Die Frage entzweit die Experten: Welche Wirkung haben Wirtschaftssanktionen – und schaden sie am Ende dem Urheber mehr als dem sanktionierten Land? In diesem Jahr wird die Debatte noch hitziger geführt als sonst, weil gleich zwei Staaten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, die vom Westen ökonomisch unter Druck gesetzt werden: Russland, das einen Krieg gegen die Ukraine führt und der Iran, in dem das Mullah-Regime den Aufstand der Zivilbevölkerung brutal niederzuschlagen versucht. Anahita Thoms, Handelsexpertin der renommierten Kanzlei Baker McKenzie begründet im Podcast „Die Stunde Null“, warum in diesen Fällen „smarte Sanktionen“ gebraucht werden.
„Wirtschaftssanktionen sind umso erfolgreicher, je individueller und konkreter sie zugeschnitten sind“, sagt Thoms, deren Familie selbst aus dem Iran stammt. „Sie müssen multilateral sein. Je mehr Staaten mitgehen, desto stärker wirkt es.“ Zugleich müsse darauf geachtet werden, dass nicht die Zivilbevölkerung, sondern die Eliten Einschränkungen erlebten. Das Konzept „Wandel durch Handel“, das in Deutschland von diversen Bundesregierungen vorangetrieben wurde, ist aus Sicht Thoms‘ auch trotz der aktuellen Krise und des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht überholt. „Wandel durch Handel ist nicht tot“, sagt sie. „Aber zu glauben, dass das westliche demokratische Modell exportiert und überall auf der Welt übernommen wird – das war schon immer naiv.“
Thoms beschreibt ausführlich, welche Fehler Unternehmen in Krisensituationen machen und warum sich manche Produkte im globalen Handel einfach nicht ersetzen lassen. „Die Globalisierung gehört nicht der Vergangenheit an“, sagt sie. „Aber wir müssen unsere Lieferketten widerstandsfähiger machen.“
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,
- was Anahita Thoms Unternehmen in Konfliktländern empfiehlt,
- warum sie trotz allem optimistisch auf den Iran schaut.
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