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Uhren „Aus der Tiefe kehrt man verwundet zurück – oder gar nicht“

Gemeinsam mit der ehemaligen NASA-Astronautin Kathy Sullivan wagte sich Abenteurer Victor Vescovo zum Challengertief im Marianengraben hinab
Gemeinsam mit der ehemaligen NASA-Astronautin Kathy Sullivan wagte sich Abenteurer Victor Vescovo zum Challengertief im Marianengraben hinab
© PR
Wenn Victor Vescovo abtaucht, wird es extrem. Gleiches gilt für seine Expeditionen ins ewige Eis, auf Berggipfel oder ins All. Warum tut sich der Marineoffizier und Investor das an?

Victor Vescovo, 57, ist ehemaliger Marineoffizier, Investor und Entdecker. Mit der früheren Astronautin Kathryn Sullivan erreichte er 2020 im Westpazifik das Challengertief, eine der tiefsten Stellen des Marianengrabens. Seit 2019 unterstützt ihn die Uhrenmarke Omega

Herr Vescovo, Sie wagten sich 17-mal in Ozeantiefen bis zu knapp elf Kilometern. Warum bloß?
VICTOR VESCOVO: Weil wir fast nichts über die dort verborgene Welt wissen. Rund 70 Prozent des Planeten werden von Wasser bedeckt, 75 Prozent des Meeresbodens sind nicht kartografiert und bloß etwa fünf Prozent gründlich erforscht.

Unterscheiden sich die Tiefseegebiete denn so stark voneinander?
Oh ja! Jeder Graben, in den wir uns mit dem Team gewagt haben, besitzt eine eigene Charakteristik und beherbergt Lebewesen, die sich über Millionen Jahre entwickelt haben. Auf jeder Mission entdecken wir mindestens eine neue Spezies. Und Mikroplastik, leider.

Sollten wir nicht vorrangig unsere Probleme an Land lösen?
Die Ozeane sind fürs Klima entscheidend. Die meisten Daten stammen aus einer Zone bis 1000 Meter Wassertiefe, weiter unten streiken viele Instrumente. Ich will helfen, unser Wissen zu vergrößern und die Erforschung der Tiefsee günstiger zu machen, damit wir genauere Klimamodelle erstellen können.

Ab in die Tiefe: Das Team von Victor Vescovo überwacht dessen Tauchgang auf den Grund des Marianengrabens
Ab in die Tiefe: Das Team von Victor Vescovo überwacht dessen Tauchgang auf den Grund des Marianengrabens
© PR

Kritiker beklagen, dass solche Unternehmungen zu Eitelkeitsprojekten für Millionäre geworden sind.
Natürlich kann ich verstehen, dass einige Menschen denken, dieses Geld sollte besser für wohltätige Projekte und Nothilfen ausgegeben werden. Ich glaube jedoch, dass Expeditionen wie unsere wichtig sind, um zu zeigen, dass wir extrem schwierige, bisher unmöglich scheinende Dinge schaffen können. Als Motivation für Fortschritte in anderen Bereichen wie Medizin, Werkstofftechnik oder Energiegewinnung. Wo wären wir heute, wenn in den 1920er-Jahren niemand etwa 20 Dollar ausgegeben hätte, damals eine Menge Geld, um in einem wundersamen „Flugzeug“ zu fliegen und damit sowohl dessen Evolution zu finanzieren, als auch die Luftfahrt erschwinglicher zu machen?

Wenn Sie einen Tag lang die Welt regieren könnten, was stünde ganz oben auf Ihrer Agenda?
Oh, das ist schwierig, weil es vieles gibt, was man in politischer oder militärischer Richtung verändern sollte, um die Welt friedlicher und kooperativer zu gestalten. Besonders am Herzen liegen mir wissenschaftliche und regulatorische Fragen, daher würde ich die UN-Definition von „Meeresforschung“ eindeutiger und liberaler formulieren, damit blinde Flecken vor den Küsten leichter erkundet werden können. Gegenwärtig stehen viele Staaten solchen Bemühungen recht feindselig gegenüber und die Verfahren zur Genehmigung sind unglaublich zäh. 

