Die zweite Corona-Welle sorgt unter deutschen Unternehmen für hochgradige Verunsicherung. Vor allem unter Selbstständigen und Mittelständlern erwartet laut einer Civey-Umfrage fast jeder Zweite negative wirtschaftliche Konsequenzen von den bedrohlich hohen Infektionszahlen. Weitere 40 Prozent haben noch keine abschließende Meinung, aber nur jeder Zehnte schaut trotz der Welle positiv auf sein Geschäftsumfeld.
Das ist das Ergebnis eines exklusiven Rezessionsbarometers, für das das Umfrageunternehmen Civey ab Ende Oktober zwei Wochen lang mehr als tausend Selbstständige und privatwirtschaftliche Entscheider im Mittelstand befragt hat. Auffallend dabei: Insbesondere in der jüngeren Altersgruppe der 18-29-Jährigen überwiegt der Pessimismus, was den Ausblick auf die weiteren Auswirkungen der zweiten Welle der Pandemie angeht.
Während die bevorstehenden Wintermonate vor allem in der Gastronomie sowie in der Reise- und Unterhaltungsbranche zu einer Überlebensfrage werden, zeigt die Umfrage auch die verbreitete Sorge vor Jobverlusten. Knapp ein Drittel der Teilnehmer der Umfrage geht davon aus, dass in ihren Unternehmen Stellen abgebaut oder weiter abgebaut werden – wenngleich etwa die Hälfte das „eher nicht“ oder „gar nicht“ erwarten.
Sorge um Arbeitsplätze ausgeprägt
Die grundsätzlichen Existenzängste scheinen unter Freiberuflern und Mittelständlern zuletzt nicht so akut wie noch im Frühjahr: Zwei Drittel haben keinerlei Sorge, dass ihr Unternehmen wegen der Corona-Krise Insolvenz anmelden muss. Wobei der Trend bei den unter 30-Jährigen hier gegenläufig ist: Dort halten sich Optimisten und Pessimisten mit je rund 40 Prozent die Waage. Quer durch alle Altersgruppen ist die Angst vor der Pleite bei etwa 20 Prozent „eher groß“ oder „sehr groß“.
Nicht wenige Unternehmen in Not wurden jedoch von staatlichen Hilfsgeldern über Wasser gehalten: die anfängliche Corona-Soforthilfe, die darauffolgenden Überbrückungshilfen und natürlich das Kurzarbeitergeld. Unter den Befragten waren Kurzarbeit (25 Prozent) und staatliche Soforthilfe (17 Prozent) das erste Mittel der Wahl, wenn finanzielle Hilfen beantragt wurden. Erstaunliche 60 Prozent der befragten Entscheider und Selbstständigen geben indes an, im Rahmen der Corona-Pandemie gar keine kurzfristigen Hilfsangebote in Anspruch genommen zu haben.
Bis Anfang Oktober hatte die Bundesregierung weniger als ein Drittel des verfügbaren 50 Mrd.-Euro-Topfs von Corona-Soforthilfen für Unternehmen ausgezahlt. Wie die Linkspartei im Bundestag erfragte, flossen aus dem im März aufgelegten Programm ganze 13,6 Mrd. Euro ab. Insgesamt seien rund 2,2 Millionen Anträge auf Soforthilfe gestellt und knapp 16 Prozent abgelehnt worden.
Trotz der mäßigen Nachfrage und häufiger Kritik am bürokratischen Aufwand werden die wirtschaftlichen Hilfsangebote von Bund und Ländern in der Umfrage überwiegend positiv bewertet. Dabei hatten gerade Freiberufler Alarm geschlagen, weil sie durch den Rost fielen: Gelder durften nur für Betriebsausgaben verwendet werden – also etwa für Büromieten oder Transportkosten – nicht aber für den Lebensunterhalt.
Neustarthilfe für Soloselbstständige
Nun soll im ersten Halbjahr 2021 ein eigenes Programm für Soloselbstständige aufgelegt werden, das einmalig eine Pauschale von bis zu 5000 Euro in Aussicht stellt, basierend auf 25 Prozent des Umsatzes aus dem Vorjahreszeitraums. Die Überbrückungshilfe III, die diese Neustarthilfe enthalten wird und selbst je nach Umsatzeinbußen zwischen 40 und 90 Prozent der förderfähigen Fixkosten erstattet, geht ihrerseits bis Sommer 2021 in die dritte Runde.
Kredite (wie der KfW-Unternehmenskredit) wurden im Vergleich eher selten genutzt – von nur knapp vier Prozent der von Civey Befragten. Bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die in enger Zusammenarbeit mit der deutschen Kreditwirtschaft die Corona-Hilfen umsetzt, gingen bis Ende September etwa 90.000 Kreditanträge ein – zu 97 Prozent von kleinen und mittleren Unternehmen. Nach Angaben der Bank wurde ein Fördervolumen mit 45,4 Mrd. Euro zugesagt, in der Regel für Kredite bis 3 Mio. Euro.

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