Der Mietwagenkonzern Sixt hat einem flächendeckenden Ausbau des Carsharings in Deutschland eine Absage erteilt. „Man muss davon ausgehen, dass Carsharing ein Nischenprodukt bleibt“, sagte Nico Gabriel, Chief Operating Officer bei Sixt. „Es gibt derzeit allgemein zu wenige Anreize, vom Fahrzeugbesitz auf geteilte Mobilität umzusteigen.“ Sixt bietet das nicht an Mietstationen gebundene Carsharing nur in Berlin, Hamburg und München an, eine Ausweitung ist derzeit nicht geplant.
Das einst mit großen Hoffnungen in Deutschland gestartete Modell für Kurzzeitmieten steht stark unter Druck. Anfang Mai wurde das gemeinsame Angebot Share Now von Daimler und BMW an den Stellantis-Konzern verkauft. Der Volkswagen-Ableger Weshare hat seine Ausbaupläne während der Pandemie auf Eis gelegt und bedient ausschließlich Berlin und Hamburg. Ein zentraler Grund: Kein Anbieter verdient bisher mit Carsharing wirklich Geld, weshalb sich die beteiligten Unternehmen wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Auch bei Sixt, das 2019 mit einem eigenen Programm auf den Markt gegangen war, ist Ernüchterung eingekehrt. „Wegen der hohen Fixkosten und des geringen Marktvolumens ist Carsharing als alleinstehendes Geschäftsmodell wenig attraktiv“, sagte Gabriel. „Es kann nur profitabel betrieben werden, wenn man Synergieeffekte nutzt.“ Für Sixt, das bis 2018 ein gemeinsames Angebot mit BMW betrieb, heißt das: Wenig genutzte Teile der regulären Flotte werden im Carsharing eingesetzt.
Pandemie stoppt Expansion
Vor allem die Pandemie hat Visionen eines weiteren Ausbaus unterbunden. Fahrten zum Flughafen, ins Büro oder ins Restaurant wurden bis dahin in Großstädten häufiger mit Carsharing-Fahrzeugen unternommen. „Diese Anwendungsfälle waren anderthalb Jahre lang weg. Und sie sind bisher nur zum Teil zurückgekehrt“, sagte Gabriel. Bei Weshare heißt es, man habe wegen Corona „die Ausbaupläne Mitte 2020 vorerst gestoppt“.