Die Finanzen der Royals

Das britische Königshaus wird weitgehend von den Steuerzahlern über den sogenannten Sovereign Grant finanziert. Diese Zuwendung für den Souverän belief sich laut der BBC im Finanzjahr 2021-2022 auf rund 86,3 Mio. Britische Pfund. Das habe 1,29 Pfund pro Einwohner entsprochen. Damit kamen die Royals dem Bericht zufolge aber nicht aus. Die auf zehn Jahre angelegte Renovierung von Buckingham Palace habe die jährlichen Ausgaben auf 102,4 Mio. Pfund in die Höhe getrieben. Die Differenz sei aus Überschüssen der vorangegangenen Jahre beglichen worden.

Der Sovereign Grant kommt nicht nur dem Regenten, König Charles III., zugute. Er deckt auch die Ausgaben anderer Mitglieder der königlichen Familie ab, die bei der Erfüllung royaler Pflichten entstehen. Darunter fallen beispielsweise Reisekosten. Der mit 226.383 Pfund teuerste Trip 2022 führte laut der BBC Prinz William und seine Frau Kate Middleton in die Karibik. Prinz Harry und Ehefrau Meghan erhalten nach ihrem Rückzug als aktive Mitglieder des Königshauses keine Zuwendungen mehr aus dem Sovereign Grant.

Der Sovereign Grant speist sich aus Gewinnen des sogenannten Crown Estate (Besitztümer der Krone). Dahinter steckt laut der „New York Times“ eines der größten Portolios für Immobilien und Grundstücke im Vereinigten Königreich. Der Gesamtwert soll sich auf rund 8 Mrd. Pfund belaufen. Es umfasst den Angaben zufolge Immobilien in London, gewerblich genutzte Flächen im ganzen Land und auch Meeresboden. Laut BBC zählen die vornehme Regent Street (Foto) in London sowie die Pferderennbahn in Ascot zum Portfolio. Dessen operativer Gewinn belief sich laut den Berichten zuletzt auf rund 328 Mio. Pfund.

Die Immobilien des Crown Estate gehören nicht dem Königshaus, sondern fallen dem König während seiner Regentschaft lediglich zu. Charles III. könnte den Crown Estate deshalb nicht einfach verkaufen. Die Gewinne werden direkt an die Regierung abgetreten. Die unterstützt die Royals im Gegenzug über den Sovereign Grant. Diese Regelung wurde 1760 unter King George III. mit der Regierung ausgehandelt. Das Königshaus erhält einen festen Prozentsatz aus den Gewinnen des Crown Estate. Sollten die unter das Vorjahresniveau fallen, kommt laut BBC das Finanzministerium für die Differenz auf.

Die führenden Mitglieder des britischen Königshauses verfügen auch über signifikantes Vermögen in Form eines privaten Anwesens. Das „Duchy of Lancaster“ (Herzogtum von Lancaster) geht von jedem Monarchen auf den nächsten über. Es umfasst laut BBC mehr als 18.000 Hektar Land in Grafschaften wie Lancashire und Yorkshire sowie Immobilien in London. Die jährlichen Gewinne sollen bei etwa 20 Mio. Pfund pro Jahr liegen. Die „New York Times“ bezifferte den Gesamtwert der Immobilien auf etwa 818 Mio. Pfund. Laut dem Blatt gilt auch hier: Die Royals haben Anspruch auf die Gewinne, dürfen aber nicht das Grundkapital antasten. Queen Elizabeth II. verfügte zudem über persönliches Eigentum, darunter die Anwesen in Balmoral und Sandringham.

Der Duke of Cornwall, aktuell Prinz William, hat Anspruch auf die Duchy of Cornwall. Zu diesem Herzogtum gehören Ländereien im Südwesten Englands. Die Gewinne lagen laut „New York Times“ zuletzt bei knapp 25 Millionen Pfund pro Jahr.

Kritiker monieren, dass das Königshaus für die Steuerzahler in Wahrheit deutlich teurer ist, als die Höhe des Sovereign Grant glauben macht. Denn der umfasst nicht die Ausgaben für die Sicherheit der Royals. Und die sind wenig überraschend erheblich. Die Kosten werden laut der BBC weitgehend von der Metropolitan Police in London getragen. Gegner der Monarchie sprechen von bis zu 345 Mio. Pfund, die die Sicherheit des Königshauses den Steuerzahler jedes Jahr kostet. Befürworter verweisen hingegen auf Mehreinnahmen, die der Monarch und seine Familie für das Land generieren, etwa im Tourismus.

Queen Elizabeth II. und ihr Sohn haben Steuern gezahlt – freiwillig, wie die Krone betont. Es ist anzunehmen, dass König Charles III. dies fortführen wird. Die offizielle Internetseite der Krone zum Thema „Steuern“ wurde seit dem Tod der Regentin nicht aktualisiert. Demnach zahlten Elizabeth II. und der damalige Thronfolger freiwillig Steuern auf die Gewinne ihrer Herzogtümer. Die Queen habe seit 1993 Einkommenssteuer auf ihre persönlichen Einnahmen entrichtet.