Als Jean-Claude Biver 2011 bei einem Abendessen zur Präsentation des Modells „Big Bang Magic Gold“ plötzlich mit seinem Steakmesser an der Neuheit herumzusäbeln begann, fiel den Gästen fast der letzte Bissen aus dem Mund. Der legendäre CEO von Hublot liebte schon damals Auftritte mit medialem Wumms. Wohl wissend, dass seine Attacke keinen einzigen Kratzer auf der Lünette hinterlassen würde. Das „magische Gold“, eine exklusive Legierung aus porösem Borcarbid und 24-karätigem Gold, ist mit 1 000 Vickers schließlich dreimal so hart wie Titan. Nur Laser und Ultraschall-Schneidegeräte könnten Schäden anrichten. Unwahrscheinlich bei einem Dinner.
Die Anekdote beschreibt den damaligen Chef ebenso gut wie das Profil der lauten, experimentierwütigen Manufaktur, die er von 2004 bis 2012 führte und begehrlich machte.
Ein Erfolg, den selbst Gründer Carlo Crocco kaum für möglich gehalten haben dürfte. Der Spross einer Juwelier-Dynastie (Binda Group, Breil-Uhren) wollte sich fern der Familie beweisen, zog 1976 in die Schweiz und startete dort 1980 die Uhrenmarke Hublot. Die Premiere auf der Fachmesse Baselworld löste ein noch eher verhaltenes Echo aus, dennoch verkaufte Crocco über die nächsten fünf Jahre 50 000 Stück.
Der Durchbruch gelang mit Jean-Claude Biver, zugleich Boss, Vorstandsmitglied und Anteilseigner von Hublot. Er hatte zuvor bei Omega und Blancpain ein herausragendes Gespür für Metier, Markt und Marketing bewiesen. Ein Jahr nach Amtsantritt, im April 2005, stellte Biver in Basel den ersten „Big Bang“-Chronographen vor (Ref. 301.SB.131.RX): Wuchtige 44 Millimeter im Durchmesser, die Lünette sichtbar mit dem Korpus verschraubt, der Materialmix aus Carbon, Stahl, Kautschuk, Kevlar und Gold eine radikale Abkehr vom Mainstream.
Fünf neue Uhren-Modelle
Als „Archetyp der Sportuhr des frühen 21. Jahrhunderts“ feierte Uhrenexperte Nick Foulkes die „Big Bang“. Es gab zig (Design-)Preise, der Umsatz schnellte von 24 Mio. Franken im Jahr 2004 auf knapp 100 Mio. Franken für das Geschäftsjahr 2008 hoch – und Stars wie Usain Bolt, Jay-Z oder Bernie Ecclestone wurden Fans. Hublot blieb ein Luxus-Forschungslabor: Es folgten Varianten aus Magnesium, Tungsten, Texalium, King Gold und Keramik. Dazu eigene Werke, eine FIFA-Smartwatch und Kreationen mit siebenstelligem Preisschild.
Zum 20. Jubiläum der Uhr schlagen nun fünf Modelle der klassischen „Big Bang“ eine Brücke zur neueren Linie „Big Bang Unico“. Von der Ur-Uhr stammen Optik, Carbonzifferblatt, genietete arabische Ziffern, Kautschukband und Chronografen-Layout. Im Inneren gibt jetzt ein aktuelles Unico-Werk mit goldenem Rotor den Takt vor.
Das genaue Rezept für „Magic Gold“ übrigens teilt Hublot angeblich nicht einmal mit LVMH-Schwestern wie TAG Heuer oder Zenith. Das bleibt am Stammsitz in Nyon unter Verschluss.