Zudem würde ich die Finanzierung für das Kartografieren der verbleibenden 75 Prozent des Meeresbodens sichern. Und, last not least, alles tun, damit die Grundlagenforschung in der Materialwissenschaft, Physik und Chemie endlich mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung erhält. Langfristig werden Fortschritte hier wie da lebensnotwendig sein.

Auch für Nicht-Abenteuerer: die Taucheruhr „Seamaster Planet Ocean Ultra Deep“ von Omega
Auch für Nicht-Abenteuerer: die Taucheruhr „Seamaster Planet Ocean Ultra Deep“ von Omega
© PR

Gibt es einen Lieblingsort von Ihren bisherigen Abenteuern?
Da kommt mir sofort das Vinson-Massiv in den Sinn, der höchste Gipfel der Antarktis. Der endlose eisblaue Himmel und darunter die Gletscher, weißen Gipfel und zerklüfteten Schneefelder. Ein atemberaubender Ort von gigantischen Dimensionen, dessen schlichte Schönheit mich wirklich beeindruckt hat. Man wähnt sich auf einem fernen Planeten, und zwar einem verdammt kalten.

Wie bereitet man sich auf solche spektakulären Wagnisse vor?
Das Wichtigste ist die akribische Planung. Dabei sind meine Mitstreiter und ich wie besessen von selbst den kleinsten Details: Wo geht es hin? Was ist das Forschungsziel? Welche Geräte müssen an Bord sein? Wie wird kommuniziert? Und wie lautet das Notfallprotokoll? Auf all diese Überlegungen und To-dos freue ich mich mittlerweile geradezu. Ach ja, und schlank genug, um durch die Einstiegsluke des Tauchbootes zu passen, muss ich natürlich bleiben.

Welche Vorhaben anderer Teams faszinieren Sie gerade?
Ich las kürzlich von mehreren Projekten, in deren Rahmen innovative Sonden tief ins Grundeis gejagt werden. Dort hofft man, lebende Organismen zu finden, was spannende Rückschlüsse auf die Eismeere des Saturn und Jupiters ermöglichen würde.

Sie kooperieren mit Omega. Warum gerade eine Uhrenmarke?
Eine analoge, nicht in Instrumente verbaute Uhr ist Vorschrift an Bord von U-Booten. Etwa, damit die Crew bei einem Notfall in regelmäßigen Abständen lautstark auf sich aufmerksam machen kann. Ich hatte mir in meiner Heimatstadt Dallas eine „Seamaster“ gekauft und bin 2018 damit knapp 8,5 Kilometer im Atlantik abgetaucht. Damit begann unser intensiver Austausch.

Sechs Kilometer wasserdicht: Gemäß der ISO-Norm 6425 ist die „Ultra Deep“ für Sättigungstaucher geeignet
Sechs Kilometer wasserdicht: Gemäß der ISO-Norm 6425 ist die „Ultra Deep“ für Sättigungstaucher geeignet
© PR

Als Fan, Nutzer und (Mit-)Entwickler von wissenschaftlicher Spezialausrüstung: Welches Gadget hat Sie zuletzt überrascht?
Bei meinem letzten Tauchgang im Marianengraben haben wir mit der Ozeanografin Dr. Dawn Wright vom Environmental Systems Research Institute (Esri) ein detailliertes Sonar-Kartierungssystem mit großer Reichweite getestet, das selbst auf dem Meeresgrund in 11.000 Metern Tiefe eingesetzt werden kann. Anstatt üblicherweise 120 Meter konnten wir mit diesem Gerät mehr als doppelt so weit sehen. Vielleicht sind bald sogar bis zu 1500 Meter möglich, was die Arbeit erheblich beschleunigen würde. 

Diese Art von technischer Innovation, nach der Regierungen und staatliche Institutionen nur selten streben, begeistert mich. Ebenso wie die Uhr, die Omega für mich konstruiert hat, und die ich bisher elfmal auf den Grund von Challenger Deep mitgenommen habe. Dort, wo über 1100 Bar Druck auf ihr lasteten. Und zwar schadlos!

