Zwei Meldungen aus der Demografie bewegten in den vergangenen Monaten die Welt. Ende vergangenen Jahres überschritt die Weltbevölkerung offiziell die Marke von acht Milliarden Menschen – ein Meilenstein, dem wohl noch weitere folgen werden. Wenig später aber wurde bekannt, dass China, also noch das bevölkerungsreichste Land der Erde, nicht mehr wächst, sondern schrumpft.
Für viele Industrieländer ist das inzwischen die vorherrschende Entwicklung, sagt Catherina Hinz, Direktorin des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. „Zwei Drittel der Länder haben eine Geburtenrate unter dem Ersatzniveau“, sagt Hinz im Podcast „Die Stunde Null“. „In vielen Staaten ist der demografische Wandel weitgehend vollzogen.“ Zunehmender Wohlstand und bessere Ausbildung hätten in Ländern wie Südkorea im Rekordtempo zu abnehmenden Geburtenraten geführt. „60 Länder und Regionen werden in den nächsten 30 Jahren schrumpfen“, sagt sie.
Was aber bedeutet das für die Länder der EU? Aus Sicht von Hinz lässt sich der Alterungsprozess nur durch Zuwanderung abmildern – und zwar aus jenen Regionen in Afrika und Asien, die noch wachsen. „Die Unternehmen müssen sich Gedanken machen, wie sie für Migranten attraktiver werden“, sagt die Wissenschaftlerin. Deutschland hat nach Hinz‘ Auffassung in den vergangenen Jahrzehnten von Zuwanderung aus Osteuropa und anderen Weltregionen profitiert, ein Prozess, der sich allerdings nicht reibungslos fortsetzen lasse. Um Fachkräfte gebe es schon jetzt eine globale Konkurrenz. Ohnehin lasse sich nicht mehr verhindern, dass es in Deutschland an aktiven Arbeitskräften mangele: „Die Erwerbsbevölkerung wird weiter schrumpfen. Wir werden das nicht verhindern können.“
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“
- Ab wann der Kipppunkt bei der Weltbevölkerung erreicht ist
- Warum das Interesse an Migration nach Europa gar nicht so groß ist wie wir denken
- Wie Südkorea innerhalb weniger Jahrzehnte die Geburtenrate gesenkt hat
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