,4 Mrd. US-Dollar). Die übrigen Kennzahlen wie der Umsatz (12,7 Mrd. US-Dollar) bewegten sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Die DISH Network Corporation bietet Fernsehen und Internetzugang per Satellit. Das Geschäft lief während der Pandemie offenbar sehr gut. Der Fernsehsatellitenbetreiber aus Colorado verbesserte sich vom 575. auf den 455. Platz. Umsatz (15,5 Mrd. US-Dollar) und Gewinn (1,8 Mrd. US-Dollar) stiegen leicht. Größter Treiber im „Forbes“-Ranking war erneut der Marktwert (13,1 auf 20 Mrd. US-Dollar). Auf Platz fünf landet Walt Disney. Der Unterhaltungskonzern ist der heimliche Verlierer dieses Rankings, denn er stürzte vom 36. Platz auf Rang 352 ab und das trotz des Starts des Sreamingdienstes Disney+. Der tiefe Fall verdeutlicht, was für eine große Rolle die Vergnügungsparks in der Jahresbilanz des Konzerns spielen. Der Umsatz sank den Angaben zufolge noch vergleichsweise moderat von 74,8 auf 60,4 Mrd. US-Dollar. Die Folgen der Coronakrise zeigten sich jedoch beim Gewinn. Der brach von 10,4 auf minus 5,0 Mrd. US-Dollar ein. Dessen ungeachtet stieg die Marktkapitalisierung von 195,3 auf 339,9 Mrd. US-Dollar. Disney kam damit beim Börsenwert unter den 2000 analysierten Firmen auf Platz 23.

Steil nach oben ging es hingegen im ersten Corona-Jahr für ViacomCBS. Die New Yorker Mediengruppe stieg vom 472. auf den 285. Platz des „Forbes“-Rankings. Dabei halfen der anderthalbfach gestiegene Börsenwert (25,4 Mrd. US-Dollar) und ein Umsatzplus von 18,1 auf 25,9 Mrd. US-Dollar. Der Gewinn nahm leicht von 2,1 auf 2,4 Mrd. US-Dollar zu.

Alteingesessene Medienhäuser und Filmstudios wollen dorthin, wo Netflix bereits ist. Der einstige DVD-Briefversand ist vor anderthalb Jahrzehnten notgedrungen ins Streaminggeschäft eingestiegen. Der erzwungene Technologiewechsel hat dem Streamingdienst einen wertvollen Standortvorteil verschafft. Mittlerweile ist er fast zum Synonym für die Branche geworden, vergleichbar mit den Marken Tempo und Föhn. Netflix konnte während der Corona-Krise viele neue Abonnenten gewinnen. Der Umsatz stieg laut „Forbes“ von 21,4 auf 25,0 Mrd. US-Dollar, der Gewinn von 2,2 auf 2,8 Mrd. US-Dollar. Den größten Sprung nach oben machte auch Netflix beim Börsenwert (184,7 auf 242,1 Mrd. US-Dollar). Das US-Unternehmen verbesserte sich im Gesamtranking von Platz 284 auf Rang 219.

Der laut „Forbes“ zweitgrößte Medienkonzern der Welt sagt deutschen Nutzern wenig. Charter Communications ist einer der größten Kabelnetzbetreiber der USA. Zum Angebot gehören mehrere Fernsehsender und Video-on-Demand-Dienste. Das Unternehmen aus Stamford, Connecticut, stieg vom 149. auf den 90. Rang. Der Gewinn konnte bei nur leicht höheren Umsätzen (48,1 Mrd. US-Dollar) fast verdoppelt werden (1,7 auf 3,2 Mrd. US-Dollar). Der Marktwert kletterte um fast 25 Prozent auf 124,8 Mrd. US-Dollar.

Platz eins des „Forbes“-Branchenrankings geht ebenfalls an einen Kabelnetzbetreiber. Die Comcast Corporation ist in diesem Bereich der US-Marktführer. Sie gehört außerdem zur Spitzengruppe der Internetdienstanbieter und der Telefongesellschaften der Vereinigten Staaten. Der Bezahlsender Sky gehört zu Comcast (einst auch der Shopping-Kanal QVC). Umsatz (103,6 Mrd. US-Dollar) und Gewinn (10,5 Mrd. US-Dollar) lagen laut „Forbes“ leicht unter den Vorjahresergebnissen. Der Marktwert stieg jedoch deutlich von 171,7 auf 252,4 Mrd. US-Dollar. Hier landete Comcast im Gesamtranking auf Platz 31. Die RTL Group aus Luxemburg kam übrigens auf der Gesamtliste auf Platz 1696 (Vorjahr: 1599).