Wie gehen Sie mit der Gefahr um?
Mein Teamkollege Rob McCallum sagt: „Aus der Tiefe des Ozeans kehrst du nie verwundet zurück. Höchstens gar nicht.“ Mir ist mal der Roboterarm des Tauchbootes abgefallen. Da durchzuckte mich die blanke Angst. Aber mich beruhigt, dass es seit 50 Jahren bei Profi-Expeditionen keine Toten gab.

Und die „Titan“-Katastrophe, bei der Sie zwei Freunde verloren?
In meinen Augen hat man da aus purem Ehrgeiz die Sicherheit vernachlässigt.

Was haben Sie in tiefsten Tiefen und höchsten Höhen gelernt – über die Welt, sich selbst?
Die Lektion ist eigentlich für überall dieselbe: Vieles von dem, was wir im Leben tun, ist Gefahrenminimierung. Sobald wir aus unserer Wohnungstür treten, versuchen wir, das beste Ergebnis mit dem geringsten Risiko zu erzielen. Das ist bei der Extremforschung, wie wir sie betreiben, nicht anders. Bloß gibt es deutlich mehr Variablen und die Folgen eines Scheiterns wären dramatischer. 

Doch schon mein persönlicher Held, der Polarforscher Roald Amundsen, hat einst gezeigt, dass sich mit Planung, Wissen und Disziplin selbst tollkühne Missionen auf sichere Weise meistern lassen. Gut, jedenfalls so sicher, dass eine Rückkehr sehr wahrscheinlich wird.

Treue Partnerschaft: Omega-CEO Raynald Aeschlimann und Victor Vescovo (rechts)
Treue Partnerschaft: Omega-CEO Raynald Aeschlimann und Victor Vescovo (rechts)
© PR

Denken Sie über Ihr Vermächtnis nach?
Mit der Vergangenheit beschäftige ich mich nicht allzu sehr. Ich wäre einfach glücklich, als jemand in Erinnerung zu bleiben, der an Grenzen und darüber hinaus ging. Jemand, der technologisches Neuland betrat und anderen vor Augen führte, wie viel Potenzial in uns erstaunlichen Geschöpfen steckt. Schließlich geht es im Leben nicht nur um Bequemlichkeit, sondern auch darum, ein guter Mensch zu sein – und mitzuhelfen, unsere Spezies weiterzuentwickeln.

Welche Bücher haben Sie in jüngeren Jahren zum Träumen gebracht?
Ich habe leidenschaftlich gern Science-Fiction- und Abenteuerbücher gelesen. Vermutlich hat „20.000 Meilen unter dem Meer“ den Keim für meine spätere „Five Deeps“-Expedition gelegt, die mich in einem Tauchboot auf den Grund aller Weltmeere führte. Doch auch Frank Herberts „Dune“ hat mich geprägt, mit seinen Gedanken zur Überlegenheit des Menschen gegenüber künstlicher Intelligenz. 

Nicht zu vergessen die „Kultur“-Reihe von Ian Banks, die eine zukünftige Zivilisation skizziert, in der wir dank der Technologie keine wirklichen Bedürfnisse mehr haben und in Harmonie koexistieren. Ja, vielleicht habe ich mein bisheriges Leben der Chance gewidmet – und es oft dafür riskiert – dass die Visionen dieser Autoren einmal Wirklichkeit werden.

Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?
Verbring mehr Zeit mit deinen Eltern und deiner Familie, ruf sie wenigstens öfter an. Verliere über alle den ehrgeizigen Projekten und kleinen Problemen nicht die wichtigsten Menschen in deinem Leben aus dem Blick, halte ihre Fürsorge nicht für selbstverständlich. Die Jahre vergehen wie im Flug und wenn sie nicht mehr da sind, wirst du sie unglaublich vermissen. Oh, und schaffe dir früher Hunde an. Hunde sind einfach das Beste!

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