Das Auto als Statussymbol und Eigentum hat für viele Menschen ausgesorgt. Sie verzichten auf einen eigenen Pkw und ergänzen ihr Mobilitäts-Portfolio um Carsharing. Der Bundesverband Carsharing e.V. verzeichnete Anfang 2019 bundesweit rund 2,46 Millionen Nutzer. Das seien 350.000 mehr als im Vorjahr gewesen.
Dabei setzen Anbieter und Kunden den Angaben zufolge hierzulande in erster Linie auf das stationsbasierte Carsharing. Dabei wird das Fahrzeug an einer Station abgeholt und dorthin zurückgebracht. Der Bundesverband Carsharing zählt in diesem Bereich 176 Anbieter mit 11.200 Fahrzeugen an 740 Orten. Beim sogenannten Free-floating Carsharing kann der Kunde das Fahrzeug hingegen überall abstellen. Dieses aufwändigere Modell bieten den Angaben zufolge nur fünf Firmen mit 9000 Fahrzeugen an 18 Orten an.
Die Nachfrage beim stationsbasierten Carsharing stieg laut der Jahresstatistik überproportional um 21,5 Prozent. 70 bis 80 Prozent der Nutzer besitzen demnach kein eigenes Auto. Beim Free-floating betrug das Plus 14,9 Prozent.
Wegen der Dominanz des stationsbasierten Carsharing konzentrieren wir uns in der Rangliste auf dieses Modell, kommen am Ende aber noch auf den Marktführer beim Free-floating Carsharing zu sprechen.
Die größten Carsharing-Anbieter in Deutschland
Der Bundesverband Carsharing führt Flinkster der Deutschen Bahn auf Platz fünf der größten Anbieter 2019. Die Rangliste richtet sich nach der Flottengröße, der Verband veröffentlicht jedoch keine Zahlen. Die DB spricht auf der Flinkster-Seite von über 4500 Autos an 2500 Stationen in mehr als 400 deutschen Städten. Allerdings müsste die DB-eigene Flotte maximal um die 1000 Fahrzeuge liegen, um die Platzierung durch den Bundesverband zu erklären. Womöglich rechnet die Bahn bei ihren Angaben auch Pkw ein, die aus dem Partnernetzwerk anderer Carsharing-Anbieter stammen. Eine Anfrage an die Pressestelle blieb zunächst ohne Antwort.
Carsharing ist häufig eine lokale Angelegenheit. Book-n-Drive etwa konzentriert sich auf das Rhein-Main-Gebiet und ist dennoch bundesweit der viertgrößte Carsharing-Anbieter. Er bietet nach eigenen Angaben den mehr als 52.000 Kunden über 1050 Fahrzeuge, darunter immer mehr E-Autos. „Book-n-Drive Carsharing wurde im Jahr 2000 mit dem Vorhaben gegründet, die Anzahl an Fahrzeuge zu reduzieren und die Lebensqualität aller zu verbessern. Im Schnitt ersetzt ein Book-n-Drive-Fahrzeug bis zu 20 Pkw“, teilt das Unternehmen mit. „Im Rhein-Main-Gebiet sind wir der einzige Anbieter, der auf die innovative Wasserstofftechnologie setzt.“
Bei manchen Anbietern hat Carsharing eine jahrzehntelange Tradition. Teil Auto geht laut der Firmenhistorie auf zehn Gleichgesinnten aus Halle (Saale) zurück. Die beschlossen 1992, sich aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen ein Auto zu teilen. Der Wagen wurde per Nachricht auf einem Anrufbeantworter reserviert. Heute ist die Flotte von Teil Auto auf mehr als 1000 Fahrzeuge in 20 Städten (darunter Dresden, Magdeburg und Chemnitz) angewachsen. Sie wird den Angaben zufolge von etwa 38.000 Privat- und Geschäftskunden genutzt. Die Firma hat ihren regionalen Schwerpunkt in Mitteldeutschland und erwirtschaftete 2018 einen Jahresumsatz von rund 12 Mio. Euro.
Der Bundesverband Carsharing führt Cambio auf Platz zwei der größten Anbieter in Deutschland. Die Firma stellt in Deutschland über 84.000 Kunden mehr als 1700 eigene Fahrzeuge zur Verfügung. Cambio ist nach eigenen Angaben in 28 deutschen und 49 belgischen Städten vertreten. Das Unternehmen entstand im Jahr 2000 als Zusammenschluss der Carsharing-Unternehmen Stadtteil-Auto Aachen, Stadt-Auto Bremen und Statt-Auto Köln.
Mit einem Fuhrpark von rund 2800 Fahrzeugen ist Stadtmobil der größte Anbieter beim stationsbasierten Carsharing in Deutschland. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben in über 180 Städten vertreten. Es wirbt damit, die größte Fahrzeugauswahl zu bieten und der günstigste Anbieter zu sein. Auch Stadtmobil entstand durch den Zusammenschluss regionaler Anbieter. 1999 taten sich Unternehmen aus Karlsruhe, Rhein-Neckar und Stuttgart in der Stadtmobil-Gruppe zusammen. Aber wer führt beim Free-floating Carsharing? Hier ist die Liste gerade übersichtlicher geworden.
Die zwei größten Anbieter im Free-floating Carsharing vereinen ihre Kräfte. Aus Drivenow und Car-2-Go wurde zum 12. November 2019 das Unternehmen Share Now. Das Joint Venture von BMW und Daimler ist in Deutschland in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main, Köln, Düsseldorf und Stuttgart zu finden. Die Flotte umfasst 7200 Fahrzeuge, wie Share Now auf Anfrage mitteilte. „Mit einer globalen Präsenz von über 20.500 Autos in 26 Städten in 14 Ländern Europas und Nordamerikas sind wir heute der weltweit größte Anbieter von Carsharing-Lösungen“, heißt es bei dem Unternehmen.